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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Pallavicini.
die Antwort welche ihm der Papst im Merz 1563 ertheilte, die
neue Instruction mit welcher der Papst seinen Nuntius versah, mit
den Auszügen bei Pallavicini verglichen und sie im Ganzen durchaus
übereinstimmend gefunden. -- Pall. XX, 10. XXIV, 1. Er hat
sich seines Rechtes bedient, wenn er einige Umstellungen vorgenommen
hat, die der Wahrheit keinen Eintrag thun. Es ist wohl wahr, daß er
einige starke Ausdrücke mildert, z. B. wenn der Papst sagt: er habe
das Concilium nur im Vertrauen auf den Beistand des Königs wieder
eröffnet, in der Meinung, der König werde sein rechter Arm seyn und
ihm in allen seinen Gedanken und Handlungen ein Wegweiser und
Anführer seyn -- il fondamento che facessimo nella promessa di
S. Mta e de' suoi ministri di doverci assistere ci fece entrare
arditamente nell' impresa, pensando di avere S. Mta per nostro
braccio dritto e che avesse a esserci guida o conduttiero in ogni
nostra azione e pensiero,
-- läßt er ihn nur sagen, er würde das
Concilium nicht wieder eröffnet haben, wenn er nicht das Vertrauen
gehegt hätte, der König werde sein Arm und sein Anführer seyn. Da
indeß hiebei doch die Substanz bleibt, so kann das keinen Tadel be-
gründen. Bei der Sendung Viscontis nach Spanien und eines an-
dern Gesandten an den Kaiser meint Sarpi (VIII, 61), ihr Auf-
trag eine Zusammenkunft vorzuschlagen sey wohl nur scheinbar ge-
wesen; allein dieß ist eine allzu feine Vermuthung: der Antrag auf
einen Congreß, oder eine Conferenz, wie man damals sagte, ist einer
von den Punkten auf die in der Instruction am meisten gedrungen
wird. Pallavicini hat ohne Zweifel Recht indem er darauf besteht.

2. Nicht immer aber ist Pallavicini der besser unterrichtete.
Wenn Sarpi erzählt, Paul III. habe bei der Zusammenkunft von
Busseto Kaiser Carl dem V. den Antrag gemacht, seinem Enkel, der
mit einer natürlichen Tochter des Kaisers verheirathet war, Mailand
zu verleihen, so wendet Pallavicini ein ganzes Capitel daran ihn zu
widerlegen. Er will den Geschichtschreibern nicht glauben, in denen
dieß auch sonst vorkommt. "Wie hätte denn", ruft er aus, "der Papst
wagen können dem Kaiser Briefe in einem Tone zu schreiben wie
er sie geschrieben hat?" Con qual petto avrebbe ardito di scrivere
a Carlo lettere cosi risentite.
Der Kaiser hätte ihm ja unver-
schämte Verstellung (simulatione sfacciata) vorwerfen können. Da
Pallavicini so heftig wird, so muß man wohl glauben, daß er hier
bona fide schreibt. Nichts desto minder hat die Sache ihre Richtig-
keit, wie sie Sarpi erzählt. Aus den Depeschen des florentinischen
Gesandten (Dispaccio Guicciardini 26 Giugno 1543) geht das un-
widersprechlich hervor.

In einem handschriftlichen Leben des Vasto finden sich darüber
noch ausführlichere Details. Wir werden einen Discorso des Car-
dinal Carpi erwähnen, der eben dahin zielt. Ja noch im Jahre
1547 hatte der Papst diesen Gedanken nicht fahren lassen. Le car-
dinal de Bologne au roi Henry II
bei Ribier II, 9. L'un --
le pape -- demande Milan, qu'il jamais n'aura, l'autre -- l'em-
pereur -- 400000 sc., qu'il n'aura sans rendre Milan.
Dessen-
ungeachtet schrieb Papst Paul III. jene Briefe.

3. Aber die Frage entsteht, ob Pallavicini in der Regel nur

Pallavicini.
die Antwort welche ihm der Papſt im Merz 1563 ertheilte, die
neue Inſtruction mit welcher der Papſt ſeinen Nuntius verſah, mit
den Auszuͤgen bei Pallavicini verglichen und ſie im Ganzen durchaus
uͤbereinſtimmend gefunden. — Pall. XX, 10. XXIV, 1. Er hat
ſich ſeines Rechtes bedient, wenn er einige Umſtellungen vorgenommen
hat, die der Wahrheit keinen Eintrag thun. Es iſt wohl wahr, daß er
einige ſtarke Ausdruͤcke mildert, z. B. wenn der Papſt ſagt: er habe
das Concilium nur im Vertrauen auf den Beiſtand des Koͤnigs wieder
eroͤffnet, in der Meinung, der Koͤnig werde ſein rechter Arm ſeyn und
ihm in allen ſeinen Gedanken und Handlungen ein Wegweiſer und
Anfuͤhrer ſeyn — il fondamento che facessimo nella promessa di
S. M e de’ suoi ministri di doverci assistere ci fece entrare
arditamente nell’ impresa, pensando di avere S. M per nostro
braccio dritto e che avesse a esserci guida o conduttiero in ogni
nostra azione e pensiero,
— laͤßt er ihn nur ſagen, er wuͤrde das
Concilium nicht wieder eroͤffnet haben, wenn er nicht das Vertrauen
gehegt haͤtte, der Koͤnig werde ſein Arm und ſein Anfuͤhrer ſeyn. Da
indeß hiebei doch die Subſtanz bleibt, ſo kann das keinen Tadel be-
gruͤnden. Bei der Sendung Viscontis nach Spanien und eines an-
dern Geſandten an den Kaiſer meint Sarpi (VIII, 61), ihr Auf-
trag eine Zuſammenkunft vorzuſchlagen ſey wohl nur ſcheinbar ge-
weſen; allein dieß iſt eine allzu feine Vermuthung: der Antrag auf
einen Congreß, oder eine Conferenz, wie man damals ſagte, iſt einer
von den Punkten auf die in der Inſtruction am meiſten gedrungen
wird. Pallavicini hat ohne Zweifel Recht indem er darauf beſteht.

2. Nicht immer aber iſt Pallavicini der beſſer unterrichtete.
Wenn Sarpi erzaͤhlt, Paul III. habe bei der Zuſammenkunft von
Buſſeto Kaiſer Carl dem V. den Antrag gemacht, ſeinem Enkel, der
mit einer natuͤrlichen Tochter des Kaiſers verheirathet war, Mailand
zu verleihen, ſo wendet Pallavicini ein ganzes Capitel daran ihn zu
widerlegen. Er will den Geſchichtſchreibern nicht glauben, in denen
dieß auch ſonſt vorkommt. „Wie haͤtte denn“, ruft er aus, „der Papſt
wagen koͤnnen dem Kaiſer Briefe in einem Tone zu ſchreiben wie
er ſie geſchrieben hat?“ Con qual petto avrebbe ardito di scrivere
a Carlo lettere così risentite.
Der Kaiſer haͤtte ihm ja unver-
ſchaͤmte Verſtellung (simulatione sfacciata) vorwerfen koͤnnen. Da
Pallavicini ſo heftig wird, ſo muß man wohl glauben, daß er hier
bona fide ſchreibt. Nichts deſto minder hat die Sache ihre Richtig-
keit, wie ſie Sarpi erzaͤhlt. Aus den Depeſchen des florentiniſchen
Geſandten (Dispaccio Guicciardini 26 Giugno 1543) geht das un-
widerſprechlich hervor.

In einem handſchriftlichen Leben des Vaſto finden ſich daruͤber
noch ausfuͤhrlichere Details. Wir werden einen Discorſo des Car-
dinal Carpi erwaͤhnen, der eben dahin zielt. Ja noch im Jahre
1547 hatte der Papſt dieſen Gedanken nicht fahren laſſen. Le car-
dinal de Bologne au roi Henry II
bei Ribier II, 9. L’un —
le pape — demande Milan, qu’il jamais n’aura, l’autre — l’em-
pereur — 400000 sc., qu’il n’aura sans rendre Milan.
Deſſen-
ungeachtet ſchrieb Papſt Paul III. jene Briefe.

3. Aber die Frage entſteht, ob Pallavicini in der Regel nur

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[283/0295] Pallavicini. die Antwort welche ihm der Papſt im Merz 1563 ertheilte, die neue Inſtruction mit welcher der Papſt ſeinen Nuntius verſah, mit den Auszuͤgen bei Pallavicini verglichen und ſie im Ganzen durchaus uͤbereinſtimmend gefunden. — Pall. XX, 10. XXIV, 1. Er hat ſich ſeines Rechtes bedient, wenn er einige Umſtellungen vorgenommen hat, die der Wahrheit keinen Eintrag thun. Es iſt wohl wahr, daß er einige ſtarke Ausdruͤcke mildert, z. B. wenn der Papſt ſagt: er habe das Concilium nur im Vertrauen auf den Beiſtand des Koͤnigs wieder eroͤffnet, in der Meinung, der Koͤnig werde ſein rechter Arm ſeyn und ihm in allen ſeinen Gedanken und Handlungen ein Wegweiſer und Anfuͤhrer ſeyn — il fondamento che facessimo nella promessa di S. Mtà e de’ suoi ministri di doverci assistere ci fece entrare arditamente nell’ impresa, pensando di avere S. Mtà per nostro braccio dritto e che avesse a esserci guida o conduttiero in ogni nostra azione e pensiero, — laͤßt er ihn nur ſagen, er wuͤrde das Concilium nicht wieder eroͤffnet haben, wenn er nicht das Vertrauen gehegt haͤtte, der Koͤnig werde ſein Arm und ſein Anfuͤhrer ſeyn. Da indeß hiebei doch die Subſtanz bleibt, ſo kann das keinen Tadel be- gruͤnden. Bei der Sendung Viscontis nach Spanien und eines an- dern Geſandten an den Kaiſer meint Sarpi (VIII, 61), ihr Auf- trag eine Zuſammenkunft vorzuſchlagen ſey wohl nur ſcheinbar ge- weſen; allein dieß iſt eine allzu feine Vermuthung: der Antrag auf einen Congreß, oder eine Conferenz, wie man damals ſagte, iſt einer von den Punkten auf die in der Inſtruction am meiſten gedrungen wird. Pallavicini hat ohne Zweifel Recht indem er darauf beſteht. 2. Nicht immer aber iſt Pallavicini der beſſer unterrichtete. Wenn Sarpi erzaͤhlt, Paul III. habe bei der Zuſammenkunft von Buſſeto Kaiſer Carl dem V. den Antrag gemacht, ſeinem Enkel, der mit einer natuͤrlichen Tochter des Kaiſers verheirathet war, Mailand zu verleihen, ſo wendet Pallavicini ein ganzes Capitel daran ihn zu widerlegen. Er will den Geſchichtſchreibern nicht glauben, in denen dieß auch ſonſt vorkommt. „Wie haͤtte denn“, ruft er aus, „der Papſt wagen koͤnnen dem Kaiſer Briefe in einem Tone zu ſchreiben wie er ſie geſchrieben hat?“ Con qual petto avrebbe ardito di scrivere a Carlo lettere così risentite. Der Kaiſer haͤtte ihm ja unver- ſchaͤmte Verſtellung (simulatione sfacciata) vorwerfen koͤnnen. Da Pallavicini ſo heftig wird, ſo muß man wohl glauben, daß er hier bona fide ſchreibt. Nichts deſto minder hat die Sache ihre Richtig- keit, wie ſie Sarpi erzaͤhlt. Aus den Depeſchen des florentiniſchen Geſandten (Dispaccio Guicciardini 26 Giugno 1543) geht das un- widerſprechlich hervor. In einem handſchriftlichen Leben des Vaſto finden ſich daruͤber noch ausfuͤhrlichere Details. Wir werden einen Discorſo des Car- dinal Carpi erwaͤhnen, der eben dahin zielt. Ja noch im Jahre 1547 hatte der Papſt dieſen Gedanken nicht fahren laſſen. Le car- dinal de Bologne au roi Henry II bei Ribier II, 9. L’un — le pape — demande Milan, qu’il jamais n’aura, l’autre — l’em- pereur — 400000 sc., qu’il n’aura sans rendre Milan. Deſſen- ungeachtet ſchrieb Papſt Paul III. jene Briefe. 3. Aber die Frage entſteht, ob Pallavicini in der Regel nur

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 283. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/295>, abgerufen am 21.11.2024.