Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Jesuitische Bewegungen.
er faßte sich und sagte: "Wir sind gehorsame Söhne: der
Wille des heiligen Vaters geschehe." Dann eilte er seine
Maaßregeln zu nehmen.

Schon auf die Wahlen verschaffte er sich einen gro-
ßen Einfluß. Es glückte ihm, selbst in Spanien mehrere
von seinen gefährlichsten Widersachern, z. B. Mariana, zu-
rückgewiesen zu sehen.

Als nun die Versammlung beisammen war, wartete
er nicht so lange, bis man ihn angriff. Gleich in der ersten
Sitzung erklärte er: da er das Unglück habe einigen seiner
Mitbrüder zu mißfallen, so bitte er vor allen andern Ge-
schäften um eine Untersuchung seines Betragens. Es ward
eine Commission ernannt: es wurden Beschwerden namhaft
gemacht; allein wie hätte ihm die Ueberschreitung eines po-
sitiven Gesetzes nachgewiesen werden sollen: er war viel zu
klug um sich eine solche zu Schulden kommen zu lassen:
er ward glänzend gerechtfertigt.

Dergestalt persönlich gesichert, ging er mit der Ver-
sammlung an die Erörterung der das Institut betreffenden
Vorschläge.

König Philipp hatte einiges gefordert, anderes der Er-
wägung empfohlen. Gefordert hatte er zweierlei: Verzicht-
leistung auf gewisse päpstliche Privilegien, z. B. verbotene

veniva ingannato da falsi delatori, che io mi dimostrava troppo
credulo.
-- Zu den Ursachen weshalb eine Congregation nothwendig
sey, rechnet man auch diese: Perche molti soggetti di valore, che
per non esser conosciuti piu che tanto da' generali non hanno
mai parte alcuna nel governo, venendo a Roma in occasione
delle congregationi sarebbero meglio conosciuti e per conse-
guenza verrebbero piu facilmente in parte del medesimo governo,
senza che questo fosse quasi sempre ristretto a pochi.
19*

Jeſuitiſche Bewegungen.
er faßte ſich und ſagte: „Wir ſind gehorſame Soͤhne: der
Wille des heiligen Vaters geſchehe.“ Dann eilte er ſeine
Maaßregeln zu nehmen.

Schon auf die Wahlen verſchaffte er ſich einen gro-
ßen Einfluß. Es gluͤckte ihm, ſelbſt in Spanien mehrere
von ſeinen gefaͤhrlichſten Widerſachern, z. B. Mariana, zu-
ruͤckgewieſen zu ſehen.

Als nun die Verſammlung beiſammen war, wartete
er nicht ſo lange, bis man ihn angriff. Gleich in der erſten
Sitzung erklaͤrte er: da er das Ungluͤck habe einigen ſeiner
Mitbruͤder zu mißfallen, ſo bitte er vor allen andern Ge-
ſchaͤften um eine Unterſuchung ſeines Betragens. Es ward
eine Commiſſion ernannt: es wurden Beſchwerden namhaft
gemacht; allein wie haͤtte ihm die Ueberſchreitung eines po-
ſitiven Geſetzes nachgewieſen werden ſollen: er war viel zu
klug um ſich eine ſolche zu Schulden kommen zu laſſen:
er ward glaͤnzend gerechtfertigt.

Dergeſtalt perſoͤnlich geſichert, ging er mit der Ver-
ſammlung an die Eroͤrterung der das Inſtitut betreffenden
Vorſchlaͤge.

Koͤnig Philipp hatte einiges gefordert, anderes der Er-
waͤgung empfohlen. Gefordert hatte er zweierlei: Verzicht-
leiſtung auf gewiſſe paͤpſtliche Privilegien, z. B. verbotene

veniva ingannato da falsi delatori, che io mi dimostrava troppo
credulo.
— Zu den Urſachen weshalb eine Congregation nothwendig
ſey, rechnet man auch dieſe: Perchè molti soggetti di valore, che
per non esser conosciuti più che tanto da’ generali non hanno
mai parte alcuna nel governo, venendo a Roma in occasione
delle congregationi sarebbero meglio conosciuti e per conse-
guenza verrebbero più facilmente in parte del medesimo governo,
senza che questo fosse quasi sempre ristretto a pochi.
19*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0303" n="291"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Je&#x017F;uiti&#x017F;che Bewegungen</hi>.</fw><lb/>
er faßte &#x017F;ich und &#x017F;agte: &#x201E;Wir &#x017F;ind gehor&#x017F;ame So&#x0364;hne: der<lb/>
Wille des heiligen Vaters ge&#x017F;chehe.&#x201C; Dann eilte er &#x017F;eine<lb/>
Maaßregeln zu nehmen.</p><lb/>
          <p>Schon auf die Wahlen ver&#x017F;chaffte er &#x017F;ich einen gro-<lb/>
ßen Einfluß. Es glu&#x0364;ckte ihm, &#x017F;elb&#x017F;t in Spanien mehrere<lb/>
von &#x017F;einen gefa&#x0364;hrlich&#x017F;ten Wider&#x017F;achern, z. B. Mariana, zu-<lb/>
ru&#x0364;ckgewie&#x017F;en zu &#x017F;ehen.</p><lb/>
          <p>Als nun die Ver&#x017F;ammlung bei&#x017F;ammen war, wartete<lb/>
er nicht &#x017F;o lange, bis man ihn angriff. Gleich in der er&#x017F;ten<lb/>
Sitzung erkla&#x0364;rte er: da er das Unglu&#x0364;ck habe einigen &#x017F;einer<lb/>
Mitbru&#x0364;der zu mißfallen, &#x017F;o bitte er vor allen andern Ge-<lb/>
&#x017F;cha&#x0364;ften um eine Unter&#x017F;uchung &#x017F;eines Betragens. Es ward<lb/>
eine Commi&#x017F;&#x017F;ion ernannt: es wurden Be&#x017F;chwerden namhaft<lb/>
gemacht; allein wie ha&#x0364;tte ihm die Ueber&#x017F;chreitung eines po-<lb/>
&#x017F;itiven Ge&#x017F;etzes nachgewie&#x017F;en werden &#x017F;ollen: er war viel zu<lb/>
klug um &#x017F;ich eine &#x017F;olche zu Schulden kommen zu la&#x017F;&#x017F;en:<lb/>
er ward gla&#x0364;nzend gerechtfertigt.</p><lb/>
          <p>Derge&#x017F;talt per&#x017F;o&#x0364;nlich ge&#x017F;ichert, ging er mit der Ver-<lb/>
&#x017F;ammlung an die Ero&#x0364;rterung der das In&#x017F;titut betreffenden<lb/>
Vor&#x017F;chla&#x0364;ge.</p><lb/>
          <p>Ko&#x0364;nig Philipp hatte einiges gefordert, anderes der Er-<lb/>
wa&#x0364;gung empfohlen. Gefordert hatte er zweierlei: Verzicht-<lb/>
lei&#x017F;tung auf gewi&#x017F;&#x017F;e pa&#x0364;p&#x017F;tliche Privilegien, z. B. verbotene<lb/><note xml:id="seg2pn_26_2" prev="#seg2pn_26_1" place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">veniva ingannato da falsi delatori, che io mi dimostrava troppo<lb/>
credulo.</hi> &#x2014; Zu den Ur&#x017F;achen weshalb eine Congregation nothwendig<lb/>
&#x017F;ey, rechnet man auch die&#x017F;e: <hi rendition="#aq">Perchè molti soggetti di valore, che<lb/>
per non esser conosciuti più che tanto da&#x2019; generali non hanno<lb/>
mai parte alcuna nel governo, venendo a Roma in occasione<lb/>
delle congregationi sarebbero meglio conosciuti e per conse-<lb/>
guenza verrebbero più facilmente in parte del medesimo governo,<lb/>
senza che questo fosse quasi sempre ristretto a pochi.</hi></note><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">19*</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[291/0303] Jeſuitiſche Bewegungen. er faßte ſich und ſagte: „Wir ſind gehorſame Soͤhne: der Wille des heiligen Vaters geſchehe.“ Dann eilte er ſeine Maaßregeln zu nehmen. Schon auf die Wahlen verſchaffte er ſich einen gro- ßen Einfluß. Es gluͤckte ihm, ſelbſt in Spanien mehrere von ſeinen gefaͤhrlichſten Widerſachern, z. B. Mariana, zu- ruͤckgewieſen zu ſehen. Als nun die Verſammlung beiſammen war, wartete er nicht ſo lange, bis man ihn angriff. Gleich in der erſten Sitzung erklaͤrte er: da er das Ungluͤck habe einigen ſeiner Mitbruͤder zu mißfallen, ſo bitte er vor allen andern Ge- ſchaͤften um eine Unterſuchung ſeines Betragens. Es ward eine Commiſſion ernannt: es wurden Beſchwerden namhaft gemacht; allein wie haͤtte ihm die Ueberſchreitung eines po- ſitiven Geſetzes nachgewieſen werden ſollen: er war viel zu klug um ſich eine ſolche zu Schulden kommen zu laſſen: er ward glaͤnzend gerechtfertigt. Dergeſtalt perſoͤnlich geſichert, ging er mit der Ver- ſammlung an die Eroͤrterung der das Inſtitut betreffenden Vorſchlaͤge. Koͤnig Philipp hatte einiges gefordert, anderes der Er- waͤgung empfohlen. Gefordert hatte er zweierlei: Verzicht- leiſtung auf gewiſſe paͤpſtliche Privilegien, z. B. verbotene 1) 1) veniva ingannato da falsi delatori, che io mi dimostrava troppo credulo. — Zu den Urſachen weshalb eine Congregation nothwendig ſey, rechnet man auch dieſe: Perchè molti soggetti di valore, che per non esser conosciuti più che tanto da’ generali non hanno mai parte alcuna nel governo, venendo a Roma in occasione delle congregationi sarebbero meglio conosciuti e per conse- guenza verrebbero più facilmente in parte del medesimo governo, senza che questo fosse quasi sempre ristretto a pochi. 19*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/303
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/303>, abgerufen am 22.11.2024.