Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 2. Berlin, 1836.Widerstand der Protestanten in Deutschland. in der Hauptstadt von Steiermark nur noch Ein Katholikim Rathe. An dem Landesherrn, dem Erzherzog Carl, fand das Bekenntniß zwar hier keine Stütze: dieser Fürst führte vielmehr die Jesuiten ein, und begünstigte sie nach Kräften: aber die Stände waren ihm überlegen1). Auf den Landtagen, wo die Geschäfte der Verwaltung und der Vertheidigung des Landes mit den Religionssachen zusam- menfielen, hatten sie die Oberhand: jede ihrer Bewilli- gungen ließen sie sich durch religiöse Concessionen vergü- ten. Im Jahre 1578 mußte der Erzherzog auf dem Landtage zu Bruck an der Muhr die freie Ausübung der augsburgischen Confession nicht allein in den Gebieten des Adels und der Landherrn, wo er sie ohnehin nicht zu verhindern vermochte, sondern auch in den vier vornehm- sten Städten, Grätz, Judenburg, Klagenfurt, Laibach, zu- gestehn2). Hierauf organisirte sich der Protestantismus in diesen Landschaften eben so, wie in den kaiserlichen. Es ward ein protestantisches Kirchenministerium eingerichtet: eine Kirchen- und Schulordnung nach dem Muster der würtembergischen beliebt: hie und da, z. B. in St. Veit, schloß man die Katholischen von den Rathswahlen aus3): in den Aemtern der Landschaft ließ man sie nicht mehr zu: Umstände, unter deren Begünstigung die protestantischen 1) Socher: Historia societatis Jesu provinciae Austriae I, IV, 166. 184. V, 33. 2) Supplication an die Röm. Kais. Maj. umb Intercession der dreien Fürstenthümer und Land, bei Lehmann: de pace religionis p. 461, ein Actenstück, durch welches die Darstellung Khevenhillers Ann. Ferdinandei I, 6 rectificirt wird. 3) Hermann in der Kärntnerischen Zeitschr. V, p. 189.
Widerſtand der Proteſtanten in Deutſchland. in der Hauptſtadt von Steiermark nur noch Ein Katholikim Rathe. An dem Landesherrn, dem Erzherzog Carl, fand das Bekenntniß zwar hier keine Stuͤtze: dieſer Fuͤrſt fuͤhrte vielmehr die Jeſuiten ein, und beguͤnſtigte ſie nach Kraͤften: aber die Staͤnde waren ihm uͤberlegen1). Auf den Landtagen, wo die Geſchaͤfte der Verwaltung und der Vertheidigung des Landes mit den Religionsſachen zuſam- menfielen, hatten ſie die Oberhand: jede ihrer Bewilli- gungen ließen ſie ſich durch religioͤſe Conceſſionen verguͤ- ten. Im Jahre 1578 mußte der Erzherzog auf dem Landtage zu Bruck an der Muhr die freie Ausuͤbung der augsburgiſchen Confeſſion nicht allein in den Gebieten des Adels und der Landherrn, wo er ſie ohnehin nicht zu verhindern vermochte, ſondern auch in den vier vornehm- ſten Staͤdten, Graͤtz, Judenburg, Klagenfurt, Laibach, zu- geſtehn2). Hierauf organiſirte ſich der Proteſtantismus in dieſen Landſchaften eben ſo, wie in den kaiſerlichen. Es ward ein proteſtantiſches Kirchenminiſterium eingerichtet: eine Kirchen- und Schulordnung nach dem Muſter der wuͤrtembergiſchen beliebt: hie und da, z. B. in St. Veit, ſchloß man die Katholiſchen von den Rathswahlen aus3): in den Aemtern der Landſchaft ließ man ſie nicht mehr zu: Umſtaͤnde, unter deren Beguͤnſtigung die proteſtantiſchen 1) Socher: Historia societatis Jesu provinciae Austriae I, IV, 166. 184. V, 33. 2) Supplication an die Roͤm. Kaiſ. Maj. umb Interceſſion der dreien Fuͤrſtenthuͤmer und Land, bei Lehmann: de pace religionis p. 461, ein Actenſtuͤck, durch welches die Darſtellung Khevenhillers Ann. Ferdinandei I, 6 rectificirt wird. 3) Hermann in der Kaͤrntneriſchen Zeitſchr. V, p. 189.
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Widerſtand der Proteſtanten in Deutſchland.
in der Hauptſtadt von Steiermark nur noch Ein Katholik
im Rathe. An dem Landesherrn, dem Erzherzog Carl,
fand das Bekenntniß zwar hier keine Stuͤtze: dieſer Fuͤrſt
fuͤhrte vielmehr die Jeſuiten ein, und beguͤnſtigte ſie nach
Kraͤften: aber die Staͤnde waren ihm uͤberlegen 1). Auf
den Landtagen, wo die Geſchaͤfte der Verwaltung und der
Vertheidigung des Landes mit den Religionsſachen zuſam-
menfielen, hatten ſie die Oberhand: jede ihrer Bewilli-
gungen ließen ſie ſich durch religioͤſe Conceſſionen verguͤ-
ten. Im Jahre 1578 mußte der Erzherzog auf dem
Landtage zu Bruck an der Muhr die freie Ausuͤbung der
augsburgiſchen Confeſſion nicht allein in den Gebieten des
Adels und der Landherrn, wo er ſie ohnehin nicht zu
verhindern vermochte, ſondern auch in den vier vornehm-
ſten Staͤdten, Graͤtz, Judenburg, Klagenfurt, Laibach, zu-
geſtehn 2). Hierauf organiſirte ſich der Proteſtantismus
in dieſen Landſchaften eben ſo, wie in den kaiſerlichen. Es
ward ein proteſtantiſches Kirchenminiſterium eingerichtet:
eine Kirchen- und Schulordnung nach dem Muſter der
wuͤrtembergiſchen beliebt: hie und da, z. B. in St. Veit,
ſchloß man die Katholiſchen von den Rathswahlen aus 3):
in den Aemtern der Landſchaft ließ man ſie nicht mehr zu:
Umſtaͤnde, unter deren Beguͤnſtigung die proteſtantiſchen
1) Socher: Historia societatis Jesu provinciae Austriae I,
IV, 166. 184. V, 33.
2) Supplication an die Roͤm. Kaiſ. Maj. umb Interceſſion der
dreien Fuͤrſtenthuͤmer und Land, bei Lehmann: de pace religionis
p. 461, ein Actenſtuͤck, durch welches die Darſtellung Khevenhillers
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