Kirchenlehre in Deutschland aufrecht zu erhalten bestehe darin, daß man dem jüngern Geschlechte gelehrte und fromme Katholiken zu Lehrern gebe 1). Leicht waren die Verabre- dungen getroffen. Im Jahre 1551 langten 13 Jesuiten an, unter ihnen Le Jay selbst, denen Ferdinand zuvörderst Behausung, Capelle und Pension anwies, bis er sie kurz darauf mit der Universität vereinigte, und ihnen sogar die Visitation derselben übertrug.
Bald darnach kamen sie in Cöln empor. Schon be- fanden sie sich seit ein paar Jahren hier, aber ohne Glück zu machen: man hatte sie sogar genöthigt, getrennt zu leben. Erst im Jahre 1556 verschaffte ihnen jene unter einen pro- testantischen Regens gerathene Bursa Gelegenheit, eine fe- stere Stellung zu erwerben. Denn da es eine Partei in der Stadt gab, welcher alles daran gelegen war, die Uni- versität katholisch zu erhalten, so fanden endlich die Gön- ner der Jesuiten mit ihrem Rathe, die Anstalt diesem Or- den zu überliefern, Gehör. Es waren der Prior der Kar- thäuser, der Provincial der Karmeliter, und besonders Doctor Johann Gropper, der wohl zuweilen ein Gastmahl veranstaltete, zu dem er die einflußreichsten Bürger einlud, um bei einem Glase Wein, auf gute alte deutsche Weise, das, was ihm am meisten am Herzen lag, auf die Bahn zu bringen. Zum Glück für die Jesuiten fand sich unter den Mitgliedern des Ordens ein geborner Cölner, Johann Rhe- tius, aus patricischer Familie, dem die Bursa namentlich anvertraut werden konnte. Aber nicht ohne strenge Be-
1) Abgedruckt bei Socher: Historia provinciae Austriae socie- tatis Jesu I, 21.
Buch V. Gegenreformationen.
Kirchenlehre in Deutſchland aufrecht zu erhalten beſtehe darin, daß man dem juͤngern Geſchlechte gelehrte und fromme Katholiken zu Lehrern gebe 1). Leicht waren die Verabre- dungen getroffen. Im Jahre 1551 langten 13 Jeſuiten an, unter ihnen Le Jay ſelbſt, denen Ferdinand zuvoͤrderſt Behauſung, Capelle und Penſion anwies, bis er ſie kurz darauf mit der Univerſitaͤt vereinigte, und ihnen ſogar die Viſitation derſelben uͤbertrug.
Bald darnach kamen ſie in Coͤln empor. Schon be- fanden ſie ſich ſeit ein paar Jahren hier, aber ohne Gluͤck zu machen: man hatte ſie ſogar genoͤthigt, getrennt zu leben. Erſt im Jahre 1556 verſchaffte ihnen jene unter einen pro- teſtantiſchen Regens gerathene Burſa Gelegenheit, eine fe- ſtere Stellung zu erwerben. Denn da es eine Partei in der Stadt gab, welcher alles daran gelegen war, die Uni- verſitaͤt katholiſch zu erhalten, ſo fanden endlich die Goͤn- ner der Jeſuiten mit ihrem Rathe, die Anſtalt dieſem Or- den zu uͤberliefern, Gehoͤr. Es waren der Prior der Kar- thaͤuſer, der Provincial der Karmeliter, und beſonders Doctor Johann Gropper, der wohl zuweilen ein Gaſtmahl veranſtaltete, zu dem er die einflußreichſten Buͤrger einlud, um bei einem Glaſe Wein, auf gute alte deutſche Weiſe, das, was ihm am meiſten am Herzen lag, auf die Bahn zu bringen. Zum Gluͤck fuͤr die Jeſuiten fand ſich unter den Mitgliedern des Ordens ein geborner Coͤlner, Johann Rhe- tius, aus patriciſcher Familie, dem die Burſa namentlich anvertraut werden konnte. Aber nicht ohne ſtrenge Be-
1) Abgedruckt bei Socher: Historia provinciae Austriae socie- tatis Jesu I, 21.
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Buch V. Gegenreformationen.
Kirchenlehre in Deutſchland aufrecht zu erhalten beſtehe
darin, daß man dem juͤngern Geſchlechte gelehrte und fromme
Katholiken zu Lehrern gebe 1). Leicht waren die Verabre-
dungen getroffen. Im Jahre 1551 langten 13 Jeſuiten
an, unter ihnen Le Jay ſelbſt, denen Ferdinand zuvoͤrderſt
Behauſung, Capelle und Penſion anwies, bis er ſie kurz
darauf mit der Univerſitaͤt vereinigte, und ihnen ſogar die
Viſitation derſelben uͤbertrug.
Bald darnach kamen ſie in Coͤln empor. Schon be-
fanden ſie ſich ſeit ein paar Jahren hier, aber ohne Gluͤck
zu machen: man hatte ſie ſogar genoͤthigt, getrennt zu leben.
Erſt im Jahre 1556 verſchaffte ihnen jene unter einen pro-
teſtantiſchen Regens gerathene Burſa Gelegenheit, eine fe-
ſtere Stellung zu erwerben. Denn da es eine Partei in
der Stadt gab, welcher alles daran gelegen war, die Uni-
verſitaͤt katholiſch zu erhalten, ſo fanden endlich die Goͤn-
ner der Jeſuiten mit ihrem Rathe, die Anſtalt dieſem Or-
den zu uͤberliefern, Gehoͤr. Es waren der Prior der Kar-
thaͤuſer, der Provincial der Karmeliter, und beſonders
Doctor Johann Gropper, der wohl zuweilen ein Gaſtmahl
veranſtaltete, zu dem er die einflußreichſten Buͤrger einlud,
um bei einem Glaſe Wein, auf gute alte deutſche Weiſe,
das, was ihm am meiſten am Herzen lag, auf die Bahn zu
bringen. Zum Gluͤck fuͤr die Jeſuiten fand ſich unter den
Mitgliedern des Ordens ein geborner Coͤlner, Johann Rhe-
tius, aus patriciſcher Familie, dem die Burſa namentlich
anvertraut werden konnte. Aber nicht ohne ſtrenge Be-
1) Abgedruckt bei Socher: Historia provinciae Austriae socie-
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/38>, abgerufen am 21.11.2024.
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