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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
sie sich von ihm los: das Entgegengesetzte, von dem sie
nur eine dunkele Kunde hat, zieht sie an: daß es in dem
Papst eine untrügliche Autorität gebe, scheint ihr eine der
Güte Gottes angemessene Einrichtung: darauf wirft sie sich
von Tage zu Tage mit vollerer Entschiedenheit: es ist
als fühlte sich das Bedürfniß weiblicher Hingebung hie-
durch befriedigt, als entspränge in ihrem Herzen der Glaube
wie in einem andern die Liebe, eine Liebe des unbewußten
Affectes, die von der Welt verdammt wird, und verheim-
licht werden muß, aber darum nur desto tiefer wurzelt,
in der ein weibliches Herz sich gefällt, der es alles zu
opfern entschlossen ist.

Wenigstens wandte Christine nun, um sich dem rö-
mischen Hofe zu nähern, eine geheimnißvolle Verschlagen-
heit an, wie sie sonst nur in Angelegenheiten der Leiden-
schaft oder des Ehrgeizes vorkommt: sie spann gleichsam
eine Intrigue an um katholisch zu werden. Darin zeigte
sie sich vollkommen als eine Frau.

Der erste dem sie ihre Neigung zu erkennen gab, war
ein Jesuit Antonio Macedo, Beichtvater des portugiesischen
Gesandten Pinto Pereira 1). Pereira sprach nur portugie-
sisch: er brauchte seinen Beichtvater zugleich als Dolmet-
scher. Ein sonderbares Vergnügen das sich die Königin
machte, in den Audienzen die sie dem Gesandten gab, in-

1) Man hat zuweilen einen gewissen Gottfr. Franken für den
Urheber ihrer Bekehrung erklärt. Nach der Relation hierüber bei
Arckenholtz I, 465 würde der erste Gedanke Franken nach Stockholm
zu schicken bei der Rückkehr des Salmasius von da, welche 1651
erfolgte, entstanden seyn. Macedo war jedoch schon 1650 daselbst;
sein Anspruch ist unläugbar.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
ſie ſich von ihm los: das Entgegengeſetzte, von dem ſie
nur eine dunkele Kunde hat, zieht ſie an: daß es in dem
Papſt eine untruͤgliche Autoritaͤt gebe, ſcheint ihr eine der
Guͤte Gottes angemeſſene Einrichtung: darauf wirft ſie ſich
von Tage zu Tage mit vollerer Entſchiedenheit: es iſt
als fuͤhlte ſich das Beduͤrfniß weiblicher Hingebung hie-
durch befriedigt, als entſpraͤnge in ihrem Herzen der Glaube
wie in einem andern die Liebe, eine Liebe des unbewußten
Affectes, die von der Welt verdammt wird, und verheim-
licht werden muß, aber darum nur deſto tiefer wurzelt,
in der ein weibliches Herz ſich gefaͤllt, der es alles zu
opfern entſchloſſen iſt.

Wenigſtens wandte Chriſtine nun, um ſich dem roͤ-
miſchen Hofe zu naͤhern, eine geheimnißvolle Verſchlagen-
heit an, wie ſie ſonſt nur in Angelegenheiten der Leiden-
ſchaft oder des Ehrgeizes vorkommt: ſie ſpann gleichſam
eine Intrigue an um katholiſch zu werden. Darin zeigte
ſie ſich vollkommen als eine Frau.

Der erſte dem ſie ihre Neigung zu erkennen gab, war
ein Jeſuit Antonio Macedo, Beichtvater des portugieſiſchen
Geſandten Pinto Pereira 1). Pereira ſprach nur portugie-
ſiſch: er brauchte ſeinen Beichtvater zugleich als Dolmet-
ſcher. Ein ſonderbares Vergnuͤgen das ſich die Koͤnigin
machte, in den Audienzen die ſie dem Geſandten gab, in-

1) Man hat zuweilen einen gewiſſen Gottfr. Franken fuͤr den
Urheber ihrer Bekehrung erklaͤrt. Nach der Relation hieruͤber bei
Arckenholtz I, 465 wuͤrde der erſte Gedanke Franken nach Stockholm
zu ſchicken bei der Ruͤckkehr des Salmaſius von da, welche 1651
erfolgte, entſtanden ſeyn. Macedo war jedoch ſchon 1650 daſelbſt;
ſein Anſpruch iſt unlaͤugbar.
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[90/0102] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. ſie ſich von ihm los: das Entgegengeſetzte, von dem ſie nur eine dunkele Kunde hat, zieht ſie an: daß es in dem Papſt eine untruͤgliche Autoritaͤt gebe, ſcheint ihr eine der Guͤte Gottes angemeſſene Einrichtung: darauf wirft ſie ſich von Tage zu Tage mit vollerer Entſchiedenheit: es iſt als fuͤhlte ſich das Beduͤrfniß weiblicher Hingebung hie- durch befriedigt, als entſpraͤnge in ihrem Herzen der Glaube wie in einem andern die Liebe, eine Liebe des unbewußten Affectes, die von der Welt verdammt wird, und verheim- licht werden muß, aber darum nur deſto tiefer wurzelt, in der ein weibliches Herz ſich gefaͤllt, der es alles zu opfern entſchloſſen iſt. Wenigſtens wandte Chriſtine nun, um ſich dem roͤ- miſchen Hofe zu naͤhern, eine geheimnißvolle Verſchlagen- heit an, wie ſie ſonſt nur in Angelegenheiten der Leiden- ſchaft oder des Ehrgeizes vorkommt: ſie ſpann gleichſam eine Intrigue an um katholiſch zu werden. Darin zeigte ſie ſich vollkommen als eine Frau. Der erſte dem ſie ihre Neigung zu erkennen gab, war ein Jeſuit Antonio Macedo, Beichtvater des portugieſiſchen Geſandten Pinto Pereira 1). Pereira ſprach nur portugie- ſiſch: er brauchte ſeinen Beichtvater zugleich als Dolmet- ſcher. Ein ſonderbares Vergnuͤgen das ſich die Koͤnigin machte, in den Audienzen die ſie dem Geſandten gab, in- 1) Man hat zuweilen einen gewiſſen Gottfr. Franken fuͤr den Urheber ihrer Bekehrung erklaͤrt. Nach der Relation hieruͤber bei Arckenholtz I, 465 wuͤrde der erſte Gedanke Franken nach Stockholm zu ſchicken bei der Ruͤckkehr des Salmaſius von da, welche 1651 erfolgte, entſtanden ſeyn. Macedo war jedoch ſchon 1650 daſelbſt; ſein Anſpruch iſt unlaͤugbar.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 90. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/102>, abgerufen am 23.11.2024.