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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Kaiser Ferdinands II. im Jahre 1629.
bündtnerischen Pässen bis an den Comersee, eingenommen:
35000 Mann stark stieg alsdann dieses Heer längs der Adda
und dem Oglio hinab. Noch einmal ward der Herzog von
Mantua aufgefordert sich zu unterwerfen. Er erklärte, er
stehe im Schutze des Königs von Frankreich, mit diesem
müsse man unterhandeln. Indem nun die Deutschen sich
gegen Mantua, die Spanier sich gegen Montferrat bewegten,
erschienen auch die Franzosen zum zweiten Male. Sie mach-
ten auch dieß Mal Fortschritte; sie nahmen Saluzzo, Pi-
nerolo: aber in der Hauptsache richteten sie nichts aus;
nicht einmal den Herzog von Savoyen vermochten sie aufs
neue zu ihrem Willen zu nöthigen. Die Spanier be-
gannen Casale, die Deutschen nach kurzem Stillstand Man-
tua zu belagern: 1) sie hatten bei weitem das Ueber-
gewicht.

Kein Wunder, wenn in dieser Lage der Dinge jetzt in
Wien selbst Erinnerungen an die alte kaiserliche Hoheit
laut wurden.

"Man werde den Italienern zeigen, daß es noch ei-
nen Kaiser gebe, man werde Rechnung mit ihnen halten."

Besonders hatte sich Venedig den Haß des Hauses
Oestreich zugezogen. Man urtheilte zu Wien, daß wenn
Mantua einmal gefallen, auch die Terra ferma von Vene-
dig nicht mehr widerstehn könne. In ein paar Monaten
müsse man sie haben, dann könne man die kaiserlichen Lehen
zurückfordern. Der spanische Gesandte ging noch weiter.
Er verglich die spanisch-östreichische Macht mit der römi-

1) Das elfte Buch dell' istoria di Pietro Giov. Capriata er-
örtert die einzelnen Momente dieser Ereignisse.

Kaiſer Ferdinands II. im Jahre 1629.
buͤndtneriſchen Paͤſſen bis an den Comerſee, eingenommen:
35000 Mann ſtark ſtieg alsdann dieſes Heer laͤngs der Adda
und dem Oglio hinab. Noch einmal ward der Herzog von
Mantua aufgefordert ſich zu unterwerfen. Er erklaͤrte, er
ſtehe im Schutze des Koͤnigs von Frankreich, mit dieſem
muͤſſe man unterhandeln. Indem nun die Deutſchen ſich
gegen Mantua, die Spanier ſich gegen Montferrat bewegten,
erſchienen auch die Franzoſen zum zweiten Male. Sie mach-
ten auch dieß Mal Fortſchritte; ſie nahmen Saluzzo, Pi-
nerolo: aber in der Hauptſache richteten ſie nichts aus;
nicht einmal den Herzog von Savoyen vermochten ſie aufs
neue zu ihrem Willen zu noͤthigen. Die Spanier be-
gannen Caſale, die Deutſchen nach kurzem Stillſtand Man-
tua zu belagern: 1) ſie hatten bei weitem das Ueber-
gewicht.

Kein Wunder, wenn in dieſer Lage der Dinge jetzt in
Wien ſelbſt Erinnerungen an die alte kaiſerliche Hoheit
laut wurden.

„Man werde den Italienern zeigen, daß es noch ei-
nen Kaiſer gebe, man werde Rechnung mit ihnen halten.“

Beſonders hatte ſich Venedig den Haß des Hauſes
Oeſtreich zugezogen. Man urtheilte zu Wien, daß wenn
Mantua einmal gefallen, auch die Terra ferma von Vene-
dig nicht mehr widerſtehn koͤnne. In ein paar Monaten
muͤſſe man ſie haben, dann koͤnne man die kaiſerlichen Lehen
zuruͤckfordern. Der ſpaniſche Geſandte ging noch weiter.
Er verglich die ſpaniſch-oͤſtreichiſche Macht mit der roͤmi-

1) Das elfte Buch dell’ istoria di Pietro Giov. Capriata er-
oͤrtert die einzelnen Momente dieſer Ereigniſſe.
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[549/0561] Kaiſer Ferdinands II. im Jahre 1629. buͤndtneriſchen Paͤſſen bis an den Comerſee, eingenommen: 35000 Mann ſtark ſtieg alsdann dieſes Heer laͤngs der Adda und dem Oglio hinab. Noch einmal ward der Herzog von Mantua aufgefordert ſich zu unterwerfen. Er erklaͤrte, er ſtehe im Schutze des Koͤnigs von Frankreich, mit dieſem muͤſſe man unterhandeln. Indem nun die Deutſchen ſich gegen Mantua, die Spanier ſich gegen Montferrat bewegten, erſchienen auch die Franzoſen zum zweiten Male. Sie mach- ten auch dieß Mal Fortſchritte; ſie nahmen Saluzzo, Pi- nerolo: aber in der Hauptſache richteten ſie nichts aus; nicht einmal den Herzog von Savoyen vermochten ſie aufs neue zu ihrem Willen zu noͤthigen. Die Spanier be- gannen Caſale, die Deutſchen nach kurzem Stillſtand Man- tua zu belagern: 1) ſie hatten bei weitem das Ueber- gewicht. Kein Wunder, wenn in dieſer Lage der Dinge jetzt in Wien ſelbſt Erinnerungen an die alte kaiſerliche Hoheit laut wurden. „Man werde den Italienern zeigen, daß es noch ei- nen Kaiſer gebe, man werde Rechnung mit ihnen halten.“ Beſonders hatte ſich Venedig den Haß des Hauſes Oeſtreich zugezogen. Man urtheilte zu Wien, daß wenn Mantua einmal gefallen, auch die Terra ferma von Vene- dig nicht mehr widerſtehn koͤnne. In ein paar Monaten muͤſſe man ſie haben, dann koͤnne man die kaiſerlichen Lehen zuruͤckfordern. Der ſpaniſche Geſandte ging noch weiter. Er verglich die ſpaniſch-oͤſtreichiſche Macht mit der roͤmi- 1) Das elfte Buch dell’ istoria di Pietro Giov. Capriata er- oͤrtert die einzelnen Momente dieſer Ereigniſſe.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 549. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/561>, abgerufen am 24.11.2024.