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Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.

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Elemente der römischen Bevölkerung.
schien dieß kein unbedeutender Vortheil. Die Nepoten be-
zahlten sehr gut, ostmals über den Werth: die Zinsen aus den
Luoghi di Monte, die man ohne Mühe einzog, beliefen sich
höher, als der Ueberschuß der sorgfältigsten Bearbeitung
des Landes gestiegen seyn würde. Jedoch wie bald beka-
men sie zu fühlen, daß sie liegende Gründe in flüchtige Ca-
pitalien umgewandelt hatten. Alexander VII. sah sich zu
Reductionen der Monti veranlaßt, durch welche der Credit
erschüttert wurde und der Werth der Luoghi gewaltig sank.
Es war keine Familie die nicht dabei verloren hätte.

Neben ihnen erhoben sich aber zahlreiche andere neue
Geschlechter. Eben wie die Päpste verfuhren auch die Car-
dinäle und Prälaten der Curie, ein jeder natürlich nach dem
Maaße seines Vermögens. Auch sie versäumten nicht aus
dem Ueberschusse der kirchlichen Einkünfte ihre Nepoten zu
bereichern, Familien zu gründen. Andere erhoben sich durch
Anstellungen in der Justiz. Nicht wenige kamen als Wechs-
ler durch die Geschäfte der Dataria empor. Man zählte
in unserer Zeit 15 florentinische, 11 genuesische, 9 portu-
giesische, 4 französische Familien die hiedurch in Aufnahme
gekommen, mehr oder weniger, je nachdem sie Glück und
Talent gehabt: einige unter ihnen, deren Ruf nicht mehr
von den Geschäften des Tages abhing, Könige des Gel-
des -- unter Urban VIII. die Guicciardini, Doni, denen
sich Giustiniani, Primi, Pallavicini zugesellten 1). Auch
ohne Geschäfte dieser Art wanderten noch immer angesehene

1) Almaden: Non passano ancora la seconda generatione
di cittadinanza Romana, -- -- son venute da Fiorenza e Genova
coll' occasione del danaro -- -- molte volte mojono nelle fascie.
Päpste** 5

Elemente der roͤmiſchen Bevoͤlkerung.
ſchien dieß kein unbedeutender Vortheil. Die Nepoten be-
zahlten ſehr gut, oſtmals uͤber den Werth: die Zinſen aus den
Luoghi di Monte, die man ohne Muͤhe einzog, beliefen ſich
hoͤher, als der Ueberſchuß der ſorgfaͤltigſten Bearbeitung
des Landes geſtiegen ſeyn wuͤrde. Jedoch wie bald beka-
men ſie zu fuͤhlen, daß ſie liegende Gruͤnde in fluͤchtige Ca-
pitalien umgewandelt hatten. Alexander VII. ſah ſich zu
Reductionen der Monti veranlaßt, durch welche der Credit
erſchuͤttert wurde und der Werth der Luoghi gewaltig ſank.
Es war keine Familie die nicht dabei verloren haͤtte.

Neben ihnen erhoben ſich aber zahlreiche andere neue
Geſchlechter. Eben wie die Paͤpſte verfuhren auch die Car-
dinaͤle und Praͤlaten der Curie, ein jeder natuͤrlich nach dem
Maaße ſeines Vermoͤgens. Auch ſie verſaͤumten nicht aus
dem Ueberſchuſſe der kirchlichen Einkuͤnfte ihre Nepoten zu
bereichern, Familien zu gruͤnden. Andere erhoben ſich durch
Anſtellungen in der Juſtiz. Nicht wenige kamen als Wechs-
ler durch die Geſchaͤfte der Dataria empor. Man zaͤhlte
in unſerer Zeit 15 florentiniſche, 11 genueſiſche, 9 portu-
gieſiſche, 4 franzoͤſiſche Familien die hiedurch in Aufnahme
gekommen, mehr oder weniger, je nachdem ſie Gluͤck und
Talent gehabt: einige unter ihnen, deren Ruf nicht mehr
von den Geſchaͤften des Tages abhing, Koͤnige des Gel-
des — unter Urban VIII. die Guicciardini, Doni, denen
ſich Giuſtiniani, Primi, Pallavicini zugeſellten 1). Auch
ohne Geſchaͤfte dieſer Art wanderten noch immer angeſehene

1) Almaden: Non passano ancora la seconda generatione
di cittadinanza Romana, — — son venute da Fiorenza e Genova
coll’ occasione del danaro — — molte volte mojono nelle fascie.
Päpſte** 5
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[65/0077] Elemente der roͤmiſchen Bevoͤlkerung. ſchien dieß kein unbedeutender Vortheil. Die Nepoten be- zahlten ſehr gut, oſtmals uͤber den Werth: die Zinſen aus den Luoghi di Monte, die man ohne Muͤhe einzog, beliefen ſich hoͤher, als der Ueberſchuß der ſorgfaͤltigſten Bearbeitung des Landes geſtiegen ſeyn wuͤrde. Jedoch wie bald beka- men ſie zu fuͤhlen, daß ſie liegende Gruͤnde in fluͤchtige Ca- pitalien umgewandelt hatten. Alexander VII. ſah ſich zu Reductionen der Monti veranlaßt, durch welche der Credit erſchuͤttert wurde und der Werth der Luoghi gewaltig ſank. Es war keine Familie die nicht dabei verloren haͤtte. Neben ihnen erhoben ſich aber zahlreiche andere neue Geſchlechter. Eben wie die Paͤpſte verfuhren auch die Car- dinaͤle und Praͤlaten der Curie, ein jeder natuͤrlich nach dem Maaße ſeines Vermoͤgens. Auch ſie verſaͤumten nicht aus dem Ueberſchuſſe der kirchlichen Einkuͤnfte ihre Nepoten zu bereichern, Familien zu gruͤnden. Andere erhoben ſich durch Anſtellungen in der Juſtiz. Nicht wenige kamen als Wechs- ler durch die Geſchaͤfte der Dataria empor. Man zaͤhlte in unſerer Zeit 15 florentiniſche, 11 genueſiſche, 9 portu- gieſiſche, 4 franzoͤſiſche Familien die hiedurch in Aufnahme gekommen, mehr oder weniger, je nachdem ſie Gluͤck und Talent gehabt: einige unter ihnen, deren Ruf nicht mehr von den Geſchaͤften des Tages abhing, Koͤnige des Gel- des — unter Urban VIII. die Guicciardini, Doni, denen ſich Giuſtiniani, Primi, Pallavicini zugeſellten 1). Auch ohne Geſchaͤfte dieſer Art wanderten noch immer angeſehene 1) Almaden: Non passano ancora la seconda generatione di cittadinanza Romana, — — son venute da Fiorenza e Genova coll’ occasione del danaro — — molte volte mojono nelle fascie. Päpſte** 5

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836, S. 65. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_paepste03_1836/77>, abgerufen am 23.11.2024.