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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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der katholischen Restauration. Deutschland.
gegenüber, beide gerüstet, jede immer voll Furcht über-
rascht, angegriffen zu werden, keine vermögend die Sache
zu einer großen Entscheidung zu bringen.

Es folgt, daß man in Deutschland keine Schwierig-
keit mehr beseitigen, keine gemeinschaftliche Sache abthun
kann.

Im Jahre 1611 soll zur Wahl eines römischen Kö-
nigs geschritten werden: vergebens versammeln sich die Chur-
fürsten: sie können sie nicht zu Stande bringen.

Im Jahr 1612 kann es doch selbst nach dem Tode
Rudolfs lange zu keiner Wahl kommen. Die drei weltli-
chen Churfürsten fordern die Einführung eines paritätischen
Reichshofrathes durch die Wahlcapitulation: die drei geist-
lichen setzen sich dieser Forderung entgegen. Nur dadurch
daß Sachsen, das in allen diesen Dingen eine große Er-
gebenheit gegen das Haus Oestreich zeigt, auf die katholi-
sche Seite tritt, kann die Wahl vollzogen werden.

Was aber im Churfürstenrathe nicht durchgegangen,
fordert die Union der Fürsten an dem Reichstag von 1613
desto ungestümer: eben so entschieden stellen sich ihr die
Katholiken entgegen: es kommt zu keiner Berathschlagung
mehr: die Protestanten wollen sich dem Joche der Stim-
menmehrheit nicht mehr unterwerfen.

In Jülich und Cleve, wo trotz der wechselnden Stim-
mungen der schwachen Regierung des letzten eingebornen
Fürsten zuletzt doch durch den Einfluß der lothringischen
Gemahlin desselben starke Maaßregeln für die Restaura-
tion des Katholicismus ergriffen worden, schien es jetzt eine
Zeitlang als müsse der Protestantismus die Oberhand be-

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der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland.
gegenuͤber, beide geruͤſtet, jede immer voll Furcht uͤber-
raſcht, angegriffen zu werden, keine vermoͤgend die Sache
zu einer großen Entſcheidung zu bringen.

Es folgt, daß man in Deutſchland keine Schwierig-
keit mehr beſeitigen, keine gemeinſchaftliche Sache abthun
kann.

Im Jahre 1611 ſoll zur Wahl eines roͤmiſchen Koͤ-
nigs geſchritten werden: vergebens verſammeln ſich die Chur-
fuͤrſten: ſie koͤnnen ſie nicht zu Stande bringen.

Im Jahr 1612 kann es doch ſelbſt nach dem Tode
Rudolfs lange zu keiner Wahl kommen. Die drei weltli-
chen Churfuͤrſten fordern die Einfuͤhrung eines paritaͤtiſchen
Reichshofrathes durch die Wahlcapitulation: die drei geiſt-
lichen ſetzen ſich dieſer Forderung entgegen. Nur dadurch
daß Sachſen, das in allen dieſen Dingen eine große Er-
gebenheit gegen das Haus Oeſtreich zeigt, auf die katholi-
ſche Seite tritt, kann die Wahl vollzogen werden.

Was aber im Churfuͤrſtenrathe nicht durchgegangen,
fordert die Union der Fuͤrſten an dem Reichstag von 1613
deſto ungeſtuͤmer: eben ſo entſchieden ſtellen ſich ihr die
Katholiken entgegen: es kommt zu keiner Berathſchlagung
mehr: die Proteſtanten wollen ſich dem Joche der Stim-
menmehrheit nicht mehr unterwerfen.

In Juͤlich und Cleve, wo trotz der wechſelnden Stim-
mungen der ſchwachen Regierung des letzten eingebornen
Fuͤrſten zuletzt doch durch den Einfluß der lothringiſchen
Gemahlin deſſelben ſtarke Maaßregeln fuͤr die Reſtaura-
tion des Katholicismus ergriffen worden, ſchien es jetzt eine
Zeitlang als muͤſſe der Proteſtantismus die Oberhand be-

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[419/0431] der katholiſchen Reſtauration. Deutſchland. gegenuͤber, beide geruͤſtet, jede immer voll Furcht uͤber- raſcht, angegriffen zu werden, keine vermoͤgend die Sache zu einer großen Entſcheidung zu bringen. Es folgt, daß man in Deutſchland keine Schwierig- keit mehr beſeitigen, keine gemeinſchaftliche Sache abthun kann. Im Jahre 1611 ſoll zur Wahl eines roͤmiſchen Koͤ- nigs geſchritten werden: vergebens verſammeln ſich die Chur- fuͤrſten: ſie koͤnnen ſie nicht zu Stande bringen. Im Jahr 1612 kann es doch ſelbſt nach dem Tode Rudolfs lange zu keiner Wahl kommen. Die drei weltli- chen Churfuͤrſten fordern die Einfuͤhrung eines paritaͤtiſchen Reichshofrathes durch die Wahlcapitulation: die drei geiſt- lichen ſetzen ſich dieſer Forderung entgegen. Nur dadurch daß Sachſen, das in allen dieſen Dingen eine große Er- gebenheit gegen das Haus Oeſtreich zeigt, auf die katholi- ſche Seite tritt, kann die Wahl vollzogen werden. Was aber im Churfuͤrſtenrathe nicht durchgegangen, fordert die Union der Fuͤrſten an dem Reichstag von 1613 deſto ungeſtuͤmer: eben ſo entſchieden ſtellen ſich ihr die Katholiken entgegen: es kommt zu keiner Berathſchlagung mehr: die Proteſtanten wollen ſich dem Joche der Stim- menmehrheit nicht mehr unterwerfen. In Juͤlich und Cleve, wo trotz der wechſelnden Stim- mungen der ſchwachen Regierung des letzten eingebornen Fuͤrſten zuletzt doch durch den Einfluß der lothringiſchen Gemahlin deſſelben ſtarke Maaßregeln fuͤr die Reſtaura- tion des Katholicismus ergriffen worden, ſchien es jetzt eine Zeitlang als muͤſſe der Proteſtantismus die Oberhand be- 27*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 419. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/431>, abgerufen am 22.11.2024.