Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch VII. Kap. 1. Fortschritte fang des siebzehnten Jahrhunderts eine mehr katholischeFärbung bekommen: es waren Urtel ergangen, die der ka- tholischen Auslegung des Religionsfriedens entsprachen. Die Benachtheiligten hatten dagegen das Rechtsmittel der Re- vision ergriffen: allein mit den Visitationen waren auch die Revisionen ins Stocken gekommen: die Sachen häuf- ten sich an, und blieben alle liegen 1). Unter diesen Umständen geschah es, daß der Reichs- 1) Missiv und Erinnerung des Reichskammergerichts am Reichs- tag von 1608 -- in den Reichstagsacten zu Frankfurt am Main, von denen eine vorläufige Einsicht zu nehmen, freundlich gestat- tet worden. Das Kammergericht erklärt es für "land und reichs- kündig in waß großer und merklicher Anzall seit Ao. 86 die Revi- sionen deren von gedachtem Kammergericht ergangenen und außge- sprochenen Urthell sich gehäuft, dergestalt daß derselben nunmehr in die Einhundert allbereit beim kaiserlichen Collegio denunciirt und de- ren vielleicht täglich mehr zu gewarten." 2) Relatione del Sr Rod. Alidosi 1607--1609. E vero
che il consiglio aulico a questo di meno che tutte le definitioni che anno virtu di definitiva non le pronuntia se prima non dia parte a S. Mta o in suo luogo al consiglio di stato, il quale alle volte o augumenta o toglie o modera l'opinione di questo Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte fang des ſiebzehnten Jahrhunderts eine mehr katholiſcheFaͤrbung bekommen: es waren Urtel ergangen, die der ka- tholiſchen Auslegung des Religionsfriedens entſprachen. Die Benachtheiligten hatten dagegen das Rechtsmittel der Re- viſion ergriffen: allein mit den Viſitationen waren auch die Reviſionen ins Stocken gekommen: die Sachen haͤuf- ten ſich an, und blieben alle liegen 1). Unter dieſen Umſtaͤnden geſchah es, daß der Reichs- 1) Miſſiv und Erinnerung des Reichskammergerichts am Reichs- tag von 1608 — in den Reichstagsacten zu Frankfurt am Main, von denen eine vorlaͤufige Einſicht zu nehmen, freundlich geſtat- tet worden. Das Kammergericht erklaͤrt es fuͤr „land und reichs- kuͤndig in waß großer und merklicher Anzall ſeit Ao. 86 die Revi- ſionen deren von gedachtem Kammergericht ergangenen und außge- ſprochenen Urthell ſich gehaͤuft, dergeſtalt daß derſelben nunmehr in die Einhundert allbereit beim kaiſerlichen Collegio denunciirt und de- ren vielleicht taͤglich mehr zu gewarten.“ 2) Relatione del Sr Rod. Alidosi 1607—1609. È vero
che il consiglio aulico a questo di meno che tutte le definitioni che anno virtù di definitiva non le pronuntia se prima non dia parte a S. Mtà o in suo luogo al consiglio di stato, il quale alle volte o augumenta o toglie o modera l’opinione di questo <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0420" n="408"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VII.</hi><hi rendition="#g">Kap. 1. Fortſchritte</hi></fw><lb/> fang des ſiebzehnten Jahrhunderts eine mehr katholiſche<lb/> Faͤrbung bekommen: es waren Urtel ergangen, die der ka-<lb/> tholiſchen Auslegung des Religionsfriedens entſprachen. Die<lb/> Benachtheiligten hatten dagegen das Rechtsmittel der Re-<lb/> viſion ergriffen: allein mit den Viſitationen waren auch<lb/> die Reviſionen ins Stocken gekommen: die Sachen haͤuf-<lb/> ten ſich an, und blieben alle liegen <note place="foot" n="1)">Miſſiv und Erinnerung des Reichskammergerichts am Reichs-<lb/> tag von 1608 — in den Reichstagsacten zu Frankfurt am Main,<lb/> von denen eine vorlaͤufige Einſicht zu nehmen, freundlich geſtat-<lb/> tet worden. Das Kammergericht erklaͤrt es fuͤr „land und reichs-<lb/> kuͤndig in waß großer und merklicher Anzall ſeit Ao. 86 die Revi-<lb/> ſionen deren von gedachtem Kammergericht ergangenen und außge-<lb/> ſprochenen Urthell ſich gehaͤuft, dergeſtalt daß derſelben nunmehr in<lb/> die Einhundert allbereit beim kaiſerlichen Collegio denunciirt und de-<lb/> ren vielleicht taͤglich mehr zu gewarten.“</note>.</p><lb/> <p>Unter dieſen Umſtaͤnden geſchah es, daß der Reichs-<lb/> hofrath in Aufnahme kam. Wenigſtens ließ ſich hier ein<lb/> Ende abſehen: die unterliegende Partei konnte nicht zu einem<lb/> niemals auszufuͤhrenden Rechtsmittel ihre Zuflucht nehmen.<lb/> Aber der Reichshofrath war nicht allein noch entſchiedener<lb/> katholiſch als das Kammergericht: er hing auch durchaus<lb/> vom Hofe ab. „Der Reichshofrath“, ſagt der florentiniſche<lb/> Geſchaͤftstraͤger Alidoſi, „erlaͤßt keinen definitiven Urtheils-<lb/> ſpruch, ohne ihn vorher dem Kaiſer und dem geheimen<lb/> Rathe mitzutheilen, die ihn ſelten ohne Abaͤnderungen zu-<lb/> ruͤckſchicken <note xml:id="seg2pn_35_1" next="#seg2pn_35_2" place="foot" n="2)"><hi rendition="#aq">Relatione del S<hi rendition="#sup">r</hi> Rod. Alidosi 1607—1609. È vero<lb/> che il consiglio aulico a questo di meno che tutte le definitioni<lb/> che anno virtù di definitiva non le pronuntia se prima non dia<lb/> parte a S. M<hi rendition="#sup">tà</hi> o in suo luogo al consiglio di stato, il quale<lb/> alle volte o augumenta o toglie o modera l’opinione di questo</hi></note>.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [408/0420]
Buch VII. Kap. 1. Fortſchritte
fang des ſiebzehnten Jahrhunderts eine mehr katholiſche
Faͤrbung bekommen: es waren Urtel ergangen, die der ka-
tholiſchen Auslegung des Religionsfriedens entſprachen. Die
Benachtheiligten hatten dagegen das Rechtsmittel der Re-
viſion ergriffen: allein mit den Viſitationen waren auch
die Reviſionen ins Stocken gekommen: die Sachen haͤuf-
ten ſich an, und blieben alle liegen 1).
Unter dieſen Umſtaͤnden geſchah es, daß der Reichs-
hofrath in Aufnahme kam. Wenigſtens ließ ſich hier ein
Ende abſehen: die unterliegende Partei konnte nicht zu einem
niemals auszufuͤhrenden Rechtsmittel ihre Zuflucht nehmen.
Aber der Reichshofrath war nicht allein noch entſchiedener
katholiſch als das Kammergericht: er hing auch durchaus
vom Hofe ab. „Der Reichshofrath“, ſagt der florentiniſche
Geſchaͤftstraͤger Alidoſi, „erlaͤßt keinen definitiven Urtheils-
ſpruch, ohne ihn vorher dem Kaiſer und dem geheimen
Rathe mitzutheilen, die ihn ſelten ohne Abaͤnderungen zu-
ruͤckſchicken 2).
1) Miſſiv und Erinnerung des Reichskammergerichts am Reichs-
tag von 1608 — in den Reichstagsacten zu Frankfurt am Main,
von denen eine vorlaͤufige Einſicht zu nehmen, freundlich geſtat-
tet worden. Das Kammergericht erklaͤrt es fuͤr „land und reichs-
kuͤndig in waß großer und merklicher Anzall ſeit Ao. 86 die Revi-
ſionen deren von gedachtem Kammergericht ergangenen und außge-
ſprochenen Urthell ſich gehaͤuft, dergeſtalt daß derſelben nunmehr in
die Einhundert allbereit beim kaiſerlichen Collegio denunciirt und de-
ren vielleicht taͤglich mehr zu gewarten.“
2) Relatione del Sr Rod. Alidosi 1607—1609. È vero
che il consiglio aulico a questo di meno che tutte le definitioni
che anno virtù di definitiva non le pronuntia se prima non dia
parte a S. Mtà o in suo luogo al consiglio di stato, il quale
alle volte o augumenta o toglie o modera l’opinione di questo
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Zitationshilfe: | Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 408. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/420>, abgerufen am 18.06.2024. |