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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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des Katholicismus. Ostindien.
holt wurden: doch war er nicht geboren um zu vollenden:
sein Wahlspruch war: Amplius! amplius! sein Bekehrungs-
eifer war zugleich eine Art Reiselust: schon er gelangte nach
Japan: er war im Begriff den Heerd und Ursprung der
Sinnesweise die ihm dort entgegengetreten war, in Sina
aufzusuchen, als er starb 1).

Es liegt in der Natur der Menschen, daß sein Bei-
spiel, die Schwierigkeit der Unternehmung zur Nachahmung
mehr aufforderte, als davon abschreckte. Auf die mannig-
faltigste Weise war man in den ersten Decennien des 17ten
Jahrhunderts im Orient beschäftigt.

In Madaura finden wir seit 1606 den Pater Nobili.
Er ist erstaunt, wie wenig Fortschritte das Christenthum
in der langen Zeit gemacht, und glaubt sich dieß nur da-
durch erklären zu können, daß die Portugiesen sich an die
Parias gewandt hatten. Christus ward als ein Gott der
Parias betrachtet. Ganz anders griff er es an: er hielt
dafür, eine wirksame Bekehrung müsse von den Vorneh-
men anfangen. Er erklärte bei seiner Ankunft, daß er vom
besten Adel sey -- er hatte Zeugnisse dafür bei sich --
und schloß sich an die Braminen. Er kleidete sich und
wohnte wie sie, unterzog sich ihren Büßungen, lernte San-
scrit, und ging auf ihre Ideen ein 2). Sie hegten die Mei-

1) Maffei: Historiarum Indicarum lib. XIII et XIV.
2) Juvencius: Historiae societ. Jesu pars V, tom. II, lib.
XVIII, § IX, nr. 49. "Brachmanum instituta omnia caerimo-
niasque cognoscit: linguam vernaculam, dictam vulgo Tamuli-
cam, quae latissime pertinet, addiscit: addit Baddagicam, qui
principum et aulae sermo, denique Grandonicam sive Samutcra-
dam, quae lingua eruditorum est, ceterum tot obsita difficulta-

des Katholicismus. Oſtindien.
holt wurden: doch war er nicht geboren um zu vollenden:
ſein Wahlſpruch war: Amplius! amplius! ſein Bekehrungs-
eifer war zugleich eine Art Reiſeluſt: ſchon er gelangte nach
Japan: er war im Begriff den Heerd und Urſprung der
Sinnesweiſe die ihm dort entgegengetreten war, in Sina
aufzuſuchen, als er ſtarb 1).

Es liegt in der Natur der Menſchen, daß ſein Bei-
ſpiel, die Schwierigkeit der Unternehmung zur Nachahmung
mehr aufforderte, als davon abſchreckte. Auf die mannig-
faltigſte Weiſe war man in den erſten Decennien des 17ten
Jahrhunderts im Orient beſchaͤftigt.

In Madaura finden wir ſeit 1606 den Pater Nobili.
Er iſt erſtaunt, wie wenig Fortſchritte das Chriſtenthum
in der langen Zeit gemacht, und glaubt ſich dieß nur da-
durch erklaͤren zu koͤnnen, daß die Portugieſen ſich an die
Parias gewandt hatten. Chriſtus ward als ein Gott der
Parias betrachtet. Ganz anders griff er es an: er hielt
dafuͤr, eine wirkſame Bekehrung muͤſſe von den Vorneh-
men anfangen. Er erklaͤrte bei ſeiner Ankunft, daß er vom
beſten Adel ſey — er hatte Zeugniſſe dafuͤr bei ſich —
und ſchloß ſich an die Braminen. Er kleidete ſich und
wohnte wie ſie, unterzog ſich ihren Buͤßungen, lernte San-
ſcrit, und ging auf ihre Ideen ein 2). Sie hegten die Mei-

1) Maffei: Historiarum Indicarum lib. XIII et XIV.
2) Juvencius: Historiae societ. Jesu pars V, tom. II, lib.
XVIII, § IX, nr. 49. „Brachmanum instituta omnia caerimo-
niasque cognoscit: linguam vernaculam, dictam vulgo Tamuli-
cam, quae latissime pertinet, addiscit: addit Baddagicam, qui
principum et aulae sermo, denique Grandonicam sive Samutcra-
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[491/0503] des Katholicismus. Oſtindien. holt wurden: doch war er nicht geboren um zu vollenden: ſein Wahlſpruch war: Amplius! amplius! ſein Bekehrungs- eifer war zugleich eine Art Reiſeluſt: ſchon er gelangte nach Japan: er war im Begriff den Heerd und Urſprung der Sinnesweiſe die ihm dort entgegengetreten war, in Sina aufzuſuchen, als er ſtarb 1). Es liegt in der Natur der Menſchen, daß ſein Bei- ſpiel, die Schwierigkeit der Unternehmung zur Nachahmung mehr aufforderte, als davon abſchreckte. Auf die mannig- faltigſte Weiſe war man in den erſten Decennien des 17ten Jahrhunderts im Orient beſchaͤftigt. In Madaura finden wir ſeit 1606 den Pater Nobili. Er iſt erſtaunt, wie wenig Fortſchritte das Chriſtenthum in der langen Zeit gemacht, und glaubt ſich dieß nur da- durch erklaͤren zu koͤnnen, daß die Portugieſen ſich an die Parias gewandt hatten. Chriſtus ward als ein Gott der Parias betrachtet. Ganz anders griff er es an: er hielt dafuͤr, eine wirkſame Bekehrung muͤſſe von den Vorneh- men anfangen. Er erklaͤrte bei ſeiner Ankunft, daß er vom beſten Adel ſey — er hatte Zeugniſſe dafuͤr bei ſich — und ſchloß ſich an die Braminen. Er kleidete ſich und wohnte wie ſie, unterzog ſich ihren Buͤßungen, lernte San- ſcrit, und ging auf ihre Ideen ein 2). Sie hegten die Mei- 1) Maffei: Historiarum Indicarum lib. XIII et XIV. 2) Juvencius: Historiae societ. Jesu pars V, tom. II, lib. XVIII, § IX, nr. 49. „Brachmanum instituta omnia caerimo- niasque cognoscit: linguam vernaculam, dictam vulgo Tamuli- cam, quae latissime pertinet, addiscit: addit Baddagicam, qui principum et aulae sermo, denique Grandonicam sive Samutcra- dam, quae lingua eruditorum est, ceterum tot obsita difficulta-

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 491. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/503>, abgerufen am 24.11.2024.