Geschlechte, dem jedesmaligen Bedürfniß. Hier sucht man den Vereinigungen eine unerschütterliche Grundlage, dem re- ligiösen Antriebe eine feste Form zu geben: um alles dem unmittelbaren Dienste der Kirche zu weihen, und die künf- tigen Geschlechter unvermerkt zu demselben Sinne heran- zuziehen.
In Frankreich zeigten sich nun in kurzem die größ- ten Erfolge. Schon unter Heinrich IV. sahen sich die Protestanten durch eine so tiefgreifende als ausgebreitete Thätigkeit einer entgegengesetzten Gesinnung beschränkt und gefährdet, eine Zeit lang hatten sie keinen Fortgang mehr: aber gar bald erlitten sie Verluste, bereits unter Heinrich IV. klagen sie, daß der Abfall in ihren Reihen beginne.
Und doch war Heinrich schon durch seine Politik ge- nöthigt ihnen Begünstigungen widerfahren zu lassen und sich den Zumuthungen des Papstes, der sie z. B. von al- len öffentlichen Stellen ausgeschlossen wissen wollte, zu widersetzen.
Unter Maria Medici aber verließ man die bisherige Politik: man schloß sich um Vieles enger an Spanien an: eine entschieden katholische Gesinnung bekam in allen in- nern und äußern Geschäften die Oberhand. Wie am Hofe, so hatte sie selbst in der Ständeversammlung das Uebergewicht. Von den beiden ersten Ständen ward im Jahre 1614 nicht allein die Publication des Tridentinums, sondern sogar die Herstellung der Kirchengüter in Bearn ausdrücklich gefordert.
Da war es nun für die Protestanten, in denen doch auch ein lebendiges kirchliches Leben waltete, um dieß nicht
der katholiſchen Reſtauration. Frankreich.
Geſchlechte, dem jedesmaligen Beduͤrfniß. Hier ſucht man den Vereinigungen eine unerſchuͤtterliche Grundlage, dem re- ligioͤſen Antriebe eine feſte Form zu geben: um alles dem unmittelbaren Dienſte der Kirche zu weihen, und die kuͤnf- tigen Geſchlechter unvermerkt zu demſelben Sinne heran- zuziehen.
In Frankreich zeigten ſich nun in kurzem die groͤß- ten Erfolge. Schon unter Heinrich IV. ſahen ſich die Proteſtanten durch eine ſo tiefgreifende als ausgebreitete Thaͤtigkeit einer entgegengeſetzten Geſinnung beſchraͤnkt und gefaͤhrdet, eine Zeit lang hatten ſie keinen Fortgang mehr: aber gar bald erlitten ſie Verluſte, bereits unter Heinrich IV. klagen ſie, daß der Abfall in ihren Reihen beginne.
Und doch war Heinrich ſchon durch ſeine Politik ge- noͤthigt ihnen Beguͤnſtigungen widerfahren zu laſſen und ſich den Zumuthungen des Papſtes, der ſie z. B. von al- len oͤffentlichen Stellen ausgeſchloſſen wiſſen wollte, zu widerſetzen.
Unter Maria Medici aber verließ man die bisherige Politik: man ſchloß ſich um Vieles enger an Spanien an: eine entſchieden katholiſche Geſinnung bekam in allen in- nern und aͤußern Geſchaͤften die Oberhand. Wie am Hofe, ſo hatte ſie ſelbſt in der Staͤndeverſammlung das Uebergewicht. Von den beiden erſten Staͤnden ward im Jahre 1614 nicht allein die Publication des Tridentinums, ſondern ſogar die Herſtellung der Kirchenguͤter in Bearn ausdruͤcklich gefordert.
Da war es nun fuͤr die Proteſtanten, in denen doch auch ein lebendiges kirchliches Leben waltete, um dieß nicht
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der katholiſchen Reſtauration. Frankreich.
Geſchlechte, dem jedesmaligen Beduͤrfniß. Hier ſucht man
den Vereinigungen eine unerſchuͤtterliche Grundlage, dem re-
ligioͤſen Antriebe eine feſte Form zu geben: um alles dem
unmittelbaren Dienſte der Kirche zu weihen, und die kuͤnf-
tigen Geſchlechter unvermerkt zu demſelben Sinne heran-
zuziehen.
In Frankreich zeigten ſich nun in kurzem die groͤß-
ten Erfolge. Schon unter Heinrich IV. ſahen ſich die
Proteſtanten durch eine ſo tiefgreifende als ausgebreitete
Thaͤtigkeit einer entgegengeſetzten Geſinnung beſchraͤnkt und
gefaͤhrdet, eine Zeit lang hatten ſie keinen Fortgang mehr:
aber gar bald erlitten ſie Verluſte, bereits unter Heinrich IV.
klagen ſie, daß der Abfall in ihren Reihen beginne.
Und doch war Heinrich ſchon durch ſeine Politik ge-
noͤthigt ihnen Beguͤnſtigungen widerfahren zu laſſen und
ſich den Zumuthungen des Papſtes, der ſie z. B. von al-
len oͤffentlichen Stellen ausgeſchloſſen wiſſen wollte, zu
widerſetzen.
Unter Maria Medici aber verließ man die bisherige
Politik: man ſchloß ſich um Vieles enger an Spanien an:
eine entſchieden katholiſche Geſinnung bekam in allen in-
nern und aͤußern Geſchaͤften die Oberhand. Wie am
Hofe, ſo hatte ſie ſelbſt in der Staͤndeverſammlung das
Uebergewicht. Von den beiden erſten Staͤnden ward im
Jahre 1614 nicht allein die Publication des Tridentinums,
ſondern ſogar die Herſtellung der Kirchenguͤter in Bearn
ausdruͤcklich gefordert.
Da war es nun fuͤr die Proteſtanten, in denen doch
auch ein lebendiges kirchliches Leben waltete, um dieß nicht
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 437. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/449>, abgerufen am 22.11.2024.
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