Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Sarpi. dieser Männer, die zu den Mißvergnügten gehörten, wird darin be-stehn, daß sie den Widerwillen, den P. Sarpi gegen das Conci- lium empfand, verstärkten. Die eigentlichen Actenstücke boten ihm dagegen die venezianischen Sammlungen in großer Fülle dar: Briefe der Legaten, wie Monte's, geheimer Geschäftsträger, wie Viscontis; Nachrichten von Nuntien, wie Chieregatos; ausführliche Tagebücher die am Concilium gehalten worden; Lettere d'Avisi, und unzählige an- dere mehr oder minder authentische Denkmale. Er war hierin so glücklich, daß er Schriften benutzt hat die seitdem nie wieder zum Vor- schein gekommen sind, die Pallavicini, trotz der großartigen Unter- stützung die er fand, sich doch nicht zu verschaffen wußte: für welche die forschende Historie allezeit auf sein Werk angewiesen seyn wird. Nur entsteht nun die neue Frage, wie er sie benutzt hat. Zum Theil hat er sie ohne Zweifel mit leichter Ueberarbei- In meinen Händen ist eine handschriftliche Historia del s. con- Ich finde nun, daß Sarpi sie zuweilen wörtlich aufgenommen Sarpi p. 450. Il noncio Delfino nel ritorno espose il suo Nur da folgt Sarpi nicht nach, wo Milledonne ins Loben ge- Milledonne: Il cl Gonzaga prattico di negotii di stato per Sarpi. dieſer Maͤnner, die zu den Mißvergnuͤgten gehoͤrten, wird darin be-ſtehn, daß ſie den Widerwillen, den P. Sarpi gegen das Conci- lium empfand, verſtaͤrkten. Die eigentlichen Actenſtuͤcke boten ihm dagegen die venezianiſchen Sammlungen in großer Fuͤlle dar: Briefe der Legaten, wie Monte’s, geheimer Geſchaͤftstraͤger, wie Viscontis; Nachrichten von Nuntien, wie Chieregatos; ausfuͤhrliche Tagebuͤcher die am Concilium gehalten worden; Lettere d’Aviſi, und unzaͤhlige an- dere mehr oder minder authentiſche Denkmale. Er war hierin ſo gluͤcklich, daß er Schriften benutzt hat die ſeitdem nie wieder zum Vor- ſchein gekommen ſind, die Pallavicini, trotz der großartigen Unter- ſtuͤtzung die er fand, ſich doch nicht zu verſchaffen wußte: fuͤr welche die forſchende Hiſtorie allezeit auf ſein Werk angewieſen ſeyn wird. Nur entſteht nun die neue Frage, wie er ſie benutzt hat. Zum Theil hat er ſie ohne Zweifel mit leichter Ueberarbei- In meinen Haͤnden iſt eine handſchriftliche Historia del s. con- Ich finde nun, daß Sarpi ſie zuweilen woͤrtlich aufgenommen Sarpi p. 450. Il noncio Delfino nel ritorno espose il suo Nur da folgt Sarpi nicht nach, wo Milledonne ins Loben ge- Milledonne: Il cl Gonzaga prattico di negotii di stato per <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0288" n="276"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Sarpi</hi>.</fw><lb/> dieſer Maͤnner, die zu den Mißvergnuͤgten gehoͤrten, wird darin be-<lb/> ſtehn, daß ſie den Widerwillen, den P. 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Il senato d’Augusta e quello<lb/> d’Olma risposero, che non potevano separarsi dagli altri che<lb/> tengono la lor confessione.</hi></p><lb/> <p>Nur da folgt Sarpi nicht nach, wo Milledonne ins Loben ge-<lb/> raͤth, wenn es auch ganz unverfaͤnglich waͤre.</p><lb/> <p>Milledonne: <hi rendition="#aq">Il c<hi rendition="#sup">l</hi> Gonzaga prattico di negotii di stato per<lb/> aver governato il ducato di Mantova molti anni doppo la morte<lb/> del duca suo fratello fino che li nepoti erano sotto tutela, gen-<lb/> tiluomo di bell’ aspetto, di buona creanza, libero e schietto nel<lb/> parlare, di buona mente, inclinato al bene. Seripando era Na-<lb/> politano, arcivescovo di Salerno, frate eremitano, grandissimo</hi><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [276/0288]
Sarpi.
dieſer Maͤnner, die zu den Mißvergnuͤgten gehoͤrten, wird darin be-
ſtehn, daß ſie den Widerwillen, den P. Sarpi gegen das Conci-
lium empfand, verſtaͤrkten. Die eigentlichen Actenſtuͤcke boten ihm
dagegen die venezianiſchen Sammlungen in großer Fuͤlle dar: Briefe
der Legaten, wie Monte’s, geheimer Geſchaͤftstraͤger, wie Viscontis;
Nachrichten von Nuntien, wie Chieregatos; ausfuͤhrliche Tagebuͤcher
die am Concilium gehalten worden; Lettere d’Aviſi, und unzaͤhlige an-
dere mehr oder minder authentiſche Denkmale. Er war hierin ſo
gluͤcklich, daß er Schriften benutzt hat die ſeitdem nie wieder zum Vor-
ſchein gekommen ſind, die Pallavicini, trotz der großartigen Unter-
ſtuͤtzung die er fand, ſich doch nicht zu verſchaffen wußte: fuͤr welche
die forſchende Hiſtorie allezeit auf ſein Werk angewieſen ſeyn wird.
Nur entſteht nun die neue Frage, wie er ſie benutzt hat.
Zum Theil hat er ſie ohne Zweifel mit leichter Ueberarbei-
tung geradezu heruͤbergenommen. Courayer verſichert, er habe eine
handſchriftliche Relation uͤber die Congregationen des Jahres 1563
in Haͤnden gehabt, die von Sarpi benutzt und beinahe copirt wor-
den, „que notre historien a consultée et presque copiée mot
par mot.“
In meinen Haͤnden iſt eine handſchriftliche Historia del s. con-
cilio di Trento scritta per M. Antonio Milledonne, secr. Vene-
ziano — welche auch Foscarini (Lett. Venez. I, p. 351) und Mend-
ham kennen — von einem gleichzeitigen, ſehr wohl unterrichteten Autor,
trotz aller Kuͤrze fuͤr die ſpaͤtern Sitzungen des Conciliums keines-
wegs unerheblich.
Ich finde nun, daß Sarpi ſie zuweilen woͤrtlich aufgenommen
hat. Z. B. Milledonne: Il senato di Norimbergo rispose al
nontio Delfino, che non era per partirsi dalla confessione Augu-
stana, e che non accettava il concilio, come quello che non
aveva le conditioni ricercate da’ protestanti. Simil risposta fe-
cero li senati di Argentina e Francfort al medesimo nontio Del-
fino. Il senato di Augusta e quello di Olma risposero, che
non potevano separarsi dalli altri che tenevano la confessione
Augustana.
Sarpi p. 450. Il noncio Delfino nel ritorno espose il suo
carico in diverse città. Dal senato di Norimberg hebbe rispo-
sta, che non era per partirsi dalla confessione Augustana, e che
non accetterà il concilio, come quello che non haveva condi-
tioini ricercate da’ protestanti. Simili risposte gli fecero li se-
nat d’Argentina e di Francfort. Il senato d’Augusta e quello
d’Olma risposero, che non potevano separarsi dagli altri che
tengono la lor confessione.
Nur da folgt Sarpi nicht nach, wo Milledonne ins Loben ge-
raͤth, wenn es auch ganz unverfaͤnglich waͤre.
Milledonne: Il cl Gonzaga prattico di negotii di stato per
aver governato il ducato di Mantova molti anni doppo la morte
del duca suo fratello fino che li nepoti erano sotto tutela, gen-
tiluomo di bell’ aspetto, di buona creanza, libero e schietto nel
parlare, di buona mente, inclinato al bene. Seripando era Na-
politano, arcivescovo di Salerno, frate eremitano, grandissimo
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