Wohl möglich, daß diese Wiederaufnahme der katho- lischen Ideen, zumal da sie sich besonders in der Haupt- stadt vollzog, auch auf den Hof gewirkt hat. Wenigstens gewährte sie ihm eine Stütze mehr, als er sich im Jahre 1568 nach langem Schwanken wieder einmal entschlossen katholisch erklärte.
Es hing das besonders davon ab, daß Catharina Me- dici seit dem Eintritt der Volljährigkeit ihres Sohnes sich um vieles fester in der Gewalt fühlte, und die hugenotti- schen Großen nicht mehr zu schonen brauchte, wie früher. Das Beispiel Alba's zeigte, wie viel sich mit einem stand- haften Willen erreichen lasse: der Papst, der den Hof un- aufhörlich ermahnte die Frechheit der Rebellen nicht noch mehr wachsen zu lassen, ihr keinen Augenblick länger zu- zusehen, fügte seinen Ermahnungen endlich auch die Er- laubniß zu einer Veräußerung von Kirchengütern hinzu, aus welcher anderthalb Millionen Livres in die Cassen flos- sen 1). Und so legte Catharina Medici, ungefähr wie ein Jahr früher die Statthalterin in den Niederlanden, dem französischen Adel einen Eid vor, kraft dessen er jeder Ver- bindung entsagen sollte, die ohne Vorwissen des Königs geschlossen sey 2): sie forderte die Entfernung aller Magi- strate in den Städten, die sich neuer Meinungen verdächtig gemacht: sie erklärte im September 1563 Philipp II., sie werde keine Religion dulden, als die katholische.
Ein Entschluß, der sich in Frankreich nicht ohne Ge-
walt
1)Catena: Vita di Pio V p. 79.
2) Der Eid bei Serranus: Commentarii de statu religionis in regno Galliae III, 153.
Buch V. Gegenreformationen.
Wohl moͤglich, daß dieſe Wiederaufnahme der katho- liſchen Ideen, zumal da ſie ſich beſonders in der Haupt- ſtadt vollzog, auch auf den Hof gewirkt hat. Wenigſtens gewaͤhrte ſie ihm eine Stuͤtze mehr, als er ſich im Jahre 1568 nach langem Schwanken wieder einmal entſchloſſen katholiſch erklaͤrte.
Es hing das beſonders davon ab, daß Catharina Me- dici ſeit dem Eintritt der Volljaͤhrigkeit ihres Sohnes ſich um vieles feſter in der Gewalt fuͤhlte, und die hugenotti- ſchen Großen nicht mehr zu ſchonen brauchte, wie fruͤher. Das Beiſpiel Alba’s zeigte, wie viel ſich mit einem ſtand- haften Willen erreichen laſſe: der Papſt, der den Hof un- aufhoͤrlich ermahnte die Frechheit der Rebellen nicht noch mehr wachſen zu laſſen, ihr keinen Augenblick laͤnger zu- zuſehen, fuͤgte ſeinen Ermahnungen endlich auch die Er- laubniß zu einer Veraͤußerung von Kirchenguͤtern hinzu, aus welcher anderthalb Millionen Livres in die Caſſen floſ- ſen 1). Und ſo legte Catharina Medici, ungefaͤhr wie ein Jahr fruͤher die Statthalterin in den Niederlanden, dem franzoͤſiſchen Adel einen Eid vor, kraft deſſen er jeder Ver- bindung entſagen ſollte, die ohne Vorwiſſen des Koͤnigs geſchloſſen ſey 2): ſie forderte die Entfernung aller Magi- ſtrate in den Staͤdten, die ſich neuer Meinungen verdaͤchtig gemacht: ſie erklaͤrte im September 1563 Philipp II., ſie werde keine Religion dulden, als die katholiſche.
Ein Entſchluß, der ſich in Frankreich nicht ohne Ge-
walt
1)Catena: Vita di Pio V p. 79.
2) Der Eid bei Serranus: Commentarii de statu religionis in regno Galliae III, 153.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0076"n="64"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Buch <hirendition="#aq">V.</hi> Gegenreformationen</hi>.</fw><lb/><p>Wohl moͤglich, daß dieſe Wiederaufnahme der katho-<lb/>
liſchen Ideen, zumal da ſie ſich beſonders in der Haupt-<lb/>ſtadt vollzog, auch auf den Hof gewirkt hat. Wenigſtens<lb/>
gewaͤhrte ſie ihm eine Stuͤtze mehr, als er ſich im Jahre<lb/>
1568 nach langem Schwanken wieder einmal entſchloſſen<lb/>
katholiſch erklaͤrte.</p><lb/><p>Es hing das beſonders davon ab, daß Catharina Me-<lb/>
dici ſeit dem Eintritt der Volljaͤhrigkeit ihres Sohnes ſich<lb/>
um vieles feſter in der Gewalt fuͤhlte, und die hugenotti-<lb/>ſchen Großen nicht mehr zu ſchonen brauchte, wie fruͤher.<lb/>
Das Beiſpiel Alba’s zeigte, wie viel ſich mit einem ſtand-<lb/>
haften Willen erreichen laſſe: der Papſt, der den Hof un-<lb/>
aufhoͤrlich ermahnte die Frechheit der Rebellen nicht noch<lb/>
mehr wachſen zu laſſen, ihr keinen Augenblick laͤnger zu-<lb/>
zuſehen, fuͤgte ſeinen Ermahnungen endlich auch die Er-<lb/>
laubniß zu einer Veraͤußerung von Kirchenguͤtern hinzu, aus<lb/>
welcher anderthalb Millionen Livres in die Caſſen floſ-<lb/>ſen <noteplace="foot"n="1)"><hirendition="#aq">Catena: Vita di Pio V p. 79.</hi></note>. Und ſo legte Catharina Medici, ungefaͤhr wie ein<lb/>
Jahr fruͤher die Statthalterin in den Niederlanden, dem<lb/>
franzoͤſiſchen Adel einen Eid vor, kraft deſſen er jeder Ver-<lb/>
bindung entſagen ſollte, die ohne Vorwiſſen des Koͤnigs<lb/>
geſchloſſen ſey <noteplace="foot"n="2)">Der Eid bei Serranus: <hirendition="#aq">Commentarii de statu religionis<lb/>
in regno Galliae III,</hi> 153.</note>: ſie forderte die Entfernung aller Magi-<lb/>ſtrate in den Staͤdten, die ſich neuer Meinungen verdaͤchtig<lb/>
gemacht: ſie erklaͤrte im September 1563 Philipp <hirendition="#aq">II.</hi>, ſie<lb/>
werde keine Religion dulden, als die katholiſche.</p><lb/><p>Ein Entſchluß, der ſich in Frankreich nicht ohne Ge-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">walt</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[64/0076]
Buch V. Gegenreformationen.
Wohl moͤglich, daß dieſe Wiederaufnahme der katho-
liſchen Ideen, zumal da ſie ſich beſonders in der Haupt-
ſtadt vollzog, auch auf den Hof gewirkt hat. Wenigſtens
gewaͤhrte ſie ihm eine Stuͤtze mehr, als er ſich im Jahre
1568 nach langem Schwanken wieder einmal entſchloſſen
katholiſch erklaͤrte.
Es hing das beſonders davon ab, daß Catharina Me-
dici ſeit dem Eintritt der Volljaͤhrigkeit ihres Sohnes ſich
um vieles feſter in der Gewalt fuͤhlte, und die hugenotti-
ſchen Großen nicht mehr zu ſchonen brauchte, wie fruͤher.
Das Beiſpiel Alba’s zeigte, wie viel ſich mit einem ſtand-
haften Willen erreichen laſſe: der Papſt, der den Hof un-
aufhoͤrlich ermahnte die Frechheit der Rebellen nicht noch
mehr wachſen zu laſſen, ihr keinen Augenblick laͤnger zu-
zuſehen, fuͤgte ſeinen Ermahnungen endlich auch die Er-
laubniß zu einer Veraͤußerung von Kirchenguͤtern hinzu, aus
welcher anderthalb Millionen Livres in die Caſſen floſ-
ſen 1). Und ſo legte Catharina Medici, ungefaͤhr wie ein
Jahr fruͤher die Statthalterin in den Niederlanden, dem
franzoͤſiſchen Adel einen Eid vor, kraft deſſen er jeder Ver-
bindung entſagen ſollte, die ohne Vorwiſſen des Koͤnigs
geſchloſſen ſey 2): ſie forderte die Entfernung aller Magi-
ſtrate in den Staͤdten, die ſich neuer Meinungen verdaͤchtig
gemacht: ſie erklaͤrte im September 1563 Philipp II., ſie
werde keine Religion dulden, als die katholiſche.
Ein Entſchluß, der ſich in Frankreich nicht ohne Ge-
walt
1) Catena: Vita di Pio V p. 79.
2) Der Eid bei Serranus: Commentarii de statu religionis
in regno Galliae III, 153.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/76>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.