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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Hierauf versammelte sich die Sorbonne, am 7. Januar
1589. "Nachdem," lautet ihr Urtheil, "die reifliche und
freie Berathung aller Magistri gehört, nachdem viele und
mancherlei Gründe vernommen worden -- aus der heili-
gen Schrift, dem canonischen Recht und den päpstlichen
Verordnungen größtentheils wörtlich gezogen --, ist von
dem Decan der Facultät, ohne allen Widerspruch, da-
hin geschlossen worden, zuerst, daß das Volk dieses Reiches
von dem Eide der Treue und des Gehorsams, den es dem
König Heinrich geleistet hat, entbunden sey: ferner, daß
dieses Volk ohne Beschwerde in seinem Gewissen sich ver-
einigen, bewaffnen, Geld zusammenbringen könne zur Be-
hauptung der römisch-katholischen apostolischen Religion
gegen die verabscheuungswürdigen Unternehmungen des ge-
nannten Königs." 1) Siebzig Mitglieder der Facultät
waren hiebei zugegen: vornehmlich die jüngern setzten den
Beschluß mit wilder Begeisterung durch 2).

Die allgemeine Zustimmung, welche diese Theorien fan-
den, kam ohne Zweifel hauptsächlich daher, weil sie wirk-
lich in diesem Augenblick der Ausdruck der Thatsache, der
historischen Erscheinung waren. In den französischen Un-
ruhen waren ja eben volksthümlicher und geistlicher Wi-
derstand von verschiedenen Seiten her in Bund getreten:
die Pariser Bürgerschaft ward von einem Legaten des Pap-

1) Responsum facultatis theologicae Parisiensis: abgedruckt
in den Additions au journal de Henry III tom. I, p. 317.
2) Thuanus lib. 94, p. 258 gibt die Zahl der Anwesenden
nur auf sechszig an, und will ihre Einstimmigkeit nicht Wort ha-
ben, obwohl jenes Document wörtlich sagt: audita omnium et sin-
gulorum magistrorum, qui ad septuaginta convenerant, delibera-
tione -- -- conclusum est nemine refragrante
-- --.

Buch VI. Innere Streitigkeiten.
Hierauf verſammelte ſich die Sorbonne, am 7. Januar
1589. „Nachdem,“ lautet ihr Urtheil, „die reifliche und
freie Berathung aller Magiſtri gehoͤrt, nachdem viele und
mancherlei Gruͤnde vernommen worden — aus der heili-
gen Schrift, dem canoniſchen Recht und den paͤpſtlichen
Verordnungen groͤßtentheils woͤrtlich gezogen —, iſt von
dem Decan der Facultaͤt, ohne allen Widerſpruch, da-
hin geſchloſſen worden, zuerſt, daß das Volk dieſes Reiches
von dem Eide der Treue und des Gehorſams, den es dem
Koͤnig Heinrich geleiſtet hat, entbunden ſey: ferner, daß
dieſes Volk ohne Beſchwerde in ſeinem Gewiſſen ſich ver-
einigen, bewaffnen, Geld zuſammenbringen koͤnne zur Be-
hauptung der roͤmiſch-katholiſchen apoſtoliſchen Religion
gegen die verabſcheuungswuͤrdigen Unternehmungen des ge-
nannten Koͤnigs.“ 1) Siebzig Mitglieder der Facultaͤt
waren hiebei zugegen: vornehmlich die juͤngern ſetzten den
Beſchluß mit wilder Begeiſterung durch 2).

Die allgemeine Zuſtimmung, welche dieſe Theorien fan-
den, kam ohne Zweifel hauptſaͤchlich daher, weil ſie wirk-
lich in dieſem Augenblick der Ausdruck der Thatſache, der
hiſtoriſchen Erſcheinung waren. In den franzoͤſiſchen Un-
ruhen waren ja eben volksthuͤmlicher und geiſtlicher Wi-
derſtand von verſchiedenen Seiten her in Bund getreten:
die Pariſer Buͤrgerſchaft ward von einem Legaten des Pap-

1) Responsum facultatis theologicae Parisiensis: abgedruckt
in den Additions au journal de Henry III tom. I, p. 317.
2) Thuanus lib. 94, p. 258 gibt die Zahl der Anweſenden
nur auf ſechszig an, und will ihre Einſtimmigkeit nicht Wort ha-
ben, obwohl jenes Document woͤrtlich ſagt: audita omnium et sin-
gulorum magistrorum, qui ad septuaginta convenerant, delibera-
tione — — conclusum est nemine refragrante
— —.
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[188/0200] Buch VI. Innere Streitigkeiten. Hierauf verſammelte ſich die Sorbonne, am 7. Januar 1589. „Nachdem,“ lautet ihr Urtheil, „die reifliche und freie Berathung aller Magiſtri gehoͤrt, nachdem viele und mancherlei Gruͤnde vernommen worden — aus der heili- gen Schrift, dem canoniſchen Recht und den paͤpſtlichen Verordnungen groͤßtentheils woͤrtlich gezogen —, iſt von dem Decan der Facultaͤt, ohne allen Widerſpruch, da- hin geſchloſſen worden, zuerſt, daß das Volk dieſes Reiches von dem Eide der Treue und des Gehorſams, den es dem Koͤnig Heinrich geleiſtet hat, entbunden ſey: ferner, daß dieſes Volk ohne Beſchwerde in ſeinem Gewiſſen ſich ver- einigen, bewaffnen, Geld zuſammenbringen koͤnne zur Be- hauptung der roͤmiſch-katholiſchen apoſtoliſchen Religion gegen die verabſcheuungswuͤrdigen Unternehmungen des ge- nannten Koͤnigs.“ 1) Siebzig Mitglieder der Facultaͤt waren hiebei zugegen: vornehmlich die juͤngern ſetzten den Beſchluß mit wilder Begeiſterung durch 2). Die allgemeine Zuſtimmung, welche dieſe Theorien fan- den, kam ohne Zweifel hauptſaͤchlich daher, weil ſie wirk- lich in dieſem Augenblick der Ausdruck der Thatſache, der hiſtoriſchen Erſcheinung waren. In den franzoͤſiſchen Un- ruhen waren ja eben volksthuͤmlicher und geiſtlicher Wi- derſtand von verſchiedenen Seiten her in Bund getreten: die Pariſer Buͤrgerſchaft ward von einem Legaten des Pap- 1) Responsum facultatis theologicae Parisiensis: abgedruckt in den Additions au journal de Henry III tom. I, p. 317. 2) Thuanus lib. 94, p. 258 gibt die Zahl der Anweſenden nur auf ſechszig an, und will ihre Einſtimmigkeit nicht Wort ha- ben, obwohl jenes Document woͤrtlich ſagt: audita omnium et sin- gulorum magistrorum, qui ad septuaginta convenerant, delibera- tione — — conclusum est nemine refragrante — —.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/200>, abgerufen am 24.11.2024.