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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 1. Fortschritte

Seltsame Auskunft. An einer Protestation ist es noch
nicht genug. Um einer Verpflichtung, die man durch einen
Eid übernommen, einigermaßen entledigt zu seyn, leistet
man der andern Partei einen entgegengesetzten Eid: so ist
man beiden verpflichtet, und in der Nothwendigkeit beiden
die gleiche Gerechtigkeit angedeihen zu lassen.

Die Schweden waren erstaunt, daß der König nach
so feierlichen Versprechungen doch sogleich hierauf den Ka-
tholischen einen wenig verhehlten Schutz angedeihen ließ. Es
rührte ohne Zweifel von dieser geheimen Verpflichtung her.
"Noch vor seiner Abreise", fährt unser Berichterstatter mit
Zufriedenheit fort, "gab der König Aemter und Würden
an Katholischgläubige. Vier Statthalter, obwohl sie Ketzer
waren, ließ er schwören die Katholiken und ihre Religion
zu beschützen. An vier Orten richtete er die Uebung des
katholischen Gottesdienstes wieder ein."

Maaßregeln welche vielleicht das unruhige Gewissen
eines devoten Fürsten beschwichtigen, allein auf den Gang
der Dinge keinen andern als einen nachtheiligen Einfluß
ausüben konnten.

Denn eben dadurch geschah es, daß die schwedischen
Stände, in unaufhörlicher Aufregung gehalten, sich um so
entschiedener in den Widerstand warfen.

Die Geistlichkeit reformirte ihre Schulen in streng lu-
therischem Sinne, sie ordnete ein besonderes Dankfest für

zione le dette concessioni: perche avanti la sua partenza diede uf-
ficj e dignita a cattolici, e lascio in quattro luoghi l'esercitio
della religione e fece giurare a quattro governatori, se ben
erano heretici, quali lascio nel regno, che haverebbero protetto
la religione e li cattolici.
Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte

Seltſame Auskunft. An einer Proteſtation iſt es noch
nicht genug. Um einer Verpflichtung, die man durch einen
Eid uͤbernommen, einigermaßen entledigt zu ſeyn, leiſtet
man der andern Partei einen entgegengeſetzten Eid: ſo iſt
man beiden verpflichtet, und in der Nothwendigkeit beiden
die gleiche Gerechtigkeit angedeihen zu laſſen.

Die Schweden waren erſtaunt, daß der Koͤnig nach
ſo feierlichen Verſprechungen doch ſogleich hierauf den Ka-
tholiſchen einen wenig verhehlten Schutz angedeihen ließ. Es
ruͤhrte ohne Zweifel von dieſer geheimen Verpflichtung her.
„Noch vor ſeiner Abreiſe“, faͤhrt unſer Berichterſtatter mit
Zufriedenheit fort, „gab der Koͤnig Aemter und Wuͤrden
an Katholiſchglaͤubige. Vier Statthalter, obwohl ſie Ketzer
waren, ließ er ſchwoͤren die Katholiken und ihre Religion
zu beſchuͤtzen. An vier Orten richtete er die Uebung des
katholiſchen Gottesdienſtes wieder ein.“

Maaßregeln welche vielleicht das unruhige Gewiſſen
eines devoten Fuͤrſten beſchwichtigen, allein auf den Gang
der Dinge keinen andern als einen nachtheiligen Einfluß
ausuͤben konnten.

Denn eben dadurch geſchah es, daß die ſchwediſchen
Staͤnde, in unaufhoͤrlicher Aufregung gehalten, ſich um ſo
entſchiedener in den Widerſtand warfen.

Die Geiſtlichkeit reformirte ihre Schulen in ſtreng lu-
theriſchem Sinne, ſie ordnete ein beſonderes Dankfeſt fuͤr

zione le dette concessioni: perchè avanti la sua partenza diede uf-
ficj e dignità a cattolici, e lasciò in quattro luoghi l’esercitio
della religione e fece giurare a quattro governatori, se ben
erano heretici, quali lasciò nel regno, che haverebbero protetto
la religione e li cattolici.
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[382/0394] Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte Seltſame Auskunft. An einer Proteſtation iſt es noch nicht genug. Um einer Verpflichtung, die man durch einen Eid uͤbernommen, einigermaßen entledigt zu ſeyn, leiſtet man der andern Partei einen entgegengeſetzten Eid: ſo iſt man beiden verpflichtet, und in der Nothwendigkeit beiden die gleiche Gerechtigkeit angedeihen zu laſſen. Die Schweden waren erſtaunt, daß der Koͤnig nach ſo feierlichen Verſprechungen doch ſogleich hierauf den Ka- tholiſchen einen wenig verhehlten Schutz angedeihen ließ. Es ruͤhrte ohne Zweifel von dieſer geheimen Verpflichtung her. „Noch vor ſeiner Abreiſe“, faͤhrt unſer Berichterſtatter mit Zufriedenheit fort, „gab der Koͤnig Aemter und Wuͤrden an Katholiſchglaͤubige. Vier Statthalter, obwohl ſie Ketzer waren, ließ er ſchwoͤren die Katholiken und ihre Religion zu beſchuͤtzen. An vier Orten richtete er die Uebung des katholiſchen Gottesdienſtes wieder ein.“ Maaßregeln welche vielleicht das unruhige Gewiſſen eines devoten Fuͤrſten beſchwichtigen, allein auf den Gang der Dinge keinen andern als einen nachtheiligen Einfluß ausuͤben konnten. Denn eben dadurch geſchah es, daß die ſchwediſchen Staͤnde, in unaufhoͤrlicher Aufregung gehalten, ſich um ſo entſchiedener in den Widerſtand warfen. Die Geiſtlichkeit reformirte ihre Schulen in ſtreng lu- theriſchem Sinne, ſie ordnete ein beſonderes Dankfeſt fuͤr 1) 1) zione le dette concessioni: perchè avanti la sua partenza diede uf- ficj e dignità a cattolici, e lasciò in quattro luoghi l’esercitio della religione e fece giurare a quattro governatori, se ben erano heretici, quali lasciò nel regno, che haverebbero protetto la religione e li cattolici.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/394>, abgerufen am 21.11.2024.