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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Schluß.
ßenden Einheit verbunden, und damit auch auf ihr Inne-
res einen vorwaltenden Einfluß erworben haben.

In eben diesem Momente aber traten die stärksten in-
nern Gegensätze hervor.

In der französischen Angelegenheit erhob sich das Ge-
fühl der Nationalität gegen die Ansprüche der Hierarchie.
Von den geistlichen Beweggründen, von der Leitung des
kirchlichen Oberhauptes wollten doch auch die Katholisch-
gläubigen nicht in allen Stücken abhangen: es blieben
Prinzipien übrig, der weltlichen Politik, der nationalen
Selbständigkeit, die sich mit unbesiegbarer Energie den Absich-
ten des Papstthums entgegenstellten. Wir dürfen im Allge-
meinen sagen: diese Prinzipien behielten den Sieg: der
Papst mußte sie anerkennen: die französische Kirche selbst
stellte sich her, indem sie sich auf dieselben gründete.

Hieraus folgte nun aber, daß Frankreich sich auch
sofort wieder in Feindseligkeiten gegen die spanische Mo-
narchie warf, daß zwei große, von Natur einander wider-
strebende und eigentlich immer zum Kampfe gewiegte Mächte
einander in der Mitte der katholischen Welt gegenüber
traten. So wenig war es möglich die Einheit zu be-
haupten. Die Verhältnisse von Italien bewirkten sogar,
daß dieser Gegensatz, das Gleichgewicht das dadurch hervor-
gebracht ward, dem römischen Stuhle Vortheil gewährte.

In dem brachen auch neue theologische Entzweiungen
aus. So scharfsinnig und genau die Bestimmungen des
tridentinischen Conciliums seyn mögen, so konnten sie das
doch nicht verhindern: innerhalb der von ihnen gezogenen
Grenzen gab es noch Raum zu neuen Glaubensstreitigkei-

Schluß.
ßenden Einheit verbunden, und damit auch auf ihr Inne-
res einen vorwaltenden Einfluß erworben haben.

In eben dieſem Momente aber traten die ſtaͤrkſten in-
nern Gegenſaͤtze hervor.

In der franzoͤſiſchen Angelegenheit erhob ſich das Ge-
fuͤhl der Nationalitaͤt gegen die Anſpruͤche der Hierarchie.
Von den geiſtlichen Beweggruͤnden, von der Leitung des
kirchlichen Oberhauptes wollten doch auch die Katholiſch-
glaͤubigen nicht in allen Stuͤcken abhangen: es blieben
Prinzipien uͤbrig, der weltlichen Politik, der nationalen
Selbſtaͤndigkeit, die ſich mit unbeſiegbarer Energie den Abſich-
ten des Papſtthums entgegenſtellten. Wir duͤrfen im Allge-
meinen ſagen: dieſe Prinzipien behielten den Sieg: der
Papſt mußte ſie anerkennen: die franzoͤſiſche Kirche ſelbſt
ſtellte ſich her, indem ſie ſich auf dieſelben gruͤndete.

Hieraus folgte nun aber, daß Frankreich ſich auch
ſofort wieder in Feindſeligkeiten gegen die ſpaniſche Mo-
narchie warf, daß zwei große, von Natur einander wider-
ſtrebende und eigentlich immer zum Kampfe gewiegte Maͤchte
einander in der Mitte der katholiſchen Welt gegenuͤber
traten. So wenig war es moͤglich die Einheit zu be-
haupten. Die Verhaͤltniſſe von Italien bewirkten ſogar,
daß dieſer Gegenſatz, das Gleichgewicht das dadurch hervor-
gebracht ward, dem roͤmiſchen Stuhle Vortheil gewaͤhrte.

In dem brachen auch neue theologiſche Entzweiungen
aus. So ſcharfſinnig und genau die Beſtimmungen des
tridentiniſchen Conciliums ſeyn moͤgen, ſo konnten ſie das
doch nicht verhindern: innerhalb der von ihnen gezogenen
Grenzen gab es noch Raum zu neuen Glaubensſtreitigkei-

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[357/0369] Schluß. ßenden Einheit verbunden, und damit auch auf ihr Inne- res einen vorwaltenden Einfluß erworben haben. In eben dieſem Momente aber traten die ſtaͤrkſten in- nern Gegenſaͤtze hervor. In der franzoͤſiſchen Angelegenheit erhob ſich das Ge- fuͤhl der Nationalitaͤt gegen die Anſpruͤche der Hierarchie. Von den geiſtlichen Beweggruͤnden, von der Leitung des kirchlichen Oberhauptes wollten doch auch die Katholiſch- glaͤubigen nicht in allen Stuͤcken abhangen: es blieben Prinzipien uͤbrig, der weltlichen Politik, der nationalen Selbſtaͤndigkeit, die ſich mit unbeſiegbarer Energie den Abſich- ten des Papſtthums entgegenſtellten. Wir duͤrfen im Allge- meinen ſagen: dieſe Prinzipien behielten den Sieg: der Papſt mußte ſie anerkennen: die franzoͤſiſche Kirche ſelbſt ſtellte ſich her, indem ſie ſich auf dieſelben gruͤndete. Hieraus folgte nun aber, daß Frankreich ſich auch ſofort wieder in Feindſeligkeiten gegen die ſpaniſche Mo- narchie warf, daß zwei große, von Natur einander wider- ſtrebende und eigentlich immer zum Kampfe gewiegte Maͤchte einander in der Mitte der katholiſchen Welt gegenuͤber traten. So wenig war es moͤglich die Einheit zu be- haupten. Die Verhaͤltniſſe von Italien bewirkten ſogar, daß dieſer Gegenſatz, das Gleichgewicht das dadurch hervor- gebracht ward, dem roͤmiſchen Stuhle Vortheil gewaͤhrte. In dem brachen auch neue theologiſche Entzweiungen aus. So ſcharfſinnig und genau die Beſtimmungen des tridentiniſchen Conciliums ſeyn moͤgen, ſo konnten ſie das doch nicht verhindern: innerhalb der von ihnen gezogenen Grenzen gab es noch Raum zu neuen Glaubensſtreitigkei-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/369>, abgerufen am 22.11.2024.