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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Letzte Zeiten Sixtus V.

Entwürfe, oder vielmehr -- denn dieß Wort lautet fast
zu bestimmt -- Einbildungen, Luftschlösser der außerordent-
lichsten Art. Wie sehr scheinen sie jener angestrengten rea-
len, auf das Ziel dringenden Thätigkeit des Papstes zu wi-
dersprechen!

Und doch -- dürfte man nicht behaupten, daß auch
diese oft auf überschwenglichen unausführbaren Gedanken
beruhte? Die Erhebung von Rom zu einer regelmäßig,
nach Verlauf bestimmter Jahre, aus allen Ländern, selbst
aus Amerika zu besuchenden Metropole der Christenheit, --
die Verwandlung antiker Monumente in Denkmale der
Ueberwältigung des Heidenthums durch die christliche Re-
ligion, -- die Anhäufung geliehener verzinsbarer Gelder zu
einem Schatze, auf dem die weltliche Macht des Kirchen-
staates beruhen soll: alles Plane die das Maaß des Er-
reichbaren übersteigen, deren Ursprung in dem Feuer re-
ligiöser Phantasie liegt, -- und die doch die Lebensthätig-
keit des Papstes größtentheils bestimmten.

Von Jugend auf ist das menschliche Thun und Las-
sen von Hoffnungen und Wünschen, die Gegenwart, möch-

prest a se laisser aller et ce par la persuasion de quelqu'uns qui
pour lors etoient pres de S. M., Mr de Schomberg rompist ce
coup par telles raisons, que ce seroit l'invertir l'ordre de France,
abolir les loix fondamentales, laisser a la posterite un argument
certain de la lachete et pusillanimite de S. M.
Es ist wohl wahr,
daß Schomberg sich ein Verdienst daraus macht diese Absicht rückgängig
gemacht zu haben; aber darum möchte ich doch nicht sogleich sagen,
daß sie ganz aus der Luft gegriffen wäre. Das Memoire, welches
die Rechtmäßigkeit der Ansprüche Heinrichs IV. ausführt, hat noch
darin eine gewisse Gewähr der Echtheit für sich, daß es dort un-
scheinbar unter andern Papieren liegt. Nur ist es merkwürdig, daß
davon weiter nichts verlautet sein soll.
Letzte Zeiten Sixtus V.

Entwuͤrfe, oder vielmehr — denn dieß Wort lautet faſt
zu beſtimmt — Einbildungen, Luftſchloͤſſer der außerordent-
lichſten Art. Wie ſehr ſcheinen ſie jener angeſtrengten rea-
len, auf das Ziel dringenden Thaͤtigkeit des Papſtes zu wi-
derſprechen!

Und doch — duͤrfte man nicht behaupten, daß auch
dieſe oft auf uͤberſchwenglichen unausfuͤhrbaren Gedanken
beruhte? Die Erhebung von Rom zu einer regelmaͤßig,
nach Verlauf beſtimmter Jahre, aus allen Laͤndern, ſelbſt
aus Amerika zu beſuchenden Metropole der Chriſtenheit, —
die Verwandlung antiker Monumente in Denkmale der
Ueberwaͤltigung des Heidenthums durch die chriſtliche Re-
ligion, — die Anhaͤufung geliehener verzinsbarer Gelder zu
einem Schatze, auf dem die weltliche Macht des Kirchen-
ſtaates beruhen ſoll: alles Plane die das Maaß des Er-
reichbaren uͤberſteigen, deren Urſprung in dem Feuer re-
ligioͤſer Phantaſie liegt, — und die doch die Lebensthaͤtig-
keit des Papſtes groͤßtentheils beſtimmten.

Von Jugend auf iſt das menſchliche Thun und Laſ-
ſen von Hoffnungen und Wuͤnſchen, die Gegenwart, moͤch-

prest a se laisser aller et ce par la persuasion de quelqu’uns qui
pour lors etoient pres de S. M., Mr de Schomberg rompist ce
coup par telles raisons, que ce seroit l’invertir l’ordre de France,
abolir les loix fondamentales, laisser à la posterité un argument
certain de la lâcheté et pusillanimité de S. M.
Es iſt wohl wahr,
daß Schomberg ſich ein Verdienſt daraus macht dieſe Abſicht ruͤckgaͤngig
gemacht zu haben; aber darum moͤchte ich doch nicht ſogleich ſagen,
daß ſie ganz aus der Luft gegriffen waͤre. Das Memoire, welches
die Rechtmaͤßigkeit der Anſpruͤche Heinrichs IV. ausfuͤhrt, hat noch
darin eine gewiſſe Gewaͤhr der Echtheit fuͤr ſich, daß es dort un-
ſcheinbar unter andern Papieren liegt. Nur iſt es merkwuͤrdig, daß
davon weiter nichts verlautet ſein ſoll.
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[201/0213] Letzte Zeiten Sixtus V. Entwuͤrfe, oder vielmehr — denn dieß Wort lautet faſt zu beſtimmt — Einbildungen, Luftſchloͤſſer der außerordent- lichſten Art. Wie ſehr ſcheinen ſie jener angeſtrengten rea- len, auf das Ziel dringenden Thaͤtigkeit des Papſtes zu wi- derſprechen! Und doch — duͤrfte man nicht behaupten, daß auch dieſe oft auf uͤberſchwenglichen unausfuͤhrbaren Gedanken beruhte? Die Erhebung von Rom zu einer regelmaͤßig, nach Verlauf beſtimmter Jahre, aus allen Laͤndern, ſelbſt aus Amerika zu beſuchenden Metropole der Chriſtenheit, — die Verwandlung antiker Monumente in Denkmale der Ueberwaͤltigung des Heidenthums durch die chriſtliche Re- ligion, — die Anhaͤufung geliehener verzinsbarer Gelder zu einem Schatze, auf dem die weltliche Macht des Kirchen- ſtaates beruhen ſoll: alles Plane die das Maaß des Er- reichbaren uͤberſteigen, deren Urſprung in dem Feuer re- ligioͤſer Phantaſie liegt, — und die doch die Lebensthaͤtig- keit des Papſtes groͤßtentheils beſtimmten. Von Jugend auf iſt das menſchliche Thun und Laſ- ſen von Hoffnungen und Wuͤnſchen, die Gegenwart, moͤch- 1) 1) prest a se laisser aller et ce par la persuasion de quelqu’uns qui pour lors etoient pres de S. M., Mr de Schomberg rompist ce coup par telles raisons, que ce seroit l’invertir l’ordre de France, abolir les loix fondamentales, laisser à la posterité un argument certain de la lâcheté et pusillanimité de S. M. Es iſt wohl wahr, daß Schomberg ſich ein Verdienſt daraus macht dieſe Abſicht ruͤckgaͤngig gemacht zu haben; aber darum moͤchte ich doch nicht ſogleich ſagen, daß ſie ganz aus der Luft gegriffen waͤre. Das Memoire, welches die Rechtmaͤßigkeit der Anſpruͤche Heinrichs IV. ausfuͤhrt, hat noch darin eine gewiſſe Gewaͤhr der Echtheit fuͤr ſich, daß es dort un- ſcheinbar unter andern Papieren liegt. Nur iſt es merkwuͤrdig, daß davon weiter nichts verlautet ſein ſoll.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/213>, abgerufen am 21.11.2024.