Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Buch VII. Kap. 4. Die Macht
benen Klöster in Collegien besonders für die Jesuiten ver-
wandeln zu können: der Papst antwortete, die Klöster
müßten zunächst den Bischöfen überantwortet werden.

Indessen fuhr der Kaiser auf seinem Wege fort, ohne
auf die Ungunst des Papstes Rücksicht zu nehmen: er be-
trachtete sich als den großen Vorfechter der katholischen
Kirche.

Drei Heere ließ er auf einmal ins Feld rücken.

Das erste kam den Polen wider die Schweden zu
Hülfe, und stellte in der That das Kriegsglück der Polen
einigermaßen wieder her. Doch war das nicht die ein-
zige Absicht: bei diesem Feldzuge dachte man zugleich daran,
Preußen an das Reich und den Orden, dem es entrissen
worden, wieder zurückzubringen 1).

Ein anderes Heer rückte gegen die Niederlande, um
hier den Spaniern zu Hülfe zu kommen. Es ergoß sich
über die Haide von Utrecht gegen Amsterdam hin, und
nur ein Zufall, die Ueberrumpelung von Wesel, hinderte es
an den größten Erfolgen.

Indessen sammelte sich ein drittes Heer bei Memmin-
gen und Lindau um nach Italien zu gehn und die man-
tuanische Sache mit dem Schwerte auszumachen. Die
Schweizer waren nicht zu bewegen den Durchzug in Gu-
tem zuzugestehn: sie wurden mit Gewalt gezwungen: in ei-
nem Augenblicke waren Luciensteig, Chur, mit allen grau-

1) Memoires et negotiations de Rusdorf II, 724. Comiti
Negromontano (Schwarzenberg) Viennae nuper claris verbis a
consiliariis et ministris Caesaris dictum fuit, imperatorem sci-
licet sibi et imperio subjecturum quidquid milite suo in Borus-
sia occuparit et ceperit.

Buch VII. Kap. 4. Die Macht
benen Kloͤſter in Collegien beſonders fuͤr die Jeſuiten ver-
wandeln zu koͤnnen: der Papſt antwortete, die Kloͤſter
muͤßten zunaͤchſt den Biſchoͤfen uͤberantwortet werden.

Indeſſen fuhr der Kaiſer auf ſeinem Wege fort, ohne
auf die Ungunſt des Papſtes Ruͤckſicht zu nehmen: er be-
trachtete ſich als den großen Vorfechter der katholiſchen
Kirche.

Drei Heere ließ er auf einmal ins Feld ruͤcken.

Das erſte kam den Polen wider die Schweden zu
Huͤlfe, und ſtellte in der That das Kriegsgluͤck der Polen
einigermaßen wieder her. Doch war das nicht die ein-
zige Abſicht: bei dieſem Feldzuge dachte man zugleich daran,
Preußen an das Reich und den Orden, dem es entriſſen
worden, wieder zuruͤckzubringen 1).

Ein anderes Heer ruͤckte gegen die Niederlande, um
hier den Spaniern zu Huͤlfe zu kommen. Es ergoß ſich
uͤber die Haide von Utrecht gegen Amſterdam hin, und
nur ein Zufall, die Ueberrumpelung von Weſel, hinderte es
an den groͤßten Erfolgen.

Indeſſen ſammelte ſich ein drittes Heer bei Memmin-
gen und Lindau um nach Italien zu gehn und die man-
tuaniſche Sache mit dem Schwerte auszumachen. Die
Schweizer waren nicht zu bewegen den Durchzug in Gu-
tem zuzugeſtehn: ſie wurden mit Gewalt gezwungen: in ei-
nem Augenblicke waren Lucienſteig, Chur, mit allen grau-

1) Mémoires et négotiations de Rusdorf II, 724. Comiti
Negromontano (Schwarzenberg) Viennae nuper claris verbis a
consiliariis et ministris Caesaris dictum fuit, imperatorem sci-
licet sibi et imperio subjecturum quidquid milite suo in Borus-
sia occuparit et ceperit.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0560" n="548"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VII.</hi><hi rendition="#g">Kap. 4. Die Macht</hi></fw><lb/>
benen Klo&#x0364;&#x017F;ter in Collegien be&#x017F;onders fu&#x0364;r die Je&#x017F;uiten ver-<lb/>
wandeln zu ko&#x0364;nnen: der Pap&#x017F;t antwortete, die Klo&#x0364;&#x017F;ter<lb/>
mu&#x0364;ßten zuna&#x0364;ch&#x017F;t den Bi&#x017F;cho&#x0364;fen u&#x0364;berantwortet werden.</p><lb/>
            <p>Inde&#x017F;&#x017F;en fuhr der Kai&#x017F;er auf &#x017F;einem Wege fort, ohne<lb/>
auf die Ungun&#x017F;t des Pap&#x017F;tes Ru&#x0364;ck&#x017F;icht zu nehmen: er be-<lb/>
trachtete &#x017F;ich als den großen Vorfechter der katholi&#x017F;chen<lb/>
Kirche.</p><lb/>
            <p>Drei Heere ließ er auf einmal ins Feld ru&#x0364;cken.</p><lb/>
            <p>Das er&#x017F;te kam den Polen wider die Schweden zu<lb/>
Hu&#x0364;lfe, und &#x017F;tellte in der That das Kriegsglu&#x0364;ck der Polen<lb/>
einigermaßen wieder her. Doch war das nicht die ein-<lb/>
zige Ab&#x017F;icht: bei die&#x017F;em Feldzuge dachte man zugleich daran,<lb/>
Preußen an das Reich und den Orden, dem es entri&#x017F;&#x017F;en<lb/>
worden, wieder zuru&#x0364;ckzubringen <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Mémoires et négotiations de Rusdorf II, 724. Comiti<lb/>
Negromontano (Schwarzenberg) Viennae nuper claris verbis a<lb/>
consiliariis et ministris Caesaris dictum fuit, imperatorem sci-<lb/>
licet sibi et imperio subjecturum quidquid milite suo in Borus-<lb/>
sia occuparit et ceperit.</hi></note>.</p><lb/>
            <p>Ein anderes Heer ru&#x0364;ckte gegen die Niederlande, um<lb/>
hier den Spaniern zu Hu&#x0364;lfe zu kommen. Es ergoß &#x017F;ich<lb/>
u&#x0364;ber die Haide von Utrecht gegen Am&#x017F;terdam hin, und<lb/>
nur ein Zufall, die Ueberrumpelung von We&#x017F;el, hinderte es<lb/>
an den gro&#x0364;ßten Erfolgen.</p><lb/>
            <p>Inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ammelte &#x017F;ich ein drittes Heer bei Memmin-<lb/>
gen und Lindau um nach Italien zu gehn und die man-<lb/>
tuani&#x017F;che Sache mit dem Schwerte auszumachen. Die<lb/>
Schweizer waren nicht zu bewegen den Durchzug in Gu-<lb/>
tem zuzuge&#x017F;tehn: &#x017F;ie wurden mit Gewalt gezwungen: in ei-<lb/>
nem Augenblicke waren Lucien&#x017F;teig, Chur, mit allen grau-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[548/0560] Buch VII. Kap. 4. Die Macht benen Kloͤſter in Collegien beſonders fuͤr die Jeſuiten ver- wandeln zu koͤnnen: der Papſt antwortete, die Kloͤſter muͤßten zunaͤchſt den Biſchoͤfen uͤberantwortet werden. Indeſſen fuhr der Kaiſer auf ſeinem Wege fort, ohne auf die Ungunſt des Papſtes Ruͤckſicht zu nehmen: er be- trachtete ſich als den großen Vorfechter der katholiſchen Kirche. Drei Heere ließ er auf einmal ins Feld ruͤcken. Das erſte kam den Polen wider die Schweden zu Huͤlfe, und ſtellte in der That das Kriegsgluͤck der Polen einigermaßen wieder her. Doch war das nicht die ein- zige Abſicht: bei dieſem Feldzuge dachte man zugleich daran, Preußen an das Reich und den Orden, dem es entriſſen worden, wieder zuruͤckzubringen 1). Ein anderes Heer ruͤckte gegen die Niederlande, um hier den Spaniern zu Huͤlfe zu kommen. Es ergoß ſich uͤber die Haide von Utrecht gegen Amſterdam hin, und nur ein Zufall, die Ueberrumpelung von Weſel, hinderte es an den groͤßten Erfolgen. Indeſſen ſammelte ſich ein drittes Heer bei Memmin- gen und Lindau um nach Italien zu gehn und die man- tuaniſche Sache mit dem Schwerte auszumachen. Die Schweizer waren nicht zu bewegen den Durchzug in Gu- tem zuzugeſtehn: ſie wurden mit Gewalt gezwungen: in ei- nem Augenblicke waren Lucienſteig, Chur, mit allen grau- 1) Mémoires et négotiations de Rusdorf II, 724. Comiti Negromontano (Schwarzenberg) Viennae nuper claris verbis a consiliariis et ministris Caesaris dictum fuit, imperatorem sci- licet sibi et imperio subjecturum quidquid milite suo in Borus- sia occuparit et ceperit.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/560
Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 548. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/560>, abgerufen am 21.11.2024.