Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Fortgang derselben in Deutschland. Würzburg. Auswanderung: wenn die Religion des Fürsten ein Greuelsey, der solle auch an seinem Lande keinen Theil haben 1). Vergebens verwandten sich die Nachbarn hiegegen. Bischof Julius pflegte zu sagen: nicht das was er thue, errege ihm Bedenklichkeiten, sondern daß er es so spät thue. Auf das eifrigste standen ihm die Jesuiten bei. Besonders bemerkte man den Pater Gerhard Weller, der allein und ohne Ge- päck zu Fuß von Ort zu Ort zog und predigte. In dem Eiren Jahre 1586 wurden 14 Städte und Märkte, über 200 Dörfer, bei 62000 Seelen zum Katholicismus zu- rückgebracht. Nur die Hauptstadt des Stiftes war noch übrig: im Merz 1587 nahm der Bischof auch diese vor. Er ließ den Stadtrath vor sich kommen: dann setzte er für jedes Viertel und jede Pfarre eine Commission nieder, wel- che die Bürger einzeln verhörte. Eben hier fand sich, daß die Hälfte derselben protestantische Meinungen hegte. Man- che waren nur schwach in ihrem Glauben: bald fügten sie sich, und die feierliche Communion, welche der Bischof zu Ostern im Dome veranstaltete, bei der er selbst das Amt hielt, war schon sehr zahlreich; Andere hielten sich länger; noch Andere zogen es vor, das Ihre zu verkaufen und aus- zuwandern. Unter diesen waren vier Rathsherrn. Ein Beispiel durch das sich vor allem der nächste 1) Lebensbeschreibung des Bischofs Julius in Gropps Chronik
von Würzburg p. 335: "es ward ihnen angesagt sich von den Aemtern und Befehlen zu drossen und ihr Hauswesen außer dem Stift zu suchen." Ich benutze diese Lebensbeschreibung hier auch sonst, mit ihr besonders Christophori Mariani Augustani Encae- nia et Tricennalia Juliana in Gropps Scriptt. Wirceb. tom. I. Fortgang derſelben in Deutſchland. Wuͤrzburg. Auswanderung: wenn die Religion des Fuͤrſten ein Greuelſey, der ſolle auch an ſeinem Lande keinen Theil haben 1). Vergebens verwandten ſich die Nachbarn hiegegen. Biſchof Julius pflegte zu ſagen: nicht das was er thue, errege ihm Bedenklichkeiten, ſondern daß er es ſo ſpaͤt thue. Auf das eifrigſte ſtanden ihm die Jeſuiten bei. Beſonders bemerkte man den Pater Gerhard Weller, der allein und ohne Ge- paͤck zu Fuß von Ort zu Ort zog und predigte. In dem Eiren Jahre 1586 wurden 14 Staͤdte und Maͤrkte, uͤber 200 Doͤrfer, bei 62000 Seelen zum Katholicismus zu- ruͤckgebracht. Nur die Hauptſtadt des Stiftes war noch uͤbrig: im Merz 1587 nahm der Biſchof auch dieſe vor. Er ließ den Stadtrath vor ſich kommen: dann ſetzte er fuͤr jedes Viertel und jede Pfarre eine Commiſſion nieder, wel- che die Buͤrger einzeln verhoͤrte. Eben hier fand ſich, daß die Haͤlfte derſelben proteſtantiſche Meinungen hegte. Man- che waren nur ſchwach in ihrem Glauben: bald fuͤgten ſie ſich, und die feierliche Communion, welche der Biſchof zu Oſtern im Dome veranſtaltete, bei der er ſelbſt das Amt hielt, war ſchon ſehr zahlreich; Andere hielten ſich laͤnger; noch Andere zogen es vor, das Ihre zu verkaufen und aus- zuwandern. Unter dieſen waren vier Rathsherrn. Ein Beiſpiel durch das ſich vor allem der naͤchſte 1) Lebensbeſchreibung des Biſchofs Julius in Gropps Chronik
von Wuͤrzburg p. 335: „es ward ihnen angeſagt ſich von den Aemtern und Befehlen zu droſſen und ihr Hausweſen außer dem Stift zu ſuchen.“ Ich benutze dieſe Lebensbeſchreibung hier auch ſonſt, mit ihr beſonders Christophori Mariani Augustani Encae- nia et Tricennalia Juliana in Gropps Scriptt. Wirceb. tom. I. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0133" n="121"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Fortgang derſelben in Deutſchland. Wuͤrzburg</hi>.</fw><lb/> Auswanderung: wenn die Religion des Fuͤrſten ein Greuel<lb/> ſey, der ſolle auch an ſeinem Lande keinen Theil haben <note place="foot" n="1)">Lebensbeſchreibung des Biſchofs Julius in Gropps Chronik<lb/> von Wuͤrzburg <hi rendition="#aq">p.</hi> 335: „es ward ihnen angeſagt ſich von den<lb/> Aemtern und Befehlen zu droſſen und ihr Hausweſen außer dem<lb/> Stift zu ſuchen.“ Ich benutze dieſe Lebensbeſchreibung hier auch<lb/> ſonſt, mit ihr beſonders <hi rendition="#aq">Christophori Mariani Augustani Encae-<lb/> nia et Tricennalia Juliana</hi> in Gropps <hi rendition="#aq">Scriptt. Wirceb. tom. I.</hi></note>.<lb/> Vergebens verwandten ſich die Nachbarn hiegegen. Biſchof<lb/> Julius pflegte zu ſagen: nicht das was er thue, errege ihm<lb/> Bedenklichkeiten, ſondern daß er es ſo ſpaͤt thue. Auf das<lb/> eifrigſte ſtanden ihm die Jeſuiten bei. Beſonders bemerkte<lb/> man den Pater Gerhard Weller, der allein und ohne Ge-<lb/> paͤck zu Fuß von Ort zu Ort zog und predigte. In dem<lb/> Eiren Jahre 1586 wurden 14 Staͤdte und Maͤrkte, uͤber<lb/> 200 Doͤrfer, bei 62000 Seelen zum Katholicismus zu-<lb/> ruͤckgebracht. Nur die Hauptſtadt des Stiftes war noch<lb/> uͤbrig: im Merz 1587 nahm der Biſchof auch dieſe vor.<lb/> Er ließ den Stadtrath vor ſich kommen: dann ſetzte er fuͤr<lb/> jedes Viertel und jede Pfarre eine Commiſſion nieder, wel-<lb/> che die Buͤrger einzeln verhoͤrte. Eben hier fand ſich, daß<lb/> die Haͤlfte derſelben proteſtantiſche Meinungen hegte. Man-<lb/> che waren nur ſchwach in ihrem Glauben: bald fuͤgten ſie<lb/> ſich, und die feierliche Communion, welche der Biſchof zu<lb/> Oſtern im Dome veranſtaltete, bei der er ſelbſt das Amt<lb/> hielt, war ſchon ſehr zahlreich; Andere hielten ſich laͤnger;<lb/> noch Andere zogen es vor, das Ihre zu verkaufen und aus-<lb/> zuwandern. Unter dieſen waren vier Rathsherrn.</p><lb/> <p>Ein Beiſpiel durch das ſich vor allem der naͤchſte<lb/> geiſtliche Nachbar von Wuͤrzburg der Biſchof von Bam-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [121/0133]
Fortgang derſelben in Deutſchland. Wuͤrzburg.
Auswanderung: wenn die Religion des Fuͤrſten ein Greuel
ſey, der ſolle auch an ſeinem Lande keinen Theil haben 1).
Vergebens verwandten ſich die Nachbarn hiegegen. Biſchof
Julius pflegte zu ſagen: nicht das was er thue, errege ihm
Bedenklichkeiten, ſondern daß er es ſo ſpaͤt thue. Auf das
eifrigſte ſtanden ihm die Jeſuiten bei. Beſonders bemerkte
man den Pater Gerhard Weller, der allein und ohne Ge-
paͤck zu Fuß von Ort zu Ort zog und predigte. In dem
Eiren Jahre 1586 wurden 14 Staͤdte und Maͤrkte, uͤber
200 Doͤrfer, bei 62000 Seelen zum Katholicismus zu-
ruͤckgebracht. Nur die Hauptſtadt des Stiftes war noch
uͤbrig: im Merz 1587 nahm der Biſchof auch dieſe vor.
Er ließ den Stadtrath vor ſich kommen: dann ſetzte er fuͤr
jedes Viertel und jede Pfarre eine Commiſſion nieder, wel-
che die Buͤrger einzeln verhoͤrte. Eben hier fand ſich, daß
die Haͤlfte derſelben proteſtantiſche Meinungen hegte. Man-
che waren nur ſchwach in ihrem Glauben: bald fuͤgten ſie
ſich, und die feierliche Communion, welche der Biſchof zu
Oſtern im Dome veranſtaltete, bei der er ſelbſt das Amt
hielt, war ſchon ſehr zahlreich; Andere hielten ſich laͤnger;
noch Andere zogen es vor, das Ihre zu verkaufen und aus-
zuwandern. Unter dieſen waren vier Rathsherrn.
Ein Beiſpiel durch das ſich vor allem der naͤchſte
geiſtliche Nachbar von Wuͤrzburg der Biſchof von Bam-
1) Lebensbeſchreibung des Biſchofs Julius in Gropps Chronik
von Wuͤrzburg p. 335: „es ward ihnen angeſagt ſich von den
Aemtern und Befehlen zu droſſen und ihr Hausweſen außer dem
Stift zu ſuchen.“ Ich benutze dieſe Lebensbeſchreibung hier auch
ſonſt, mit ihr beſonders Christophori Mariani Augustani Encae-
nia et Tricennalia Juliana in Gropps Scriptt. Wirceb. tom. I.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |