Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Urban VIII. gestanden werden konnte, die der Papst hernach bei der fran-zösischen Vermählung selbst fallen ließ. Er schien in der That den Zuwachs an Macht ungern zu sehen, den Spa- nien durch die Verbindung mit England erlangt haben würde. Ganz insgeheim unterhandelte in jenen Tagen der Nuntius, der in Brüssel residirte, über eine Vermählung des Churprinzen von der Pfalz nicht mit einer östreichischen, sondern mit einer baierischen Prinzessin 1). Und an der mantuanischen Verwickelung nun, die sich Dergestalt lag die Gesinnung des Papstes bereits offen Auch wartete er nicht bis er etwa von Richelieu ange- Er ließ die dringendsten Bitten vernehmen. "Der 1) Der Emissär des Nuntius war ein Capuziner, Francesco
della Rota. Rußdorf Negociations I, 205 ist über seine Unterhand- lungen besonders ausführlich. Urban VIII. geſtanden werden konnte, die der Papſt hernach bei der fran-zoͤſiſchen Vermaͤhlung ſelbſt fallen ließ. Er ſchien in der That den Zuwachs an Macht ungern zu ſehen, den Spa- nien durch die Verbindung mit England erlangt haben wuͤrde. Ganz insgeheim unterhandelte in jenen Tagen der Nuntius, der in Bruͤſſel reſidirte, uͤber eine Vermaͤhlung des Churprinzen von der Pfalz nicht mit einer oͤſtreichiſchen, ſondern mit einer baieriſchen Prinzeſſin 1). Und an der mantuaniſchen Verwickelung nun, die ſich Dergeſtalt lag die Geſinnung des Papſtes bereits offen Auch wartete er nicht bis er etwa von Richelieu ange- Er ließ die dringendſten Bitten vernehmen. „Der 1) Der Emiſſaͤr des Nuntius war ein Capuziner, Francesco
della Rota. Rußdorf Négociations I, 205 iſt uͤber ſeine Unterhand- lungen beſonders ausfuͤhrlich. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0555" n="543"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Urban</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi></fw><lb/> geſtanden werden konnte, die der Papſt hernach bei der fran-<lb/> zoͤſiſchen Vermaͤhlung ſelbſt fallen ließ. Er ſchien in der<lb/> That den Zuwachs an Macht ungern zu ſehen, den Spa-<lb/> nien durch die Verbindung mit England erlangt haben<lb/> wuͤrde. Ganz insgeheim unterhandelte in jenen Tagen der<lb/> Nuntius, der in Bruͤſſel reſidirte, uͤber eine Vermaͤhlung<lb/> des Churprinzen von der Pfalz nicht mit einer oͤſtreichiſchen,<lb/> ſondern mit einer baieriſchen Prinzeſſin <note place="foot" n="1)">Der Emiſſaͤr des Nuntius war ein Capuziner, Francesco<lb/> della Rota. Rußdorf <hi rendition="#aq">Négociations I,</hi> 205 iſt uͤber ſeine Unterhand-<lb/> lungen beſonders ausfuͤhrlich.</note>.</p><lb/> <p>Und an der mantuaniſchen Verwickelung nun, die ſich<lb/> jetzt erhob, hatte der Papſt nicht minder einen weſentlichen<lb/> Antheil. Die geheime Vermaͤhlung der jungen Prinzeſſin<lb/> mit Rethel, von der alles abhing, haͤtte ohne paͤpſtliche<lb/> Dispenſation nicht vollzogen werden koͤnnen. Papſt Urban<lb/> gab ſie, ohne die naͤchſten Verwandten, den Kaiſer oder den<lb/> Koͤnig, auch nur gefragt zu haben, und noch im rechten Au-<lb/> genblicke traf ſie ein.</p><lb/> <p>Dergeſtalt lag die Geſinnung des Papſtes bereits offen<lb/> am Tage. Wie die uͤbrigen italieniſchen Maͤchte, wuͤnſchte<lb/> er vor allem einen von Spanien unabhaͤngigen Fuͤrſten in<lb/> Mantua zu ſehen.</p><lb/> <p>Auch wartete er nicht bis er etwa von Richelieu ange-<lb/> gangen wuͤrde. Da ſeine Verwendungen am kaiſerlichen<lb/> Hofe unwirkſam blieben, deſſen Schritte vielmehr immer<lb/> feindſeliger wurden, die Belagerung von Caſale fortdauerte,<lb/> wandte ſich der Papſt ſelbſt an Frankreich.</p><lb/> <p>Er ließ die dringendſten Bitten vernehmen. „Der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [543/0555]
Urban VIII.
geſtanden werden konnte, die der Papſt hernach bei der fran-
zoͤſiſchen Vermaͤhlung ſelbſt fallen ließ. Er ſchien in der
That den Zuwachs an Macht ungern zu ſehen, den Spa-
nien durch die Verbindung mit England erlangt haben
wuͤrde. Ganz insgeheim unterhandelte in jenen Tagen der
Nuntius, der in Bruͤſſel reſidirte, uͤber eine Vermaͤhlung
des Churprinzen von der Pfalz nicht mit einer oͤſtreichiſchen,
ſondern mit einer baieriſchen Prinzeſſin 1).
Und an der mantuaniſchen Verwickelung nun, die ſich
jetzt erhob, hatte der Papſt nicht minder einen weſentlichen
Antheil. Die geheime Vermaͤhlung der jungen Prinzeſſin
mit Rethel, von der alles abhing, haͤtte ohne paͤpſtliche
Dispenſation nicht vollzogen werden koͤnnen. Papſt Urban
gab ſie, ohne die naͤchſten Verwandten, den Kaiſer oder den
Koͤnig, auch nur gefragt zu haben, und noch im rechten Au-
genblicke traf ſie ein.
Dergeſtalt lag die Geſinnung des Papſtes bereits offen
am Tage. Wie die uͤbrigen italieniſchen Maͤchte, wuͤnſchte
er vor allem einen von Spanien unabhaͤngigen Fuͤrſten in
Mantua zu ſehen.
Auch wartete er nicht bis er etwa von Richelieu ange-
gangen wuͤrde. Da ſeine Verwendungen am kaiſerlichen
Hofe unwirkſam blieben, deſſen Schritte vielmehr immer
feindſeliger wurden, die Belagerung von Caſale fortdauerte,
wandte ſich der Papſt ſelbſt an Frankreich.
Er ließ die dringendſten Bitten vernehmen. „Der
1) Der Emiſſaͤr des Nuntius war ein Capuziner, Francesco
della Rota. Rußdorf Négociations I, 205 iſt uͤber ſeine Unterhand-
lungen beſonders ausfuͤhrlich.
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