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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Clemens VIII.
fürchtete ihm die Erziehung, deren sein Talent würdig war,
nicht geben zu können. Aber einmal nahm sich Cardinal
Alessandro Farnese des Knaben an, und bewilligte ihm
eine jährliche Unterstützung aus den Einkünften seines Bis-
thums Spoleto: dann beförderte ihn das aufkommende
Glück seiner Brüder von selbst. Er gelangte bald in die
Prälatur, hierauf in die Stelle seines ältesten Bruders
in dem Gerichtshof der Rota; Sixtus V. ernannte ihn
zum Cardinal, und übertrug ihm eine Sendung nach Po-
len. Durch diese kam er zuerst mit dem Hause Oest-
reich in eine gewisse Verbindung. Das gesammte Haus
sah es als einen Dienst an, daß der Cardinal, der sich
dabei seiner Autorität mit Rücksicht und zum Ziele füh-
render Klugheit bediente, den Erzherzog Maximilian aus
der Gefangenschaft befreiete in der ihn die Polen hielten.
Als sich Philipp II. entschloß eine Creatur Sixtus V.
als überzähligen Candidaten zu nennen, so war dieß der
Grund, um dessen willen er den Aldobrandino Andern vor-
zog. So gelangte der Sohn eines heimathlosen Flücht-
lings, von dem man einen Augenblick gefürchtet hatte, er
werde sein Lebelang Schreiberdienste verrichten müssen, zur
höchsten Würde der katholischen Christenheit.

Nicht ohne Genugthuung wird man in der Kirche della
Minerva zu Rom das Denkmal betrachten, das Salvestro
Aldobrandino dort der Mutter einer so herrlichen Schaar
von Söhnen errichtet hat, -- "seiner theuren Frau Lesa
aus dem Hause Deti, mit der er sieben und dreißig Jahre
einträchtig gelebt."


Fano heißt es: a di 4 Marzo 1536 fu battezato un putto di Mr
Salvestro, che fu luogotenente qui: hebbe nome Ippolyto.

Clemens VIII.
fuͤrchtete ihm die Erziehung, deren ſein Talent wuͤrdig war,
nicht geben zu koͤnnen. Aber einmal nahm ſich Cardinal
Aleſſandro Farneſe des Knaben an, und bewilligte ihm
eine jaͤhrliche Unterſtuͤtzung aus den Einkuͤnften ſeines Bis-
thums Spoleto: dann befoͤrderte ihn das aufkommende
Gluͤck ſeiner Bruͤder von ſelbſt. Er gelangte bald in die
Praͤlatur, hierauf in die Stelle ſeines aͤlteſten Bruders
in dem Gerichtshof der Rota; Sixtus V. ernannte ihn
zum Cardinal, und uͤbertrug ihm eine Sendung nach Po-
len. Durch dieſe kam er zuerſt mit dem Hauſe Oeſt-
reich in eine gewiſſe Verbindung. Das geſammte Haus
ſah es als einen Dienſt an, daß der Cardinal, der ſich
dabei ſeiner Autoritaͤt mit Ruͤckſicht und zum Ziele fuͤh-
render Klugheit bediente, den Erzherzog Maximilian aus
der Gefangenſchaft befreiete in der ihn die Polen hielten.
Als ſich Philipp II. entſchloß eine Creatur Sixtus V.
als uͤberzaͤhligen Candidaten zu nennen, ſo war dieß der
Grund, um deſſen willen er den Aldobrandino Andern vor-
zog. So gelangte der Sohn eines heimathloſen Fluͤcht-
lings, von dem man einen Augenblick gefuͤrchtet hatte, er
werde ſein Lebelang Schreiberdienſte verrichten muͤſſen, zur
hoͤchſten Wuͤrde der katholiſchen Chriſtenheit.

Nicht ohne Genugthuung wird man in der Kirche della
Minerva zu Rom das Denkmal betrachten, das Salveſtro
Aldobrandino dort der Mutter einer ſo herrlichen Schaar
von Soͤhnen errichtet hat, — „ſeiner theuren Frau Leſa
aus dem Hauſe Deti, mit der er ſieben und dreißig Jahre
eintraͤchtig gelebt.“


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Salvestro, che fu luogotenente qui: hebbe nome Ippolyto.
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[233/0245] Clemens VIII. fuͤrchtete ihm die Erziehung, deren ſein Talent wuͤrdig war, nicht geben zu koͤnnen. Aber einmal nahm ſich Cardinal Aleſſandro Farneſe des Knaben an, und bewilligte ihm eine jaͤhrliche Unterſtuͤtzung aus den Einkuͤnften ſeines Bis- thums Spoleto: dann befoͤrderte ihn das aufkommende Gluͤck ſeiner Bruͤder von ſelbſt. Er gelangte bald in die Praͤlatur, hierauf in die Stelle ſeines aͤlteſten Bruders in dem Gerichtshof der Rota; Sixtus V. ernannte ihn zum Cardinal, und uͤbertrug ihm eine Sendung nach Po- len. Durch dieſe kam er zuerſt mit dem Hauſe Oeſt- reich in eine gewiſſe Verbindung. Das geſammte Haus ſah es als einen Dienſt an, daß der Cardinal, der ſich dabei ſeiner Autoritaͤt mit Ruͤckſicht und zum Ziele fuͤh- render Klugheit bediente, den Erzherzog Maximilian aus der Gefangenſchaft befreiete in der ihn die Polen hielten. Als ſich Philipp II. entſchloß eine Creatur Sixtus V. als uͤberzaͤhligen Candidaten zu nennen, ſo war dieß der Grund, um deſſen willen er den Aldobrandino Andern vor- zog. So gelangte der Sohn eines heimathloſen Fluͤcht- lings, von dem man einen Augenblick gefuͤrchtet hatte, er werde ſein Lebelang Schreiberdienſte verrichten muͤſſen, zur hoͤchſten Wuͤrde der katholiſchen Chriſtenheit. Nicht ohne Genugthuung wird man in der Kirche della Minerva zu Rom das Denkmal betrachten, das Salveſtro Aldobrandino dort der Mutter einer ſo herrlichen Schaar von Soͤhnen errichtet hat, — „ſeiner theuren Frau Leſa aus dem Hauſe Deti, mit der er ſieben und dreißig Jahre eintraͤchtig gelebt.“ 2) 2) Fano heißt es: a dì 4 Marzo 1536 fu battezato un putto di Mr Salvestro, che fu luogotenente qui: hebbe nome Ippolyto.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 233. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/245>, abgerufen am 21.11.2024.