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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Buch VIII. Die Päpste um d. Mitte d. 17. Jahrh.
entweder sämmtlich oder doch größtentheils verändert wor-
den: der Charakter, die Bewegung des Hofes beruhten
darauf: zuerst Clemens IX. stellte dieß ab: er wollte Nie-
mand mißvergnügt machen: außer in einigen wenigen ho-
hen Stellen bestätigte er alle Beamte die er fand 1). In
jenen setzte er Cardinäle wie Ottobuono und Azzolino ein,
Mitglieder des Squadrone, die die letzten Wahlen geleitet
und ohnehin mächtig. Die bisherigen Nepoten zu verfol-
gen, wie es bei so vielen Pontificaten üblich gewesen, war
er weit entfernt: die Empfehlungen Flavio Chigi's galten
bei ihm nicht viel weniger als unter Alexander: die Be-
günstigungen gingen ferner durch die Hand desselben: es
blieb alles wie es war.

Wie sehr sahen sich die Landsleute des Papstes, die
Pistojesen getäuscht. Sie hatten auf Begünstigungen ge-
rechnet, wie sie so vielen Sanesen so eben zu Theil gewor-
den: sie hatten, sagt man, so viele ihrer in Rom waren,
schon vornehme Sitten angenommen und angefangen auf
Edelmannsparole zu schwören: wie schmerzlich erstaunten
sie, daß die Stellen auf welche sie hofften, nicht einmal
erledigt, geschweige denn ihnen zugetheilt wurden.

Wohl ließ auch Clemens IX. die Freigebigkeit nicht
vermissen, mit der die Päpste ihre Thronbesteigung zu

1) Grimani: Relatione. I suoi corteggiani sono mal so-
disfatti, per non haver volsuto rimuovere alcuno de' ministri et
officiali di quelli dell' antecedente pontefice, come sempre costu-
marono di far gli altri pontefici.
Schon tadelt man das, weil er
seine Nepoten ohne die gehörige Stütze lassen werde. Quelli che ha-
vevano ricevute le cariche di Alessandro VII, benche non ri-
mossi da Clemente, conserveranno l'obligatione agli eredi di
Alessandro.

Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh.
entweder ſaͤmmtlich oder doch groͤßtentheils veraͤndert wor-
den: der Charakter, die Bewegung des Hofes beruhten
darauf: zuerſt Clemens IX. ſtellte dieß ab: er wollte Nie-
mand mißvergnuͤgt machen: außer in einigen wenigen ho-
hen Stellen beſtaͤtigte er alle Beamte die er fand 1). In
jenen ſetzte er Cardinaͤle wie Ottobuono und Azzolino ein,
Mitglieder des Squadrone, die die letzten Wahlen geleitet
und ohnehin maͤchtig. Die bisherigen Nepoten zu verfol-
gen, wie es bei ſo vielen Pontificaten uͤblich geweſen, war
er weit entfernt: die Empfehlungen Flavio Chigi’s galten
bei ihm nicht viel weniger als unter Alexander: die Be-
guͤnſtigungen gingen ferner durch die Hand deſſelben: es
blieb alles wie es war.

Wie ſehr ſahen ſich die Landsleute des Papſtes, die
Piſtojeſen getaͤuſcht. Sie hatten auf Beguͤnſtigungen ge-
rechnet, wie ſie ſo vielen Saneſen ſo eben zu Theil gewor-
den: ſie hatten, ſagt man, ſo viele ihrer in Rom waren,
ſchon vornehme Sitten angenommen und angefangen auf
Edelmannsparole zu ſchwoͤren: wie ſchmerzlich erſtaunten
ſie, daß die Stellen auf welche ſie hofften, nicht einmal
erledigt, geſchweige denn ihnen zugetheilt wurden.

Wohl ließ auch Clemens IX. die Freigebigkeit nicht
vermiſſen, mit der die Paͤpſte ihre Thronbeſteigung zu

1) Grimani: Relatione. I suoi corteggiani sono mal so-
disfatti, per non haver volsuto rimuovere alcuno de’ ministri et
officiali di quelli dell’ antecedente pontefice, come sempre costu-
marono di far gli altri pontefici.
Schon tadelt man das, weil er
ſeine Nepoten ohne die gehoͤrige Stuͤtze laſſen werde. Quelli che ha-
vevano ricevute le cariche di Alessandro VII, benchè non ri-
mossi da Clemente, conserveranno l’obligatione agli eredi di
Alessandro.
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[58/0070] Buch VIII. Die Paͤpſte um d. Mitte d. 17. Jahrh. entweder ſaͤmmtlich oder doch groͤßtentheils veraͤndert wor- den: der Charakter, die Bewegung des Hofes beruhten darauf: zuerſt Clemens IX. ſtellte dieß ab: er wollte Nie- mand mißvergnuͤgt machen: außer in einigen wenigen ho- hen Stellen beſtaͤtigte er alle Beamte die er fand 1). In jenen ſetzte er Cardinaͤle wie Ottobuono und Azzolino ein, Mitglieder des Squadrone, die die letzten Wahlen geleitet und ohnehin maͤchtig. Die bisherigen Nepoten zu verfol- gen, wie es bei ſo vielen Pontificaten uͤblich geweſen, war er weit entfernt: die Empfehlungen Flavio Chigi’s galten bei ihm nicht viel weniger als unter Alexander: die Be- guͤnſtigungen gingen ferner durch die Hand deſſelben: es blieb alles wie es war. Wie ſehr ſahen ſich die Landsleute des Papſtes, die Piſtojeſen getaͤuſcht. Sie hatten auf Beguͤnſtigungen ge- rechnet, wie ſie ſo vielen Saneſen ſo eben zu Theil gewor- den: ſie hatten, ſagt man, ſo viele ihrer in Rom waren, ſchon vornehme Sitten angenommen und angefangen auf Edelmannsparole zu ſchwoͤren: wie ſchmerzlich erſtaunten ſie, daß die Stellen auf welche ſie hofften, nicht einmal erledigt, geſchweige denn ihnen zugetheilt wurden. Wohl ließ auch Clemens IX. die Freigebigkeit nicht vermiſſen, mit der die Paͤpſte ihre Thronbeſteigung zu 1) Grimani: Relatione. I suoi corteggiani sono mal so- disfatti, per non haver volsuto rimuovere alcuno de’ ministri et officiali di quelli dell’ antecedente pontefice, come sempre costu- marono di far gli altri pontefici. Schon tadelt man das, weil er ſeine Nepoten ohne die gehoͤrige Stuͤtze laſſen werde. Quelli che ha- vevano ricevute le cariche di Alessandro VII, benchè non ri- mossi da Clemente, conserveranno l’obligatione agli eredi di Alessandro.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 58. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/70>, abgerufen am 27.11.2024.