walt der Waffen durchsetzen ließ. Auf der Stelle brach der Krieg aus.
Er ward von der katholischen Seite mit außerordent- lichem Eifer unternommen. Der König von Spanien schickte den Franzosen auf Bitten des Papstes geübte und wohlangeführte Truppen zu Hülfe. Pius V. ließ Col- lecten im Kirchenstaat, Beisteuern von den italienischen Fürsten einsammeln, ja er selbst der heilige Vater schickte auch seinerseits eine kleine Armee über die Alpen, eben die, der er jene grausame Weisung gab, jeden Hugenotten zu tödten, der in ihre Hände gerathe, keinen Pardon zu er- theilen.
Auch die Hugenotten nahmen sich zusammen: auch sie waren voll religiösen Eifers; in den päpstlichen Soldaten sahen sie das Heer des Antichrists, das gegen sie heran- rücke: auch sie gaben keinen Pardon: an auswärtiger Hülfe fehlte es ihnen eben so wenig: -- jedoch bei Moncontour wurden sie völlig geschlagen.
Mit welcher Freude stellte Pius V. dann die erober- ten Standarten die man ihm zugesandt in St. Peter und St. Johann Lateran auf! Er faßte die kühnsten Hoffnun- gen. Eben unter diesen Umständen war es, daß er die Excommunication der Königin Elisabeth aussprach. Er schmeichelte sich zuweilen mit dem Gedanken, eine Unter- nehmung gegen England noch einmal persönlich anzu- führen.
So weit kam es nun freilich nicht.
Wie es so oft geschehen, trat auch jetzt am französi- schen Hofe ein Umschwung der Stimmung ein, der auf
Päpste* 5
Gewaltthaͤtigkeiten in Frankreich.
walt der Waffen durchſetzen ließ. Auf der Stelle brach der Krieg aus.
Er ward von der katholiſchen Seite mit außerordent- lichem Eifer unternommen. Der Koͤnig von Spanien ſchickte den Franzoſen auf Bitten des Papſtes geuͤbte und wohlangefuͤhrte Truppen zu Huͤlfe. Pius V. ließ Col- lecten im Kirchenſtaat, Beiſteuern von den italieniſchen Fuͤrſten einſammeln, ja er ſelbſt der heilige Vater ſchickte auch ſeinerſeits eine kleine Armee uͤber die Alpen, eben die, der er jene grauſame Weiſung gab, jeden Hugenotten zu toͤdten, der in ihre Haͤnde gerathe, keinen Pardon zu er- theilen.
Auch die Hugenotten nahmen ſich zuſammen: auch ſie waren voll religioͤſen Eifers; in den paͤpſtlichen Soldaten ſahen ſie das Heer des Antichriſts, das gegen ſie heran- ruͤcke: auch ſie gaben keinen Pardon: an auswaͤrtiger Huͤlfe fehlte es ihnen eben ſo wenig: — jedoch bei Moncontour wurden ſie voͤllig geſchlagen.
Mit welcher Freude ſtellte Pius V. dann die erober- ten Standarten die man ihm zugeſandt in St. Peter und St. Johann Lateran auf! Er faßte die kuͤhnſten Hoffnun- gen. Eben unter dieſen Umſtaͤnden war es, daß er die Excommunication der Koͤnigin Eliſabeth ausſprach. Er ſchmeichelte ſich zuweilen mit dem Gedanken, eine Unter- nehmung gegen England noch einmal perſoͤnlich anzu- fuͤhren.
So weit kam es nun freilich nicht.
Wie es ſo oft geſchehen, trat auch jetzt am franzoͤſi- ſchen Hofe ein Umſchwung der Stimmung ein, der auf
Päpſte* 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0077"n="65"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#g">Gewaltthaͤtigkeiten in Frankreich</hi>.</fw><lb/>
walt der Waffen durchſetzen ließ. Auf der Stelle brach<lb/>
der Krieg aus.</p><lb/><p>Er ward von der katholiſchen Seite mit außerordent-<lb/>
lichem Eifer unternommen. Der Koͤnig von Spanien<lb/>ſchickte den Franzoſen auf Bitten des Papſtes geuͤbte und<lb/>
wohlangefuͤhrte Truppen zu Huͤlfe. Pius <hirendition="#aq">V.</hi> ließ Col-<lb/>
lecten im Kirchenſtaat, Beiſteuern von den italieniſchen<lb/>
Fuͤrſten einſammeln, ja er ſelbſt der heilige Vater ſchickte<lb/>
auch ſeinerſeits eine kleine Armee uͤber die Alpen, eben die,<lb/>
der er jene grauſame Weiſung gab, jeden Hugenotten zu<lb/>
toͤdten, der in ihre Haͤnde gerathe, keinen Pardon zu er-<lb/>
theilen.</p><lb/><p>Auch die Hugenotten nahmen ſich zuſammen: auch ſie<lb/>
waren voll religioͤſen Eifers; in den paͤpſtlichen Soldaten<lb/>ſahen ſie das Heer des Antichriſts, das gegen ſie heran-<lb/>
ruͤcke: auch ſie gaben keinen Pardon: an auswaͤrtiger Huͤlfe<lb/>
fehlte es ihnen eben ſo wenig: — jedoch bei Moncontour<lb/>
wurden ſie voͤllig geſchlagen.</p><lb/><p>Mit welcher Freude ſtellte Pius <hirendition="#aq">V.</hi> dann die erober-<lb/>
ten Standarten die man ihm zugeſandt in St. Peter und<lb/>
St. Johann Lateran auf! Er faßte die kuͤhnſten Hoffnun-<lb/>
gen. Eben unter dieſen Umſtaͤnden war es, daß er die<lb/>
Excommunication der Koͤnigin Eliſabeth ausſprach. Er<lb/>ſchmeichelte ſich zuweilen mit dem Gedanken, eine Unter-<lb/>
nehmung gegen England noch einmal perſoͤnlich anzu-<lb/>
fuͤhren.</p><lb/><p>So weit kam es nun freilich nicht.</p><lb/><p>Wie es ſo oft geſchehen, trat auch jetzt am franzoͤſi-<lb/>ſchen Hofe ein Umſchwung der Stimmung ein, der auf<lb/><fwplace="bottom"type="sig">Päpſte* 5</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[65/0077]
Gewaltthaͤtigkeiten in Frankreich.
walt der Waffen durchſetzen ließ. Auf der Stelle brach
der Krieg aus.
Er ward von der katholiſchen Seite mit außerordent-
lichem Eifer unternommen. Der Koͤnig von Spanien
ſchickte den Franzoſen auf Bitten des Papſtes geuͤbte und
wohlangefuͤhrte Truppen zu Huͤlfe. Pius V. ließ Col-
lecten im Kirchenſtaat, Beiſteuern von den italieniſchen
Fuͤrſten einſammeln, ja er ſelbſt der heilige Vater ſchickte
auch ſeinerſeits eine kleine Armee uͤber die Alpen, eben die,
der er jene grauſame Weiſung gab, jeden Hugenotten zu
toͤdten, der in ihre Haͤnde gerathe, keinen Pardon zu er-
theilen.
Auch die Hugenotten nahmen ſich zuſammen: auch ſie
waren voll religioͤſen Eifers; in den paͤpſtlichen Soldaten
ſahen ſie das Heer des Antichriſts, das gegen ſie heran-
ruͤcke: auch ſie gaben keinen Pardon: an auswaͤrtiger Huͤlfe
fehlte es ihnen eben ſo wenig: — jedoch bei Moncontour
wurden ſie voͤllig geſchlagen.
Mit welcher Freude ſtellte Pius V. dann die erober-
ten Standarten die man ihm zugeſandt in St. Peter und
St. Johann Lateran auf! Er faßte die kuͤhnſten Hoffnun-
gen. Eben unter dieſen Umſtaͤnden war es, daß er die
Excommunication der Koͤnigin Eliſabeth ausſprach. Er
ſchmeichelte ſich zuweilen mit dem Gedanken, eine Unter-
nehmung gegen England noch einmal perſoͤnlich anzu-
fuͤhren.
So weit kam es nun freilich nicht.
Wie es ſo oft geſchehen, trat auch jetzt am franzoͤſi-
ſchen Hofe ein Umſchwung der Stimmung ein, der auf
Päpſte* 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste02_1836/77>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.