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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Eroberung von Ferrara.
gen, die er als Fürst hielt, nähere Bekanntschaft 1): da
er nun seine ältern Freunde, die ihn kannten, auf die auch
er sich persönlich verließ, nach den verschiedenen Höfen ver-
sendete, so behielt er Niemand um sich, zu dem er wahres
Vertrauen gehabt, mit dem er sich gehörig verstanden hätte.
An falschen Schritten konnte es nicht fehlen. Von oben
her griff eine Unsicherheit um sich, wie sie dem Verder-
ben vorher zu gehn pflegt. Schon bedachten die Vorneh-
mern, die einen Antheil an der Macht besaßen, was sich
bei einer Veränderung für sie gewinnen lasse: sie suchten
insgeheim ihren Vertrag mit dem Papste abzuschließen:
Antonio Montecatino begab sich nach Rom. Ohne Zwei-
fel aber das Auffallendste, Unglücklichste war, daß sich in
dem Hause Este selbst ein Zwiespalt offenbarte. Lucrezia
hatte den Vater Cesars gehaßt, sie haßte nicht minder auch
ihn, und wollte nicht seine Unterthanin seyn: sie selbst, die
Schwester des vorigen Herzogs, trug kein Bedenken mit
dem Papst und dem Cardinal Aldobrandini in Verbindung
zu treten.

Indessen hatte der Papst den Act der Excommunica-

1) Niccolo Contarini. Cesare si ridusse in camera co' suoi
soli consiglieri, de' quali molti, per la ritiratezza nella quale era
vissuto cosi volendo chi comandava, non conosceva se non di
faccia, et egli non sufficiente di prender risolutione da se, va-
cillava nei concetti perche quelli che consigliavano erano pieni
di passioni particolari e per le speranze di Roma in cui mira-
vano infetti di grandi contaminationi.
Auch Ossat Lettres I, 495
führt als die Ursache seines Unglückes an: le peu de fidelite de ses
conseillers memes, qui partie pour son peu de resolution par-
tie pour avoir des rentes et autres biens en l'etat de l'eglise et
esperer et craindre plus du st. siege que de lui, regardoient au-
tant ou plus vers le pape que vers lui.
Päpste* 18

Eroberung von Ferrara.
gen, die er als Fuͤrſt hielt, naͤhere Bekanntſchaft 1): da
er nun ſeine aͤltern Freunde, die ihn kannten, auf die auch
er ſich perſoͤnlich verließ, nach den verſchiedenen Hoͤfen ver-
ſendete, ſo behielt er Niemand um ſich, zu dem er wahres
Vertrauen gehabt, mit dem er ſich gehoͤrig verſtanden haͤtte.
An falſchen Schritten konnte es nicht fehlen. Von oben
her griff eine Unſicherheit um ſich, wie ſie dem Verder-
ben vorher zu gehn pflegt. Schon bedachten die Vorneh-
mern, die einen Antheil an der Macht beſaßen, was ſich
bei einer Veraͤnderung fuͤr ſie gewinnen laſſe: ſie ſuchten
insgeheim ihren Vertrag mit dem Papſte abzuſchließen:
Antonio Montecatino begab ſich nach Rom. Ohne Zwei-
fel aber das Auffallendſte, Ungluͤcklichſte war, daß ſich in
dem Hauſe Eſte ſelbſt ein Zwieſpalt offenbarte. Lucrezia
hatte den Vater Ceſars gehaßt, ſie haßte nicht minder auch
ihn, und wollte nicht ſeine Unterthanin ſeyn: ſie ſelbſt, die
Schweſter des vorigen Herzogs, trug kein Bedenken mit
dem Papſt und dem Cardinal Aldobrandini in Verbindung
zu treten.

Indeſſen hatte der Papſt den Act der Excommunica-

1) Niccolò Contarini. Cesare si ridusse in camera co’ suoi
soli consiglieri, de’ quali molti, per la ritiratezza nella quale era
vissuto così volendo chi comandava, non conosceva se non di
faccia, et egli non sufficiente di prender risolutione da se, va-
cillava nei concetti perchè quelli che consigliavano erano pieni
di passioni particolari e per le speranze di Roma in cui mira-
vano infetti di grandi contaminationi.
Auch Oſſat Lettres I, 495
fuͤhrt als die Urſache ſeines Ungluͤckes an: le peu de fidelité de ses
conseillers mêmes, qui partie pour son peu de resolution par-
tie pour avoir des rentes et autres biens en l’etat de l’eglise et
esperer et craindre plus du st. siége que de lui, regardoient au-
tant ou plus vers le pape que vers lui.
Päpſte* 18
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[273/0285] Eroberung von Ferrara. gen, die er als Fuͤrſt hielt, naͤhere Bekanntſchaft 1): da er nun ſeine aͤltern Freunde, die ihn kannten, auf die auch er ſich perſoͤnlich verließ, nach den verſchiedenen Hoͤfen ver- ſendete, ſo behielt er Niemand um ſich, zu dem er wahres Vertrauen gehabt, mit dem er ſich gehoͤrig verſtanden haͤtte. An falſchen Schritten konnte es nicht fehlen. Von oben her griff eine Unſicherheit um ſich, wie ſie dem Verder- ben vorher zu gehn pflegt. Schon bedachten die Vorneh- mern, die einen Antheil an der Macht beſaßen, was ſich bei einer Veraͤnderung fuͤr ſie gewinnen laſſe: ſie ſuchten insgeheim ihren Vertrag mit dem Papſte abzuſchließen: Antonio Montecatino begab ſich nach Rom. Ohne Zwei- fel aber das Auffallendſte, Ungluͤcklichſte war, daß ſich in dem Hauſe Eſte ſelbſt ein Zwieſpalt offenbarte. Lucrezia hatte den Vater Ceſars gehaßt, ſie haßte nicht minder auch ihn, und wollte nicht ſeine Unterthanin ſeyn: ſie ſelbſt, die Schweſter des vorigen Herzogs, trug kein Bedenken mit dem Papſt und dem Cardinal Aldobrandini in Verbindung zu treten. Indeſſen hatte der Papſt den Act der Excommunica- 1) Niccolò Contarini. Cesare si ridusse in camera co’ suoi soli consiglieri, de’ quali molti, per la ritiratezza nella quale era vissuto così volendo chi comandava, non conosceva se non di faccia, et egli non sufficiente di prender risolutione da se, va- cillava nei concetti perchè quelli che consigliavano erano pieni di passioni particolari e per le speranze di Roma in cui mira- vano infetti di grandi contaminationi. Auch Oſſat Lettres I, 495 fuͤhrt als die Urſache ſeines Ungluͤckes an: le peu de fidelité de ses conseillers mêmes, qui partie pour son peu de resolution par- tie pour avoir des rentes et autres biens en l’etat de l’eglise et esperer et craindre plus du st. siége que de lui, regardoient au- tant ou plus vers le pape que vers lui. Päpſte* 18

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 273. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/285>, abgerufen am 22.11.2024.