Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch V. Gegenreformationen. römischen Candidaten zurückzuweisen. Und welches Ansehen,welchen Einfluß müsse dieß der Curie verschaffen. Wir sehen wohl, wie lebhaft man noch auf eine völ- Auch dürfen wir nicht glauben, daß diese Rathschläge Die Thätigkeit und gute Ordnung des Kammergerichts Buch V. Gegenreformationen. roͤmiſchen Candidaten zuruͤckzuweiſen. Und welches Anſehen,welchen Einfluß muͤſſe dieß der Curie verſchaffen. Wir ſehen wohl, wie lebhaft man noch auf eine voͤl- Auch duͤrfen wir nicht glauben, daß dieſe Rathſchlaͤge Die Thaͤtigkeit und gute Ordnung des Kammergerichts <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0154" n="142"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch <hi rendition="#aq">V.</hi> Gegenreformationen</hi>.</fw><lb/> roͤmiſchen Candidaten zuruͤckzuweiſen. Und welches Anſehen,<lb/> welchen Einfluß muͤſſe dieß der Curie verſchaffen.</p><lb/> <p>Wir ſehen wohl, wie lebhaft man noch auf eine voͤl-<lb/> lige Wiederherſtellung der alten Gewalt dachte. Den<lb/> Adel zu gewinnen: den hoͤhern Buͤrgerſtand im roͤmiſchen<lb/> Intereſſe zu erziehen: die Jugend in dieſem Sinne zu un-<lb/> terweiſen: den alten Einfluß auf die Stifter wiederherzu-<lb/> ſtellen, obwohl ſie proteſtantiſch geworden: bei dem Kam-<lb/> mergerichte das Uebergewicht wieder zu erlangen: maͤchtige<lb/> Reichsfuͤrſten zu bekehren: die vorherrſchende katholiſche<lb/> Macht in die deutſchen Bundesverhaͤltniſſe zu verflechten:<lb/> — ſo viel Entwuͤrfe faßte man auf einmal.</p><lb/> <p>Auch duͤrfen wir nicht glauben, daß dieſe Rathſchlaͤge<lb/> vernachlaͤſſigt worden. Als man ſie in Rom vorlegte, war<lb/> man in Deutſchland ſchon beſchaͤftigt ſie auszufuͤhren.</p><lb/> <p>Die Thaͤtigkeit und gute Ordnung des Kammergerichts<lb/> beruhte vorzuͤglich auf den jaͤhrlichen Viſitationen, die immer<lb/> von ſieben Staͤnden des Reichs nach ihrer Reihenfolge am<lb/> Reichstage vorgenommen wurden. Oefter war bei dieſen<lb/> Viſitationen die Mehrzahl katholiſch geweſen: im Jahre<lb/> 1588 war ſie einmal proteſtantiſch: der proteſtantiſche Erz-<lb/> biſchof von Magdeburg ſollte unter andern daran Theil<lb/> nehmen. Katholiſcher Seits entſchloß man ſich dieß nicht<lb/> zu geſtatten. Als Churmainz im Begriff war die Staͤnde<lb/> zu berufen, befahl ihm der Kaiſer aus eigener Macht, die<lb/> Viſitationen fuͤr dieſes Jahr aufzuſchieben. Es war aber<lb/> mit Einem Jahre nicht gethan. Die Reihenfolge blieb im-<lb/> mer die nemliche: noch lange hatte man einen proteſtanti-<lb/> ſchen Erzbiſchof von Magdeburg zu fuͤrchten: man zog es<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [142/0154]
Buch V. Gegenreformationen.
roͤmiſchen Candidaten zuruͤckzuweiſen. Und welches Anſehen,
welchen Einfluß muͤſſe dieß der Curie verſchaffen.
Wir ſehen wohl, wie lebhaft man noch auf eine voͤl-
lige Wiederherſtellung der alten Gewalt dachte. Den
Adel zu gewinnen: den hoͤhern Buͤrgerſtand im roͤmiſchen
Intereſſe zu erziehen: die Jugend in dieſem Sinne zu un-
terweiſen: den alten Einfluß auf die Stifter wiederherzu-
ſtellen, obwohl ſie proteſtantiſch geworden: bei dem Kam-
mergerichte das Uebergewicht wieder zu erlangen: maͤchtige
Reichsfuͤrſten zu bekehren: die vorherrſchende katholiſche
Macht in die deutſchen Bundesverhaͤltniſſe zu verflechten:
— ſo viel Entwuͤrfe faßte man auf einmal.
Auch duͤrfen wir nicht glauben, daß dieſe Rathſchlaͤge
vernachlaͤſſigt worden. Als man ſie in Rom vorlegte, war
man in Deutſchland ſchon beſchaͤftigt ſie auszufuͤhren.
Die Thaͤtigkeit und gute Ordnung des Kammergerichts
beruhte vorzuͤglich auf den jaͤhrlichen Viſitationen, die immer
von ſieben Staͤnden des Reichs nach ihrer Reihenfolge am
Reichstage vorgenommen wurden. Oefter war bei dieſen
Viſitationen die Mehrzahl katholiſch geweſen: im Jahre
1588 war ſie einmal proteſtantiſch: der proteſtantiſche Erz-
biſchof von Magdeburg ſollte unter andern daran Theil
nehmen. Katholiſcher Seits entſchloß man ſich dieß nicht
zu geſtatten. Als Churmainz im Begriff war die Staͤnde
zu berufen, befahl ihm der Kaiſer aus eigener Macht, die
Viſitationen fuͤr dieſes Jahr aufzuſchieben. Es war aber
mit Einem Jahre nicht gethan. Die Reihenfolge blieb im-
mer die nemliche: noch lange hatte man einen proteſtanti-
ſchen Erzbiſchof von Magdeburg zu fuͤrchten: man zog es
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |