Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Buch V. Gegenreformationen. vielleicht die Empfehlungen Daniel Brendels bestimmtenihn. Mit Vergnügen kamen die Ordensmänner; Mainz und Trier stifteten hier eine gemeinschaftliche Colonie: der Abt baute ihnen Haus und Schule und wies ihnen eine Pension an: er selbst, denn noch war er sehr unwissend, nahm bei ihnen Unterricht 1). Zunächst mit seinem Capitel, das in Dingen dieser Art Der Pfarrer von Fulda, der bisher die evangelische Es war vergebens, daß der Adel hiegegen Vorstel- 1) Reiffenberg: Historia societatis Jesu ad Rhenum infe-
riorem I, VI, II, der an dieser Stelle die Notizen des Sacchinus (III, VII, 68.) aus einem für ihn gefertigten Tractat des Jesuiten Feurer vermehrt. Von protestantischer Seite: Beschwerden der Stadt Fulda und desselben Stiftes Ritterschaft, bei Lehmann: de pace religionis II, IX, 257. Buch V. Gegenreformationen. vielleicht die Empfehlungen Daniel Brendels beſtimmtenihn. Mit Vergnuͤgen kamen die Ordensmaͤnner; Mainz und Trier ſtifteten hier eine gemeinſchaftliche Colonie: der Abt baute ihnen Haus und Schule und wies ihnen eine Penſion an: er ſelbſt, denn noch war er ſehr unwiſſend, nahm bei ihnen Unterricht 1). Zunaͤchſt mit ſeinem Capitel, das in Dingen dieſer Art Der Pfarrer von Fulda, der bisher die evangeliſche Es war vergebens, daß der Adel hiegegen Vorſtel- 1) Reiffenberg: Historia societatis Jesu ad Rhenum infe-
riorem I, VI, II, der an dieſer Stelle die Notizen des Sacchinus (III, VII, 68.) aus einem fuͤr ihn gefertigten Tractat des Jeſuiten Feurer vermehrt. Von proteſtantiſcher Seite: Beſchwerden der Stadt Fulda und deſſelben Stiftes Ritterſchaft, bei Lehmann: de pace religionis II, IX, 257. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0064" n="52"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch <hi rendition="#aq">V.</hi> Gegenreformationen</hi>.</fw><lb/> vielleicht die Empfehlungen Daniel Brendels beſtimmten<lb/> ihn. Mit Vergnuͤgen kamen die Ordensmaͤnner; Mainz<lb/> und Trier ſtifteten hier eine gemeinſchaftliche Colonie: der<lb/> Abt baute ihnen Haus und Schule und wies ihnen eine<lb/> Penſion an: er ſelbſt, denn noch war er ſehr unwiſſend,<lb/> nahm bei ihnen Unterricht <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">Reiffenberg: Historia societatis Jesu ad Rhenum infe-<lb/> riorem I, VI, II,</hi> der an dieſer Stelle die Notizen des Sacchinus<lb/> (<hi rendition="#aq">III, VII,</hi> 68.) aus einem fuͤr ihn gefertigten Tractat des Jeſuiten<lb/> Feurer vermehrt. Von proteſtantiſcher Seite: Beſchwerden der<lb/> Stadt Fulda und deſſelben Stiftes Ritterſchaft, bei Lehmann: <hi rendition="#aq">de<lb/> pace religionis II, IX,</hi> 257.</note>.</p><lb/> <p>Zunaͤchſt mit ſeinem Capitel, das in Dingen dieſer Art<lb/> ein Wort mitzuſprechen hatte, und dieſe Berufung keines-<lb/> weges billigte, gerieth der Abt hiedurch in ein ſchlechtes<lb/> Verhaͤltniß: bald aber griff er auch die Stadt an. Er be-<lb/> kam dazu die erwuͤnſchteſte Gelegenheit.</p><lb/> <p>Der Pfarrer von Fulda, der bisher die evangeliſche<lb/> Lehre gepredigt, trat zu dem Katholicismus zuruͤck, und<lb/> fing wieder an, die Taufe lateiniſch zu vollziehen: das<lb/> Abendmahl nur unter Einer Geſtalt zu reichen. Die Buͤr-<lb/> gerſchaft, des evangeliſchen Ritus laͤngſt gewohnt, wollte<lb/> ſich dieß nicht ſo gutwillig gefallen laſſen und forderte<lb/> die Entfernung dieſes Pfarrers. Sie fand, wie man den-<lb/> ken kann, kein Gehoͤr. Nicht allein ward in der Haupt-<lb/> kirche der katholiſche Ritus ſtreng ausgeuͤbt: auch aus den<lb/> Nebenkirchen wurden die evangeliſchen Prediger nach und<lb/> nach verwieſen, und Jeſuiten eingeſetzt. Schon vertauſchte<lb/> der Abt ſeine proteſtantiſchen Raͤthe und Beamte mit ka-<lb/> tholiſchen.</p><lb/> <p>Es war vergebens, daß der Adel hiegegen Vorſtel-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [52/0064]
Buch V. Gegenreformationen.
vielleicht die Empfehlungen Daniel Brendels beſtimmten
ihn. Mit Vergnuͤgen kamen die Ordensmaͤnner; Mainz
und Trier ſtifteten hier eine gemeinſchaftliche Colonie: der
Abt baute ihnen Haus und Schule und wies ihnen eine
Penſion an: er ſelbſt, denn noch war er ſehr unwiſſend,
nahm bei ihnen Unterricht 1).
Zunaͤchſt mit ſeinem Capitel, das in Dingen dieſer Art
ein Wort mitzuſprechen hatte, und dieſe Berufung keines-
weges billigte, gerieth der Abt hiedurch in ein ſchlechtes
Verhaͤltniß: bald aber griff er auch die Stadt an. Er be-
kam dazu die erwuͤnſchteſte Gelegenheit.
Der Pfarrer von Fulda, der bisher die evangeliſche
Lehre gepredigt, trat zu dem Katholicismus zuruͤck, und
fing wieder an, die Taufe lateiniſch zu vollziehen: das
Abendmahl nur unter Einer Geſtalt zu reichen. Die Buͤr-
gerſchaft, des evangeliſchen Ritus laͤngſt gewohnt, wollte
ſich dieß nicht ſo gutwillig gefallen laſſen und forderte
die Entfernung dieſes Pfarrers. Sie fand, wie man den-
ken kann, kein Gehoͤr. Nicht allein ward in der Haupt-
kirche der katholiſche Ritus ſtreng ausgeuͤbt: auch aus den
Nebenkirchen wurden die evangeliſchen Prediger nach und
nach verwieſen, und Jeſuiten eingeſetzt. Schon vertauſchte
der Abt ſeine proteſtantiſchen Raͤthe und Beamte mit ka-
tholiſchen.
Es war vergebens, daß der Adel hiegegen Vorſtel-
1) Reiffenberg: Historia societatis Jesu ad Rhenum infe-
riorem I, VI, II, der an dieſer Stelle die Notizen des Sacchinus
(III, VII, 68.) aus einem fuͤr ihn gefertigten Tractat des Jeſuiten
Feurer vermehrt. Von proteſtantiſcher Seite: Beſchwerden der
Stadt Fulda und deſſelben Stiftes Ritterſchaft, bei Lehmann: de
pace religionis II, IX, 257.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |