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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch V. Gegenreformationen.

Allein auch überdieß bekam Baiern durch die Stel-
lung, die es annahm, an und für sich eine hohe Bedeu-
tung. Es verfocht ein großes Princip, das eben zu
neuer Macht emporkam. Die mindermächtigen deutschen
Fürsten dieser Gesinnung sahen in Baiern eine Zeitlang ihr
Oberhaupt.

Denn so weit nur die Macht des Herzogs reichte,
beeiferte er sich die katholische Lehre herzustellen. Kaum
war ihm die Grafschaft Haag angefallen, so ließ er die
Protestanten, welche der letzte Graf daselbst geduldet, verja-
gen, und Ritus und Glauben des Katholicismus wieder
einführen. In der Schlacht bei Moncontour war Markgraf
Philibert von Baden-Baden geblieben. Der Sohn desselben
Philipp, erst zehn Jahr alt, ward in München unter der
Vormundschaft Albrechts, wie sich versteht, im katholischen
Glauben erzogen. Doch wartete der Herzog nicht ab, was
der junge Markgraf thun werde, wenn er selbst zur Re-
gierung gekommen seyn würde; auf der Stelle schickte er
seinen Landhofmeister Grafen Schwarzenberg und den Je-
suiten Georg Schorich, die schon bei den Bekehrungen in
Niederbaiern mit einander gearbeitet hatten, in das baden-
sche Gebiet, um es durch dieselben Mittel katholisch zu
machen. Zwar brachten die protestantischen Einwohner kai-
serliche Befehle hiegegen aus: aber man achtete nicht dar-
auf: die Bevollmächtigten fuhren fort, wie sich der Ge-
schichtschreiber der Jesuiten mit Wohlgefallen ausdrückt,
"der einfältigen Menge Ohr und Gemüth für die himm-
lische Lehre frei zu machen." Das ist: sie entfernten die
protestantischen Prediger, nöthigten die Mönche, welche

Buch V. Gegenreformationen.

Allein auch uͤberdieß bekam Baiern durch die Stel-
lung, die es annahm, an und fuͤr ſich eine hohe Bedeu-
tung. Es verfocht ein großes Princip, das eben zu
neuer Macht emporkam. Die mindermaͤchtigen deutſchen
Fuͤrſten dieſer Geſinnung ſahen in Baiern eine Zeitlang ihr
Oberhaupt.

Denn ſo weit nur die Macht des Herzogs reichte,
beeiferte er ſich die katholiſche Lehre herzuſtellen. Kaum
war ihm die Grafſchaft Haag angefallen, ſo ließ er die
Proteſtanten, welche der letzte Graf daſelbſt geduldet, verja-
gen, und Ritus und Glauben des Katholicismus wieder
einfuͤhren. In der Schlacht bei Moncontour war Markgraf
Philibert von Baden-Baden geblieben. Der Sohn deſſelben
Philipp, erſt zehn Jahr alt, ward in Muͤnchen unter der
Vormundſchaft Albrechts, wie ſich verſteht, im katholiſchen
Glauben erzogen. Doch wartete der Herzog nicht ab, was
der junge Markgraf thun werde, wenn er ſelbſt zur Re-
gierung gekommen ſeyn wuͤrde; auf der Stelle ſchickte er
ſeinen Landhofmeiſter Grafen Schwarzenberg und den Je-
ſuiten Georg Schorich, die ſchon bei den Bekehrungen in
Niederbaiern mit einander gearbeitet hatten, in das baden-
ſche Gebiet, um es durch dieſelben Mittel katholiſch zu
machen. Zwar brachten die proteſtantiſchen Einwohner kai-
ſerliche Befehle hiegegen aus: aber man achtete nicht dar-
auf: die Bevollmaͤchtigten fuhren fort, wie ſich der Ge-
ſchichtſchreiber der Jeſuiten mit Wohlgefallen ausdruͤckt,
„der einfaͤltigen Menge Ohr und Gemuͤth fuͤr die himm-
liſche Lehre frei zu machen.“ Das iſt: ſie entfernten die
proteſtantiſchen Prediger, noͤthigten die Moͤnche, welche

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[44/0056] Buch V. Gegenreformationen. Allein auch uͤberdieß bekam Baiern durch die Stel- lung, die es annahm, an und fuͤr ſich eine hohe Bedeu- tung. Es verfocht ein großes Princip, das eben zu neuer Macht emporkam. Die mindermaͤchtigen deutſchen Fuͤrſten dieſer Geſinnung ſahen in Baiern eine Zeitlang ihr Oberhaupt. Denn ſo weit nur die Macht des Herzogs reichte, beeiferte er ſich die katholiſche Lehre herzuſtellen. Kaum war ihm die Grafſchaft Haag angefallen, ſo ließ er die Proteſtanten, welche der letzte Graf daſelbſt geduldet, verja- gen, und Ritus und Glauben des Katholicismus wieder einfuͤhren. In der Schlacht bei Moncontour war Markgraf Philibert von Baden-Baden geblieben. Der Sohn deſſelben Philipp, erſt zehn Jahr alt, ward in Muͤnchen unter der Vormundſchaft Albrechts, wie ſich verſteht, im katholiſchen Glauben erzogen. Doch wartete der Herzog nicht ab, was der junge Markgraf thun werde, wenn er ſelbſt zur Re- gierung gekommen ſeyn wuͤrde; auf der Stelle ſchickte er ſeinen Landhofmeiſter Grafen Schwarzenberg und den Je- ſuiten Georg Schorich, die ſchon bei den Bekehrungen in Niederbaiern mit einander gearbeitet hatten, in das baden- ſche Gebiet, um es durch dieſelben Mittel katholiſch zu machen. Zwar brachten die proteſtantiſchen Einwohner kai- ſerliche Befehle hiegegen aus: aber man achtete nicht dar- auf: die Bevollmaͤchtigten fuhren fort, wie ſich der Ge- ſchichtſchreiber der Jeſuiten mit Wohlgefallen ausdruͤckt, „der einfaͤltigen Menge Ohr und Gemuͤth fuͤr die himm- liſche Lehre frei zu machen.“ Das iſt: ſie entfernten die proteſtantiſchen Prediger, noͤthigten die Moͤnche, welche

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/56>, abgerufen am 21.11.2024.