pflegte; mit Begier eröffnete man sie als er todt war. Da er viel eingenommen und nichts ausgegeben, so meinte man hier seine Schätze zu finden. Man fand nichts als Bücher und Papiere, ein paar Ringe von Leo X, fast gar kein Geld. Man gestand sich am Ende: "male partis optime usum fuisse."
Gegründeter mögen die Klagen seyn, die der Autor über die Verzögerungen der Geschäfte erhebt. Der Papst sagte: "cogitabimus, videbimus." Er verwies wohl an seinen Secretär; allein nach lan- gem Verzug verwies dieser an den Auditore di Camera. Das war ein wohlgesinnter Mann, der aber niemals fertig wurde, und sich in seine eigene Thätigkeit verwickelte. "Nimia ei nocebat diligen- tia." Man ging aufs neue an Hadrian. Der sagte wieder: "co- gitabimus, videbimus."
Um so mehr rühmt er die Medici und Leo X, seine Güte, die Sicherheit die man unter ihm genossen, auch seine Bauwerke.
Ich entnehme daraus, daß die Arazzi Raphaels ursprünglich für die sixtinische Capelle bestimmt waren. Quod quidem sacellum Julius II opera Michaelis Angeli pingendi sculpendique scientia clarissimi admirabili exornavit pictura, quo opere nullum abso- lutius extare aetate nostra plerique judicant, moxque Leo X in- genio Raphaelis Urbinatis architecti et pictoris celeberrimi au- leis auro purpuraque intextis insignivit, quae absolutissimi ope- ris pulchritudine omnium oculos tenent.
15. Instruttione al Cardl Revmo di Farnese, che fu poi Paul III, quando ando legato all' Impre Carlo V doppo il sacco di Roma.
Ich fand diese Instruction zuerst in der Bibliothek Corsini Nr. 467, und acquirirte hierauf eine Abschrift mit den Schriftzügen der Mitte des 16ten Jahrhunderts.
Pallavicini kannte sie; -- Istoria del concilio di Trento lib. II, c. 13 gedenkt er derselben. Doch hat er sie, wie sich in den folgenden Capiteln zeigt, noch weniger benutzt, als seine Worte andeuten. Er hat seine Erzählung aus andern Quellen.
Da diese Instruction nicht allein für die päpstlichen Sachen, sondern für die gesammte europäische Politik in einem so bedeuten- den Zeitpunkte von großer Wichtigkeit ist, und viele Momente enthält welche sonst nicht bekannt geworden, so habe ich für das beste gehalten sie vollständig abdrucken zu lassen. Kein Auszug würde den Kennern genug thun. Es seyen die paar Blätter mehr darauf gewendet!
Man wird finden, daß diese Instruction aus zwei verschiedenen Theilen besteht: dem einen, in welchem von der Person des Papstes in der dritten Person geredet wird; vielleicht von Giberto oder ei- nem andern vertrauten Minister des Papstes verfaßt; über die frü- hern Ereignisse sowohl unter Leo als Clemens höchst wichtig; dem andern, kleinern, welcher mit den Worten anfängt: per non entrare
Päpste** 16
Clementis VII conclare.
pflegte; mit Begier eroͤffnete man ſie als er todt war. Da er viel eingenommen und nichts ausgegeben, ſo meinte man hier ſeine Schaͤtze zu finden. Man fand nichts als Buͤcher und Papiere, ein paar Ringe von Leo X, faſt gar kein Geld. Man geſtand ſich am Ende: „male partis optime usum fuisse.“
Gegruͤndeter moͤgen die Klagen ſeyn, die der Autor uͤber die Verzoͤgerungen der Geſchaͤfte erhebt. Der Papſt ſagte: „cogitabimus, videbimus.“ Er verwies wohl an ſeinen Secretaͤr; allein nach lan- gem Verzug verwies dieſer an den Auditore di Camera. Das war ein wohlgeſinnter Mann, der aber niemals fertig wurde, und ſich in ſeine eigene Thaͤtigkeit verwickelte. „Nimia ei nocebat diligen- tia.“ Man ging aufs neue an Hadrian. Der ſagte wieder: „co- gitabimus, videbimus.“
Um ſo mehr ruͤhmt er die Medici und Leo X, ſeine Guͤte, die Sicherheit die man unter ihm genoſſen, auch ſeine Bauwerke.
Ich entnehme daraus, daß die Arazzi Raphaels urſpruͤnglich fuͤr die ſixtiniſche Capelle beſtimmt waren. Quod quidem sacellum Julius II opera Michaelis Angeli pingendi sculpendique scientia clarissimi admirabili exornavit pictura, quo opere nullum abso- lutius extare aetate nostra plerique judicant, moxque Leo X in- genio Raphaelis Urbinatis architecti et pictoris celeberrimi au- leis auro purpuraque intextis insignivit, quae absolutissimi ope- ris pulchritudine omnium oculos tenent.
15. Instruttione al Cardl Revmo di Farnese, che fu poi Paul III, quando andò legato all’ Impre Carlo V doppo il sacco di Roma.
Ich fand dieſe Inſtruction zuerſt in der Bibliothek Corſini Nr. 467, und acquirirte hierauf eine Abſchrift mit den Schriftzuͤgen der Mitte des 16ten Jahrhunderts.
Pallavicini kannte ſie; — Istoria del concilio di Trento lib. II, c. 13 gedenkt er derſelben. Doch hat er ſie, wie ſich in den folgenden Capiteln zeigt, noch weniger benutzt, als ſeine Worte andeuten. Er hat ſeine Erzaͤhlung aus andern Quellen.
Da dieſe Inſtruction nicht allein fuͤr die paͤpſtlichen Sachen, ſondern fuͤr die geſammte europaͤiſche Politik in einem ſo bedeuten- den Zeitpunkte von großer Wichtigkeit iſt, und viele Momente enthaͤlt welche ſonſt nicht bekannt geworden, ſo habe ich fuͤr das beſte gehalten ſie vollſtaͤndig abdrucken zu laſſen. Kein Auszug wuͤrde den Kennern genug thun. Es ſeyen die paar Blaͤtter mehr darauf gewendet!
Man wird finden, daß dieſe Inſtruction aus zwei verſchiedenen Theilen beſteht: dem einen, in welchem von der Perſon des Papſtes in der dritten Perſon geredet wird; vielleicht von Giberto oder ei- nem andern vertrauten Miniſter des Papſtes verfaßt; uͤber die fruͤ- hern Ereigniſſe ſowohl unter Leo als Clemens hoͤchſt wichtig; dem andern, kleinern, welcher mit den Worten anfaͤngt: per non entrare
Päpſte** 16
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Clementis VII conclare.
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eingenommen und nichts ausgegeben, ſo meinte man hier ſeine Schaͤtze
zu finden. Man fand nichts als Buͤcher und Papiere, ein paar
Ringe von Leo X, faſt gar kein Geld. Man geſtand ſich am Ende:
„male partis optime usum fuisse.“
Gegruͤndeter moͤgen die Klagen ſeyn, die der Autor uͤber die
Verzoͤgerungen der Geſchaͤfte erhebt. Der Papſt ſagte: „cogitabimus,
videbimus.“ Er verwies wohl an ſeinen Secretaͤr; allein nach lan-
gem Verzug verwies dieſer an den Auditore di Camera. Das war
ein wohlgeſinnter Mann, der aber niemals fertig wurde, und ſich
in ſeine eigene Thaͤtigkeit verwickelte. „Nimia ei nocebat diligen-
tia.“ Man ging aufs neue an Hadrian. Der ſagte wieder: „co-
gitabimus, videbimus.“
Um ſo mehr ruͤhmt er die Medici und Leo X, ſeine Guͤte, die
Sicherheit die man unter ihm genoſſen, auch ſeine Bauwerke.
Ich entnehme daraus, daß die Arazzi Raphaels urſpruͤnglich fuͤr
die ſixtiniſche Capelle beſtimmt waren. Quod quidem sacellum
Julius II opera Michaelis Angeli pingendi sculpendique scientia
clarissimi admirabili exornavit pictura, quo opere nullum abso-
lutius extare aetate nostra plerique judicant, moxque Leo X in-
genio Raphaelis Urbinatis architecti et pictoris celeberrimi au-
leis auro purpuraque intextis insignivit, quae absolutissimi ope-
ris pulchritudine omnium oculos tenent.
15.
Instruttione al Cardl Revmo di Farnese, che fu poi Paul III,
quando andò legato all’ Impre Carlo V doppo il sacco
di Roma.
Ich fand dieſe Inſtruction zuerſt in der Bibliothek Corſini Nr.
467, und acquirirte hierauf eine Abſchrift mit den Schriftzuͤgen der
Mitte des 16ten Jahrhunderts.
Pallavicini kannte ſie; — Istoria del concilio di Trento lib.
II, c. 13 gedenkt er derſelben. Doch hat er ſie, wie ſich in den
folgenden Capiteln zeigt, noch weniger benutzt, als ſeine Worte
andeuten. Er hat ſeine Erzaͤhlung aus andern Quellen.
Da dieſe Inſtruction nicht allein fuͤr die paͤpſtlichen Sachen,
ſondern fuͤr die geſammte europaͤiſche Politik in einem ſo bedeuten-
den Zeitpunkte von großer Wichtigkeit iſt, und viele Momente
enthaͤlt welche ſonſt nicht bekannt geworden, ſo habe ich fuͤr das
beſte gehalten ſie vollſtaͤndig abdrucken zu laſſen. Kein Auszug
wuͤrde den Kennern genug thun. Es ſeyen die paar Blaͤtter mehr
darauf gewendet!
Man wird finden, daß dieſe Inſtruction aus zwei verſchiedenen
Theilen beſteht: dem einen, in welchem von der Perſon des Papſtes
in der dritten Perſon geredet wird; vielleicht von Giberto oder ei-
nem andern vertrauten Miniſter des Papſtes verfaßt; uͤber die fruͤ-
hern Ereigniſſe ſowohl unter Leo als Clemens hoͤchſt wichtig; dem
andern, kleinern, welcher mit den Worten anfaͤngt: per non entrare
Päpſte** 16
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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 241. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/253>, abgerufen am 15.06.2024.
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