nur zwischen Messe und Auswanderung die Wahl ließ. Wie so ganz katholisch wurden allmählig Bamberg und Paderborn 1).
Höchst merkwürdig bleibt alle Mal die rasche und da- bei doch so nachhaltige Verwandlung, welche in allen die- sen Ländern hervorgebracht ward. Soll man annehmen, daß der Protestantismus in der Menge noch nicht recht Wurzel gefaßt hatte, oder soll man es der Methode der Je- suiten zuschreiben? Wenigstens ließen sie es an Eifer und Klugheit nicht fehlen. Von allen Punkten wo sie sich festge- setzt, ziehen sie in weiten Kreisen umher. Sie wissen die Menge zu fesseln: ihre Kirchen sind die besuchtesten: sie gehn immer auf die vornehmste Schwierigkeit los: ist ir- gendwo ein bibelfester Lutheraner, auf dessen Urtheil die Nachbarn etwas geben, so wenden sie alles an, um ihn zu gewinnen: was ihnen auch bei ihrer Uebung in der Contro- vers selten fehlschlägt. Sie zeigen sich hülfreich: sie hei- len Kranke: sie suchen Feindschaften zu versöhnen. Durch heilige Eide verpflichten sie alsdann die Ueberwundenen, die Bekehrten. Nach allen Wallfahrtsorten sieht man die Gläu- bigen unter ihren Fahnen heranziehen: Menschen die eben noch eifrige Protestanten gewesen, schließen sich jetzt den Pro- cessionen an.
Und nicht allein geistliche, sondern auch weltliche Für- sten hatten die Jesuiten erzogen. Noch am Ende des 16ten Jahrhunderts traten ihre beiden großen Zöglinge auf, Fer- dinand II. und Maximilian I.
Man sagt, als der junge Erzherzog Ferdinand im
1)Strunk: Annales Paderborn. lib. XXII, p. 720.
BuchVII.Kap. 1. Fortſchritte
nur zwiſchen Meſſe und Auswanderung die Wahl ließ. Wie ſo ganz katholiſch wurden allmaͤhlig Bamberg und Paderborn 1).
Hoͤchſt merkwuͤrdig bleibt alle Mal die raſche und da- bei doch ſo nachhaltige Verwandlung, welche in allen die- ſen Laͤndern hervorgebracht ward. Soll man annehmen, daß der Proteſtantismus in der Menge noch nicht recht Wurzel gefaßt hatte, oder ſoll man es der Methode der Je- ſuiten zuſchreiben? Wenigſtens ließen ſie es an Eifer und Klugheit nicht fehlen. Von allen Punkten wo ſie ſich feſtge- ſetzt, ziehen ſie in weiten Kreiſen umher. Sie wiſſen die Menge zu feſſeln: ihre Kirchen ſind die beſuchteſten: ſie gehn immer auf die vornehmſte Schwierigkeit los: iſt ir- gendwo ein bibelfeſter Lutheraner, auf deſſen Urtheil die Nachbarn etwas geben, ſo wenden ſie alles an, um ihn zu gewinnen: was ihnen auch bei ihrer Uebung in der Contro- vers ſelten fehlſchlaͤgt. Sie zeigen ſich huͤlfreich: ſie hei- len Kranke: ſie ſuchen Feindſchaften zu verſoͤhnen. Durch heilige Eide verpflichten ſie alsdann die Ueberwundenen, die Bekehrten. Nach allen Wallfahrtsorten ſieht man die Glaͤu- bigen unter ihren Fahnen heranziehen: Menſchen die eben noch eifrige Proteſtanten geweſen, ſchließen ſich jetzt den Pro- ceſſionen an.
Und nicht allein geiſtliche, ſondern auch weltliche Fuͤr- ſten hatten die Jeſuiten erzogen. Noch am Ende des 16ten Jahrhunderts traten ihre beiden großen Zoͤglinge auf, Fer- dinand II. und Maximilian I.
Man ſagt, als der junge Erzherzog Ferdinand im
1)Strunk: Annales Paderborn. lib. XXII, p. 720.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><p><pbfacs="#f0414"n="402"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch</hi><hirendition="#aq">VII.</hi><hirendition="#g">Kap. 1. Fortſchritte</hi></fw><lb/>
nur zwiſchen Meſſe und Auswanderung die Wahl ließ.<lb/>
Wie ſo ganz katholiſch wurden allmaͤhlig Bamberg und<lb/>
Paderborn <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Strunk: Annales Paderborn. lib. XXII, p.</hi> 720.</note>.</p><lb/><p>Hoͤchſt merkwuͤrdig bleibt alle Mal die raſche und da-<lb/>
bei doch ſo nachhaltige Verwandlung, welche in allen die-<lb/>ſen Laͤndern hervorgebracht ward. Soll man annehmen,<lb/>
daß der Proteſtantismus in der Menge noch nicht recht<lb/>
Wurzel gefaßt hatte, oder ſoll man es der Methode der Je-<lb/>ſuiten zuſchreiben? Wenigſtens ließen ſie es an Eifer und<lb/>
Klugheit nicht fehlen. Von allen Punkten wo ſie ſich feſtge-<lb/>ſetzt, ziehen ſie in weiten Kreiſen umher. Sie wiſſen die<lb/>
Menge zu feſſeln: ihre Kirchen ſind die beſuchteſten: ſie<lb/>
gehn immer auf die vornehmſte Schwierigkeit los: iſt ir-<lb/>
gendwo ein bibelfeſter Lutheraner, auf deſſen Urtheil die<lb/>
Nachbarn etwas geben, ſo wenden ſie alles an, um ihn zu<lb/>
gewinnen: was ihnen auch bei ihrer Uebung in der Contro-<lb/>
vers ſelten fehlſchlaͤgt. Sie zeigen ſich huͤlfreich: ſie hei-<lb/>
len Kranke: ſie ſuchen Feindſchaften zu verſoͤhnen. Durch<lb/>
heilige Eide verpflichten ſie alsdann die Ueberwundenen, die<lb/>
Bekehrten. Nach allen Wallfahrtsorten ſieht man die Glaͤu-<lb/>
bigen unter ihren Fahnen heranziehen: Menſchen die eben<lb/>
noch eifrige Proteſtanten geweſen, ſchließen ſich jetzt den Pro-<lb/>
ceſſionen an.</p><lb/><p>Und nicht allein geiſtliche, ſondern auch weltliche Fuͤr-<lb/>ſten hatten die Jeſuiten erzogen. Noch am Ende des 16ten<lb/>
Jahrhunderts traten ihre beiden großen Zoͤglinge auf, Fer-<lb/>
dinand <hirendition="#aq">II.</hi> und Maximilian <hirendition="#aq">I.</hi></p><lb/><p>Man ſagt, als der junge Erzherzog Ferdinand im<lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[402/0414]
Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
nur zwiſchen Meſſe und Auswanderung die Wahl ließ.
Wie ſo ganz katholiſch wurden allmaͤhlig Bamberg und
Paderborn 1).
Hoͤchſt merkwuͤrdig bleibt alle Mal die raſche und da-
bei doch ſo nachhaltige Verwandlung, welche in allen die-
ſen Laͤndern hervorgebracht ward. Soll man annehmen,
daß der Proteſtantismus in der Menge noch nicht recht
Wurzel gefaßt hatte, oder ſoll man es der Methode der Je-
ſuiten zuſchreiben? Wenigſtens ließen ſie es an Eifer und
Klugheit nicht fehlen. Von allen Punkten wo ſie ſich feſtge-
ſetzt, ziehen ſie in weiten Kreiſen umher. Sie wiſſen die
Menge zu feſſeln: ihre Kirchen ſind die beſuchteſten: ſie
gehn immer auf die vornehmſte Schwierigkeit los: iſt ir-
gendwo ein bibelfeſter Lutheraner, auf deſſen Urtheil die
Nachbarn etwas geben, ſo wenden ſie alles an, um ihn zu
gewinnen: was ihnen auch bei ihrer Uebung in der Contro-
vers ſelten fehlſchlaͤgt. Sie zeigen ſich huͤlfreich: ſie hei-
len Kranke: ſie ſuchen Feindſchaften zu verſoͤhnen. Durch
heilige Eide verpflichten ſie alsdann die Ueberwundenen, die
Bekehrten. Nach allen Wallfahrtsorten ſieht man die Glaͤu-
bigen unter ihren Fahnen heranziehen: Menſchen die eben
noch eifrige Proteſtanten geweſen, ſchließen ſich jetzt den Pro-
ceſſionen an.
Und nicht allein geiſtliche, ſondern auch weltliche Fuͤr-
ſten hatten die Jeſuiten erzogen. Noch am Ende des 16ten
Jahrhunderts traten ihre beiden großen Zoͤglinge auf, Fer-
dinand II. und Maximilian I.
Man ſagt, als der junge Erzherzog Ferdinand im
1) Strunk: Annales Paderborn. lib. XXII, p. 720.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 402. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/414>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.