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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Vita di Ludovico Ludovisi.
200000 Sc. in seinem Testament bestimmt. Schon bei seinen Leb-
zeiten schenkte er ihr alle Jahr 6000 Sc. Der Autor zählt das zu
den Almosen die er gezahlt, und die er jährlich genau auf 32882
Sc. berechnet.

8. Die Wahl Urbans VIII. Sie wird hier dem Cardinal zu-
geschrieben, "superando con la sua destrezza le difficolta che si
traponevano."
Seine Entfernung aus Rom nach seinem erzbischöf-
lichen Sitze in Bologna sey ganz sein eigener Entschluß gewesen.

9. Späteres Leben. Er predigte zuweilen in Bologna: -- er
bewirkte, daß die Bolognesen Ignaz und Xaver zu ihren himmlischen
Schutzpatronen hinzufügten: aber die Hauptsache ist, daß er den Ten-
denzen der von ihm geführten Verwaltung gemäß sich gegen die schwan-
kende Politik Urbans VIII. in heftige Opposition setzte. Als im Jahre
1631 die Siege Gustav Adolfs erfolgten, bot er dem spanischen Hofe
100000 Scudi und den Ertrag von seinen spanischen Abteien, de-
ren er zehen besaß, auf die Dauer des Krieges an. Giunti theilt
den Brief mit, in welchem Ludovisi diesen Antrag auf die "pre-
senti bisogni della Germania e dell' augustissima casa di S.
Mta, base e sostegno della religione cattolica,"
begründete. In
Spanien nahm man das nun nicht an: Olivarez antwortete ihm,
wiewohl der König dieses Erbieten ablehne, so werde das doch S.
M. nicht hindern, dem Cardinal die Gnaden zu erweisen die er sich
wünsche, und die man sonst für interessirt halten könnte.

Von der Absicht die ein Venezianer dem Cardinal zuschreibt,
ein Concilium wider Papst Urban VIII. zu berufen, findet sich hier
nichts.

Denn überhaupt ist diese Lebensbeschreibung im Tone eines offi-
ciellen Panegyricus verfaßt. Obwohl sie viele nützliche und glaub-
würdige Nachrichten enthält, theilt sie doch das Bedenklichere nicht mit.

Der Cardinal starb bald nachher. "La cui anima," schließt
Giunti, "riposi in cielo."

96.
Instruttione a monsr vescovo d'Aversa, nuntio destinato da N.
Sigre alla Mta Cesarea di Ferdinando II Imperatore. Ro-
ma 12 Apr.
1621.

Wir haben gesehen, wie wichtig die Thätigkeit Caraffas war:
schon darum wäre die Instruction merkwürdig, die ihm Gregor XV.
bei dem Antritt seiner Nuntiatur ertheilte. Sie ist es aber auch
deshalb, weil sie die Gesichtspunkte enthüllt, die man zu Rom nach
der Schlacht von Prag faßte.

Gregor geht davon aus, daß es die Absicht der Protestanten
gewesen sey, das Haus Oestreich auszurotten, das Kaiserthum an sich
zu reißen, und dann nach Italien vorzudringen um diesen edelsten
Theil der Welt zu berauben und zu plündern. Gott habe aber den
Dingen eine andere Wendung gegeben. Man müsse nun darauf den-
ken, aus derselben den möglichsten Nutzen zu ziehen.

Er weist den Nuntius an, auf folgende Punkte sein Augen-
merk zu richten.


25*

Vita di Ludovico Ludovisi.
200000 Sc. in ſeinem Teſtament beſtimmt. Schon bei ſeinen Leb-
zeiten ſchenkte er ihr alle Jahr 6000 Sc. Der Autor zaͤhlt das zu
den Almoſen die er gezahlt, und die er jaͤhrlich genau auf 32882
Sc. berechnet.

8. Die Wahl Urbans VIII. Sie wird hier dem Cardinal zu-
geſchrieben, „superando con la sua destrezza le difficoltà che si
traponevano.“
Seine Entfernung aus Rom nach ſeinem erzbiſchoͤf-
lichen Sitze in Bologna ſey ganz ſein eigener Entſchluß geweſen.

9. Spaͤteres Leben. Er predigte zuweilen in Bologna: — er
bewirkte, daß die Bologneſen Ignaz und Xaver zu ihren himmliſchen
Schutzpatronen hinzufuͤgten: aber die Hauptſache iſt, daß er den Ten-
denzen der von ihm gefuͤhrten Verwaltung gemaͤß ſich gegen die ſchwan-
kende Politik Urbans VIII. in heftige Oppoſition ſetzte. Als im Jahre
1631 die Siege Guſtav Adolfs erfolgten, bot er dem ſpaniſchen Hofe
100000 Scudi und den Ertrag von ſeinen ſpaniſchen Abteien, de-
ren er zehen beſaß, auf die Dauer des Krieges an. Giunti theilt
den Brief mit, in welchem Ludoviſi dieſen Antrag auf die „pre-
senti bisogni della Germania e dell’ augustissima casa di S.
M, base e sostegno della religione cattolica,“
begruͤndete. In
Spanien nahm man das nun nicht an: Olivarez antwortete ihm,
wiewohl der Koͤnig dieſes Erbieten ablehne, ſo werde das doch S.
M. nicht hindern, dem Cardinal die Gnaden zu erweiſen die er ſich
wuͤnſche, und die man ſonſt fuͤr intereſſirt halten koͤnnte.

Von der Abſicht die ein Venezianer dem Cardinal zuſchreibt,
ein Concilium wider Papſt Urban VIII. zu berufen, findet ſich hier
nichts.

Denn uͤberhaupt iſt dieſe Lebensbeſchreibung im Tone eines offi-
ciellen Panegyricus verfaßt. Obwohl ſie viele nuͤtzliche und glaub-
wuͤrdige Nachrichten enthaͤlt, theilt ſie doch das Bedenklichere nicht mit.

Der Cardinal ſtarb bald nachher. „La cui anima,“ ſchließt
Giunti, „riposi in cielo.“

96.
Instruttione a monsr vescovo d’Aversa, nuntio destinato da N.
Sigre alla M Cesarea di Ferdinando II Imperatore. Ro-
ma 12 Apr.
1621.

Wir haben geſehen, wie wichtig die Thaͤtigkeit Caraffas war:
ſchon darum waͤre die Inſtruction merkwuͤrdig, die ihm Gregor XV.
bei dem Antritt ſeiner Nuntiatur ertheilte. Sie iſt es aber auch
deshalb, weil ſie die Geſichtspunkte enthuͤllt, die man zu Rom nach
der Schlacht von Prag faßte.

Gregor geht davon aus, daß es die Abſicht der Proteſtanten
geweſen ſey, das Haus Oeſtreich auszurotten, das Kaiſerthum an ſich
zu reißen, und dann nach Italien vorzudringen um dieſen edelſten
Theil der Welt zu berauben und zu pluͤndern. Gott habe aber den
Dingen eine andere Wendung gegeben. Man muͤſſe nun darauf den-
ken, aus derſelben den moͤglichſten Nutzen zu ziehen.

Er weiſt den Nuntius an, auf folgende Punkte ſein Augen-
merk zu richten.


25*
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[387/0399] Vita di Ludovico Ludovisi. 200000 Sc. in ſeinem Teſtament beſtimmt. Schon bei ſeinen Leb- zeiten ſchenkte er ihr alle Jahr 6000 Sc. Der Autor zaͤhlt das zu den Almoſen die er gezahlt, und die er jaͤhrlich genau auf 32882 Sc. berechnet. 8. Die Wahl Urbans VIII. Sie wird hier dem Cardinal zu- geſchrieben, „superando con la sua destrezza le difficoltà che si traponevano.“ Seine Entfernung aus Rom nach ſeinem erzbiſchoͤf- lichen Sitze in Bologna ſey ganz ſein eigener Entſchluß geweſen. 9. Spaͤteres Leben. Er predigte zuweilen in Bologna: — er bewirkte, daß die Bologneſen Ignaz und Xaver zu ihren himmliſchen Schutzpatronen hinzufuͤgten: aber die Hauptſache iſt, daß er den Ten- denzen der von ihm gefuͤhrten Verwaltung gemaͤß ſich gegen die ſchwan- kende Politik Urbans VIII. in heftige Oppoſition ſetzte. Als im Jahre 1631 die Siege Guſtav Adolfs erfolgten, bot er dem ſpaniſchen Hofe 100000 Scudi und den Ertrag von ſeinen ſpaniſchen Abteien, de- ren er zehen beſaß, auf die Dauer des Krieges an. Giunti theilt den Brief mit, in welchem Ludoviſi dieſen Antrag auf die „pre- senti bisogni della Germania e dell’ augustissima casa di S. Mtà, base e sostegno della religione cattolica,“ begruͤndete. In Spanien nahm man das nun nicht an: Olivarez antwortete ihm, wiewohl der Koͤnig dieſes Erbieten ablehne, ſo werde das doch S. M. nicht hindern, dem Cardinal die Gnaden zu erweiſen die er ſich wuͤnſche, und die man ſonſt fuͤr intereſſirt halten koͤnnte. Von der Abſicht die ein Venezianer dem Cardinal zuſchreibt, ein Concilium wider Papſt Urban VIII. zu berufen, findet ſich hier nichts. Denn uͤberhaupt iſt dieſe Lebensbeſchreibung im Tone eines offi- ciellen Panegyricus verfaßt. Obwohl ſie viele nuͤtzliche und glaub- wuͤrdige Nachrichten enthaͤlt, theilt ſie doch das Bedenklichere nicht mit. Der Cardinal ſtarb bald nachher. „La cui anima,“ ſchließt Giunti, „riposi in cielo.“ 96. Instruttione a monsr vescovo d’Aversa, nuntio destinato da N. Sigre alla Mtà Cesarea di Ferdinando II Imperatore. Ro- ma 12 Apr. 1621. Wir haben geſehen, wie wichtig die Thaͤtigkeit Caraffas war: ſchon darum waͤre die Inſtruction merkwuͤrdig, die ihm Gregor XV. bei dem Antritt ſeiner Nuntiatur ertheilte. Sie iſt es aber auch deshalb, weil ſie die Geſichtspunkte enthuͤllt, die man zu Rom nach der Schlacht von Prag faßte. Gregor geht davon aus, daß es die Abſicht der Proteſtanten geweſen ſey, das Haus Oeſtreich auszurotten, das Kaiſerthum an ſich zu reißen, und dann nach Italien vorzudringen um dieſen edelſten Theil der Welt zu berauben und zu pluͤndern. Gott habe aber den Dingen eine andere Wendung gegeben. Man muͤſſe nun darauf den- ken, aus derſelben den moͤglichſten Nutzen zu ziehen. Er weiſt den Nuntius an, auf folgende Punkte ſein Augen- merk zu richten. 25*

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/399>, abgerufen am 24.11.2024.