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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Gleichgewichtes der beiden Bekenntnisse.

Gar bald gelangte man wenigstens in Deutschland zu
dieser Ueberzeugung. Schon der Friede von Prag beruhte
darauf. Der Kaiser ließ sein Restitutionsedict fallen: der
Churfürst von Sachsen und die Staaten, welche ihm bei-
traten, gaben die Herstellung des Protestantismus in den
Erblanden auf.

Zwar widersetzte sich Papst Urban allem was dem Re-
stitutionsedicte zuwider beschlossen werden könnte, und in
dem geistlichen Rathe des Kaisers hatte er die Jesuiten
besonders den Pater Lamormain auf seiner Seite -- der
denn auch oft genug darüber belobt ward "als ein würdiger
Beichtvater, als ein Mann der keine weltliche Rücksicht
nehme" 1); -- allein die Mehrheit war gegen ihn: die
Capuziner Quiroga und Valerian, die Cardinäle Dietrich-
stein und Pazmany; sie behaupteten, wenn man die katho-
lische Religion in den Erblanden rein erhalte, so könne
man wohl Gewissensfreiheit im Reiche geben. Der Pra-
ger Friede ward in Wien von allen Kanzeln verkündigt:
die Capuziner rühmten sich ihres Antheils an diesem "eh-
renvollen und heiligen" Werke und stellten besondere Feier-
lichkeiten dafür an; kaum konnte der Nuntius verhindern,
daß man nicht ein Tedeum sang 2).


1) Lettera del cardl Barberino al nuntio Baglione 17
Marzo 1635: essendo azione da generoso Christiano e degno
confessore di un pio imperatore cio che egli ha fatto rimi-
rando piu il cielo che il mondo.
2) Aus der Correspondenz Baglionis, die im 6ten Bande des
Nicoletti excerpirt ist, z. B. 14. April 1635. Disse un giorno il
conte di Ognate che assolutamente il re di Spagna non havrebbe
dato ajuto alcuno all' imperatore se non in caso che seguisse
la pace con Sassonia: di che maravigliandosi il nunzio disse
Gleichgewichtes der beiden Bekenntniſſe.

Gar bald gelangte man wenigſtens in Deutſchland zu
dieſer Ueberzeugung. Schon der Friede von Prag beruhte
darauf. Der Kaiſer ließ ſein Reſtitutionsedict fallen: der
Churfuͤrſt von Sachſen und die Staaten, welche ihm bei-
traten, gaben die Herſtellung des Proteſtantismus in den
Erblanden auf.

Zwar widerſetzte ſich Papſt Urban allem was dem Re-
ſtitutionsedicte zuwider beſchloſſen werden koͤnnte, und in
dem geiſtlichen Rathe des Kaiſers hatte er die Jeſuiten
beſonders den Pater Lamormain auf ſeiner Seite — der
denn auch oft genug daruͤber belobt ward „als ein wuͤrdiger
Beichtvater, als ein Mann der keine weltliche Ruͤckſicht
nehme“ 1); — allein die Mehrheit war gegen ihn: die
Capuziner Quiroga und Valerian, die Cardinaͤle Dietrich-
ſtein und Pazmany; ſie behaupteten, wenn man die katho-
liſche Religion in den Erblanden rein erhalte, ſo koͤnne
man wohl Gewiſſensfreiheit im Reiche geben. Der Pra-
ger Friede ward in Wien von allen Kanzeln verkuͤndigt:
die Capuziner ruͤhmten ſich ihres Antheils an dieſem „eh-
renvollen und heiligen“ Werke und ſtellten beſondere Feier-
lichkeiten dafuͤr an; kaum konnte der Nuntius verhindern,
daß man nicht ein Tedeum ſang 2).


1) Lettera del cardl Barberino al nuntio Baglione 17
Marzo 1635: essendo azione da generoso Christiano e degno
confessore di un pio imperatore ciò che egli ha fatto rimi-
rando più il cielo che il mondo.
2) Aus der Correſpondenz Baglionis, die im 6ten Bande des
Nicoletti excerpirt iſt, z. B. 14. April 1635. Disse un giorno il
conte di Ognate che assolutamente il re di Spagna non havrebbe
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[567/0579] Gleichgewichtes der beiden Bekenntniſſe. Gar bald gelangte man wenigſtens in Deutſchland zu dieſer Ueberzeugung. Schon der Friede von Prag beruhte darauf. Der Kaiſer ließ ſein Reſtitutionsedict fallen: der Churfuͤrſt von Sachſen und die Staaten, welche ihm bei- traten, gaben die Herſtellung des Proteſtantismus in den Erblanden auf. Zwar widerſetzte ſich Papſt Urban allem was dem Re- ſtitutionsedicte zuwider beſchloſſen werden koͤnnte, und in dem geiſtlichen Rathe des Kaiſers hatte er die Jeſuiten beſonders den Pater Lamormain auf ſeiner Seite — der denn auch oft genug daruͤber belobt ward „als ein wuͤrdiger Beichtvater, als ein Mann der keine weltliche Ruͤckſicht nehme“ 1); — allein die Mehrheit war gegen ihn: die Capuziner Quiroga und Valerian, die Cardinaͤle Dietrich- ſtein und Pazmany; ſie behaupteten, wenn man die katho- liſche Religion in den Erblanden rein erhalte, ſo koͤnne man wohl Gewiſſensfreiheit im Reiche geben. Der Pra- ger Friede ward in Wien von allen Kanzeln verkuͤndigt: die Capuziner ruͤhmten ſich ihres Antheils an dieſem „eh- renvollen und heiligen“ Werke und ſtellten beſondere Feier- lichkeiten dafuͤr an; kaum konnte der Nuntius verhindern, daß man nicht ein Tedeum ſang 2). 1) Lettera del cardl Barberino al nuntio Baglione 17 Marzo 1635: essendo azione da generoso Christiano e degno confessore di un pio imperatore ciò che egli ha fatto rimi- rando più il cielo che il mondo. 2) Aus der Correſpondenz Baglionis, die im 6ten Bande des Nicoletti excerpirt iſt, z. B. 14. April 1635. Disse un giorno il conte di Ognate che assolutamente il re di Spagna non havrebbe dato ajuto alcuno all’ imperatore se non in caso che seguisse la pace con Sassonia: di che maravigliandosi il nunzio disse

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 567. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/579>, abgerufen am 21.11.2024.