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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.

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Buch VII. Kap. 4. Herstellung eines
die Stellung welche der Papst eingenommen, eine bedeu-
tende Einwirkung der Nuntien unmöglich machte. Chigi
war geschickt und beliebt; er richtete doch nichts aus. Un-
ter seinen Augen ward ein Friede geschlossen wie ihn der
römische Stuhl ausdrücklich verdammt hatte. Der Chur-
fürst von der Pfalz, alle verjagten Fürsten wurden her-
gestellt. Weit gefehlt, daß man an die Bestimmungen
des Restitutionsedictes denken konnte: viele Stifter wur-
den geradezu säcularisirt und den Protestanten überlassen.
Spanien entschloß sich, die Unabhängigkeit jener Rebellen
gegen Papst und König, der Holländer, endlich anzuerken-
nen. Die Schweden behielten einen bedeutenden Theil des
Reiches. Selbst den Frieden des Kaisers gegen Frankreich
konnte die Curie nicht billigen, weil er Stipulationen über
Metz, Toul und Verdun enthielt durch die sie ihre Rechte
gekränkt fand. Das Papstthum fand sich in der traurigen
Nothwendigkeit zu protestiren: die Grundsätze, die es nicht
hatte geltend machen können, wollte es wenigstens ausspre-
chen. Aber schon hatte man dieß vorausgesehen. Die geist-
lichen Bestimmungen des westphälischen Friedens wurden
gleich mit der Erklärung eröffnet, daß man sich dabei an
Niemands Widerspruch kehren wolle, er sey auch wer er
wolle, von weltlichem oder geistlichem Stande 1).

Durch den Frieden ward jener große Proceß zwischen
Protestanten und Katholiken, aber nun ganz anders als
man in dem Restitutionsedicte versucht hatte, endlich zu ei-
ner Entscheidung gebracht. Der Katholicismus behauptete
immer große Erwerbungen, indem das Jahr 1624 als

1) Osnabrückischer Friedensschluß V Articul, § 1.

Buch VII. Kap. 4. Herſtellung eines
die Stellung welche der Papſt eingenommen, eine bedeu-
tende Einwirkung der Nuntien unmoͤglich machte. Chigi
war geſchickt und beliebt; er richtete doch nichts aus. Un-
ter ſeinen Augen ward ein Friede geſchloſſen wie ihn der
roͤmiſche Stuhl ausdruͤcklich verdammt hatte. Der Chur-
fuͤrſt von der Pfalz, alle verjagten Fuͤrſten wurden her-
geſtellt. Weit gefehlt, daß man an die Beſtimmungen
des Reſtitutionsedictes denken konnte: viele Stifter wur-
den geradezu ſaͤculariſirt und den Proteſtanten uͤberlaſſen.
Spanien entſchloß ſich, die Unabhaͤngigkeit jener Rebellen
gegen Papſt und Koͤnig, der Hollaͤnder, endlich anzuerken-
nen. Die Schweden behielten einen bedeutenden Theil des
Reiches. Selbſt den Frieden des Kaiſers gegen Frankreich
konnte die Curie nicht billigen, weil er Stipulationen uͤber
Metz, Toul und Verdun enthielt durch die ſie ihre Rechte
gekraͤnkt fand. Das Papſtthum fand ſich in der traurigen
Nothwendigkeit zu proteſtiren: die Grundſaͤtze, die es nicht
hatte geltend machen koͤnnen, wollte es wenigſtens ausſpre-
chen. Aber ſchon hatte man dieß vorausgeſehen. Die geiſt-
lichen Beſtimmungen des weſtphaͤliſchen Friedens wurden
gleich mit der Erklaͤrung eroͤffnet, daß man ſich dabei an
Niemands Widerſpruch kehren wolle, er ſey auch wer er
wolle, von weltlichem oder geiſtlichem Stande 1).

Durch den Frieden ward jener große Proceß zwiſchen
Proteſtanten und Katholiken, aber nun ganz anders als
man in dem Reſtitutionsedicte verſucht hatte, endlich zu ei-
ner Entſcheidung gebracht. Der Katholicismus behauptete
immer große Erwerbungen, indem das Jahr 1624 als

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[570/0582] Buch VII. Kap. 4. Herſtellung eines die Stellung welche der Papſt eingenommen, eine bedeu- tende Einwirkung der Nuntien unmoͤglich machte. Chigi war geſchickt und beliebt; er richtete doch nichts aus. Un- ter ſeinen Augen ward ein Friede geſchloſſen wie ihn der roͤmiſche Stuhl ausdruͤcklich verdammt hatte. Der Chur- fuͤrſt von der Pfalz, alle verjagten Fuͤrſten wurden her- geſtellt. Weit gefehlt, daß man an die Beſtimmungen des Reſtitutionsedictes denken konnte: viele Stifter wur- den geradezu ſaͤculariſirt und den Proteſtanten uͤberlaſſen. Spanien entſchloß ſich, die Unabhaͤngigkeit jener Rebellen gegen Papſt und Koͤnig, der Hollaͤnder, endlich anzuerken- nen. Die Schweden behielten einen bedeutenden Theil des Reiches. Selbſt den Frieden des Kaiſers gegen Frankreich konnte die Curie nicht billigen, weil er Stipulationen uͤber Metz, Toul und Verdun enthielt durch die ſie ihre Rechte gekraͤnkt fand. Das Papſtthum fand ſich in der traurigen Nothwendigkeit zu proteſtiren: die Grundſaͤtze, die es nicht hatte geltend machen koͤnnen, wollte es wenigſtens ausſpre- chen. Aber ſchon hatte man dieß vorausgeſehen. Die geiſt- lichen Beſtimmungen des weſtphaͤliſchen Friedens wurden gleich mit der Erklaͤrung eroͤffnet, daß man ſich dabei an Niemands Widerſpruch kehren wolle, er ſey auch wer er wolle, von weltlichem oder geiſtlichem Stande 1). Durch den Frieden ward jener große Proceß zwiſchen Proteſtanten und Katholiken, aber nun ganz anders als man in dem Reſtitutionsedicte verſucht hatte, endlich zu ei- ner Entſcheidung gebracht. Der Katholicismus behauptete immer große Erwerbungen, indem das Jahr 1624 als 1) Osnabruͤckiſcher Friedensſchluß V Articul, § 1.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/582>, abgerufen am 21.11.2024.