Es eröffnet sich uns aber damit ein unermeßlicher Schauplatz. An vielen Orten zugleich tritt die Unterneh- mung hervor: nach den verschiedensten Seiten der Welt haben wir unsere Aufmerksamkeit zu richten.
Die geistliche Thätigkeit ist auf das genaueste mit po- litischen Antrieben verbunden: es treten weltumfassende Combinationen ein, unter deren Einfluß die Eroberung ge- lingt oder mißlingt: wir werden die großen Wendungen der Weltereignisse um so viel mehr im Auge behalten, da sie oft mit den Erfolgen des geistlichen Kampfes unmit- telbar zusammenfallen.
Doch werden wir nicht bei dem Allgemeinen stehn bleiben dürfen. Noch viel weniger als weltliche können geistliche Eroberungen vollzogen werden ohne entgegenkom- mende einheimische Sympathien. In die Tiefe der Inter- essen der verschiedenen Länder müssen wir hinabsteigen, um die inneren Bewegungen zu fassen, durch welche die römi- schen Absichten befördert werden.
Eine Fülle und Verschiedenheit von Ereignissen und Lebensäußerungen, von der wir fast zu fürchten haben, daß sie sich kaum unter Einen Blick werde zusammenfassen las- sen. Es ist eine Entwickelung, die auf verwandten Grund- lagen beruht, und zuweilen zu großen Momenten zusammen- greift, aber eine unendliche Mannigfaltigkeit der Erschei- nungen darbietet.
Beginnen wir mit unserm Vaterlande, wo ja das Papstthum zuerst seine großen Verluste erlitten, und wo auch jetzt der Kampf der beiden Principien vorzüglich ausge- fochten wurde.
Buch V. Gegenreformationen.
Es eroͤffnet ſich uns aber damit ein unermeßlicher Schauplatz. An vielen Orten zugleich tritt die Unterneh- mung hervor: nach den verſchiedenſten Seiten der Welt haben wir unſere Aufmerkſamkeit zu richten.
Die geiſtliche Thaͤtigkeit iſt auf das genaueſte mit po- litiſchen Antrieben verbunden: es treten weltumfaſſende Combinationen ein, unter deren Einfluß die Eroberung ge- lingt oder mißlingt: wir werden die großen Wendungen der Weltereigniſſe um ſo viel mehr im Auge behalten, da ſie oft mit den Erfolgen des geiſtlichen Kampfes unmit- telbar zuſammenfallen.
Doch werden wir nicht bei dem Allgemeinen ſtehn bleiben duͤrfen. Noch viel weniger als weltliche koͤnnen geiſtliche Eroberungen vollzogen werden ohne entgegenkom- mende einheimiſche Sympathien. In die Tiefe der Inter- eſſen der verſchiedenen Laͤnder muͤſſen wir hinabſteigen, um die inneren Bewegungen zu faſſen, durch welche die roͤmi- ſchen Abſichten befoͤrdert werden.
Eine Fuͤlle und Verſchiedenheit von Ereigniſſen und Lebensaͤußerungen, von der wir faſt zu fuͤrchten haben, daß ſie ſich kaum unter Einen Blick werde zuſammenfaſſen laſ- ſen. Es iſt eine Entwickelung, die auf verwandten Grund- lagen beruht, und zuweilen zu großen Momenten zuſammen- greift, aber eine unendliche Mannigfaltigkeit der Erſchei- nungen darbietet.
Beginnen wir mit unſerm Vaterlande, wo ja das Papſtthum zuerſt ſeine großen Verluſte erlitten, und wo auch jetzt der Kampf der beiden Principien vorzuͤglich ausge- fochten wurde.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0036"n="24"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch <hirendition="#aq">V.</hi> Gegenreformationen</hi>.</fw><lb/><p>Es eroͤffnet ſich uns aber damit ein unermeßlicher<lb/>
Schauplatz. An vielen Orten zugleich tritt die Unterneh-<lb/>
mung hervor: nach den verſchiedenſten Seiten der Welt<lb/>
haben wir unſere Aufmerkſamkeit zu richten.</p><lb/><p>Die geiſtliche Thaͤtigkeit iſt auf das genaueſte mit po-<lb/>
litiſchen Antrieben verbunden: es treten weltumfaſſende<lb/>
Combinationen ein, unter deren Einfluß die Eroberung ge-<lb/>
lingt oder mißlingt: wir werden die großen Wendungen<lb/>
der Weltereigniſſe um ſo viel mehr im Auge behalten, da<lb/>ſie oft mit den Erfolgen des geiſtlichen Kampfes unmit-<lb/>
telbar zuſammenfallen.</p><lb/><p>Doch werden wir nicht bei dem Allgemeinen ſtehn<lb/>
bleiben duͤrfen. Noch viel weniger als weltliche koͤnnen<lb/>
geiſtliche Eroberungen vollzogen werden ohne entgegenkom-<lb/>
mende einheimiſche Sympathien. In die Tiefe der Inter-<lb/>
eſſen der verſchiedenen Laͤnder muͤſſen wir hinabſteigen, um<lb/>
die inneren Bewegungen zu faſſen, durch welche die roͤmi-<lb/>ſchen Abſichten befoͤrdert werden.</p><lb/><p>Eine Fuͤlle und Verſchiedenheit von Ereigniſſen und<lb/>
Lebensaͤußerungen, von der wir faſt zu fuͤrchten haben, daß<lb/>ſie ſich kaum unter Einen Blick werde zuſammenfaſſen laſ-<lb/>ſen. Es iſt eine Entwickelung, die auf verwandten Grund-<lb/>
lagen beruht, und zuweilen zu großen Momenten zuſammen-<lb/>
greift, aber eine unendliche Mannigfaltigkeit der Erſchei-<lb/>
nungen darbietet.</p><lb/><p>Beginnen wir mit unſerm Vaterlande, wo ja das<lb/>
Papſtthum zuerſt ſeine großen Verluſte erlitten, und wo auch<lb/>
jetzt der Kampf der beiden Principien vorzuͤglich ausge-<lb/>
fochten wurde.</p><lb/></div></div></body></text></TEI>
[24/0036]
Buch V. Gegenreformationen.
Es eroͤffnet ſich uns aber damit ein unermeßlicher
Schauplatz. An vielen Orten zugleich tritt die Unterneh-
mung hervor: nach den verſchiedenſten Seiten der Welt
haben wir unſere Aufmerkſamkeit zu richten.
Die geiſtliche Thaͤtigkeit iſt auf das genaueſte mit po-
litiſchen Antrieben verbunden: es treten weltumfaſſende
Combinationen ein, unter deren Einfluß die Eroberung ge-
lingt oder mißlingt: wir werden die großen Wendungen
der Weltereigniſſe um ſo viel mehr im Auge behalten, da
ſie oft mit den Erfolgen des geiſtlichen Kampfes unmit-
telbar zuſammenfallen.
Doch werden wir nicht bei dem Allgemeinen ſtehn
bleiben duͤrfen. Noch viel weniger als weltliche koͤnnen
geiſtliche Eroberungen vollzogen werden ohne entgegenkom-
mende einheimiſche Sympathien. In die Tiefe der Inter-
eſſen der verſchiedenen Laͤnder muͤſſen wir hinabſteigen, um
die inneren Bewegungen zu faſſen, durch welche die roͤmi-
ſchen Abſichten befoͤrdert werden.
Eine Fuͤlle und Verſchiedenheit von Ereigniſſen und
Lebensaͤußerungen, von der wir faſt zu fuͤrchten haben, daß
ſie ſich kaum unter Einen Blick werde zuſammenfaſſen laſ-
ſen. Es iſt eine Entwickelung, die auf verwandten Grund-
lagen beruht, und zuweilen zu großen Momenten zuſammen-
greift, aber eine unendliche Mannigfaltigkeit der Erſchei-
nungen darbietet.
Beginnen wir mit unſerm Vaterlande, wo ja das
Papſtthum zuerſt ſeine großen Verluſte erlitten, und wo auch
jetzt der Kampf der beiden Principien vorzuͤglich ausge-
fochten wurde.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/36>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.