Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh. liche Weise belastet. Monsignor de Angelis, Bischof vonUrbino, klagte im Jahre 1663, daß er aus diesem reichen Bisthume nicht mehr übrig behalte als 60 Sc. des Jah- res, er habe schon Verzicht geleistet und der Hof wolle seine Entsagung nur nicht annehmen. Es fand sich Jahre lang Niemand der die Sitze von Ancona und Pesaro unter den schweren Bedingungen die man auflegte, hätte über- nehmen mögen. Im Jahre 1667 zählte man in Neapel 28 Bischöfe und Erzbischöfe welche von ihrem Amte ent- bunden worden, weil sie ihre Pensionen nicht bezahlten. Von den Bisthümern ging man unmittelbar zu den Pfar- ren fort. Auf der reichsten Pfarrei fand der Inhaber oftmals nur noch ein dürftiges Auskommen. Die armen Landpfar- rer sahen zuweilen auch ihre Accidenzien belastet 1). Manche wurden unmuthig und verließen ihre Stellen; aber mit der Zeit fanden sich immer wieder Competenten; ja sie wettei- ferten mit einander, der Curie größere Pensionen anzubieten. Was mußten das aber für Leute seyn! Es konnte 1) Der boshafte Basadona sagt: Bisogna conchiudere che
ogni beneficio capace di pensione rimanga caricato come l'asino di Apulejo, che non potendo piu sostenere il peso meditava di gettarsi in terra, quando il veder caduto il compagno e tosto de' vetturini scorticato hebbe per bene di sopportare l'insopporta- bil soma. In der Schilderung des Uebels selbst stimmen alle Zeit- genossen überein. Es führte sich auch wieder ein, daß man die Kir- chen mit Vorbehalt eines Theiles der Einkünfte Andern abtrat. Deone, Diario 7 Genn. 1645, nachdem er über das bolognesische Erzbisthum, das der Cardinal Colonna an Albregati überließ, be- richtet hat, fährt fort: con questo esempio si e aperta la porta d'ammettere le risegne: e cosi stamane si e publicata la risegna della chiesa di Ravenna fatta dal cardl Capponi nella persona di monsr Tungianni suo nipote con riserva di pensione a suo favore e dopo la morte sua d'una buona parte al cardl Pamfilio. Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. liche Weiſe belaſtet. Monſignor de Angelis, Biſchof vonUrbino, klagte im Jahre 1663, daß er aus dieſem reichen Bisthume nicht mehr uͤbrig behalte als 60 Sc. des Jah- res, er habe ſchon Verzicht geleiſtet und der Hof wolle ſeine Entſagung nur nicht annehmen. Es fand ſich Jahre lang Niemand der die Sitze von Ancona und Peſaro unter den ſchweren Bedingungen die man auflegte, haͤtte uͤber- nehmen moͤgen. Im Jahre 1667 zaͤhlte man in Neapel 28 Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe welche von ihrem Amte ent- bunden worden, weil ſie ihre Penſionen nicht bezahlten. Von den Bisthuͤmern ging man unmittelbar zu den Pfar- ren fort. Auf der reichſten Pfarrei fand der Inhaber oftmals nur noch ein duͤrftiges Auskommen. Die armen Landpfar- rer ſahen zuweilen auch ihre Accidenzien belaſtet 1). Manche wurden unmuthig und verließen ihre Stellen; aber mit der Zeit fanden ſich immer wieder Competenten; ja ſie wettei- ferten mit einander, der Curie groͤßere Penſionen anzubieten. Was mußten das aber fuͤr Leute ſeyn! Es konnte 1) Der boshafte Baſadona ſagt: Bisogna conchiudere che
ogni beneficio capace di pensione rimanga caricato come l’asino di Apulejo, che non potendo più sostenere il peso meditava di gettarsi in terra, quando il veder caduto il compagno e tosto de’ vetturini scorticato hebbe per bene di sopportare l’insopporta- bil soma. In der Schilderung des Uebels ſelbſt ſtimmen alle Zeit- genoſſen uͤberein. Es fuͤhrte ſich auch wieder ein, daß man die Kir- chen mit Vorbehalt eines Theiles der Einkuͤnfte Andern abtrat. Deone, Diario 7 Genn. 1645, nachdem er uͤber das bologneſiſche Erzbisthum, das der Cardinal Colonna an Albregati uͤberließ, be- richtet hat, faͤhrt fort: con questo esempio si è aperta la porta d’ammettere le risegne: e così stamane si è publicata la risegna della chiesa di Ravenna fatta dal cardl Capponi nella persona di monsr Tungianni suo nipote con riserva di pensione a suo favore e dopo la morte sua d’una buona parte al cardl Pamfilio. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0130" n="118"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Buch</hi><hi rendition="#aq">VIII.</hi><hi rendition="#g">Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh</hi>.</fw><lb/> liche Weiſe belaſtet. Monſignor de Angelis, Biſchof von<lb/> Urbino, klagte im Jahre 1663, daß er aus dieſem reichen<lb/> Bisthume nicht mehr uͤbrig behalte als 60 Sc. des Jah-<lb/> res, er habe ſchon Verzicht geleiſtet und der Hof wolle ſeine<lb/> Entſagung nur nicht annehmen. Es fand ſich Jahre<lb/> lang Niemand der die Sitze von Ancona und Peſaro unter<lb/> den ſchweren Bedingungen die man auflegte, haͤtte uͤber-<lb/> nehmen moͤgen. Im Jahre 1667 zaͤhlte man in Neapel<lb/> 28 Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe welche von ihrem Amte ent-<lb/> bunden worden, weil ſie ihre Penſionen nicht bezahlten.<lb/> Von den Bisthuͤmern ging man unmittelbar zu den Pfar-<lb/> ren fort. Auf der reichſten Pfarrei fand der Inhaber oftmals<lb/> nur noch ein duͤrftiges Auskommen. Die armen Landpfar-<lb/> rer ſahen zuweilen auch ihre Accidenzien belaſtet <note place="foot" n="1)">Der boshafte Baſadona ſagt: <hi rendition="#aq">Bisogna conchiudere che<lb/> ogni beneficio capace di pensione rimanga caricato come l’asino<lb/> di Apulejo, che non potendo più sostenere il peso meditava di<lb/> gettarsi in terra, quando il veder caduto il compagno e tosto de’<lb/> vetturini scorticato hebbe per bene di sopportare l’insopporta-<lb/> bil soma.</hi> In der Schilderung des Uebels ſelbſt ſtimmen alle Zeit-<lb/> genoſſen uͤberein. Es fuͤhrte ſich auch wieder ein, daß man die Kir-<lb/> chen mit Vorbehalt eines Theiles der Einkuͤnfte Andern abtrat.<lb/> Deone, <hi rendition="#aq">Diario 7 Genn. 1645,</hi> nachdem er uͤber das bologneſiſche<lb/> Erzbisthum, das der Cardinal Colonna an Albregati uͤberließ, be-<lb/> richtet hat, faͤhrt fort: <hi rendition="#aq">con questo esempio si è aperta la porta<lb/> d’ammettere le risegne: e così stamane si è publicata la risegna<lb/> della chiesa di Ravenna fatta dal card<hi rendition="#sup">l</hi> Capponi nella persona<lb/> di mons<hi rendition="#sup">r</hi> Tungianni suo nipote con riserva di pensione a suo<lb/> favore e dopo la morte sua d’una buona parte al card<hi rendition="#sup">l</hi> Pamfilio.</hi></note>. Manche<lb/> wurden unmuthig und verließen ihre Stellen; aber mit der<lb/> Zeit fanden ſich immer wieder Competenten; ja ſie wettei-<lb/> ferten mit einander, der Curie groͤßere Penſionen anzubieten.</p><lb/> <p>Was mußten das aber fuͤr Leute ſeyn! Es konnte<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [118/0130]
Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
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Urbino, klagte im Jahre 1663, daß er aus dieſem reichen
Bisthume nicht mehr uͤbrig behalte als 60 Sc. des Jah-
res, er habe ſchon Verzicht geleiſtet und der Hof wolle ſeine
Entſagung nur nicht annehmen. Es fand ſich Jahre
lang Niemand der die Sitze von Ancona und Peſaro unter
den ſchweren Bedingungen die man auflegte, haͤtte uͤber-
nehmen moͤgen. Im Jahre 1667 zaͤhlte man in Neapel
28 Biſchoͤfe und Erzbiſchoͤfe welche von ihrem Amte ent-
bunden worden, weil ſie ihre Penſionen nicht bezahlten.
Von den Bisthuͤmern ging man unmittelbar zu den Pfar-
ren fort. Auf der reichſten Pfarrei fand der Inhaber oftmals
nur noch ein duͤrftiges Auskommen. Die armen Landpfar-
rer ſahen zuweilen auch ihre Accidenzien belaſtet 1). Manche
wurden unmuthig und verließen ihre Stellen; aber mit der
Zeit fanden ſich immer wieder Competenten; ja ſie wettei-
ferten mit einander, der Curie groͤßere Penſionen anzubieten.
Was mußten das aber fuͤr Leute ſeyn! Es konnte
1) Der boshafte Baſadona ſagt: Bisogna conchiudere che
ogni beneficio capace di pensione rimanga caricato come l’asino
di Apulejo, che non potendo più sostenere il peso meditava di
gettarsi in terra, quando il veder caduto il compagno e tosto de’
vetturini scorticato hebbe per bene di sopportare l’insopporta-
bil soma. In der Schilderung des Uebels ſelbſt ſtimmen alle Zeit-
genoſſen uͤberein. Es fuͤhrte ſich auch wieder ein, daß man die Kir-
chen mit Vorbehalt eines Theiles der Einkuͤnfte Andern abtrat.
Deone, Diario 7 Genn. 1645, nachdem er uͤber das bologneſiſche
Erzbisthum, das der Cardinal Colonna an Albregati uͤberließ, be-
richtet hat, faͤhrt fort: con questo esempio si è aperta la porta
d’ammettere le risegne: e così stamane si è publicata la risegna
della chiesa di Ravenna fatta dal cardl Capponi nella persona
di monsr Tungianni suo nipote con riserva di pensione a suo
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