Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Bauwerke der Päpste. ten, die Jungfräulichen, die Phantastischen, die Einförmi-gen, und welche sonderbare Namen sie sich sonst gaben, beschäftigten sich nur mit Poesie und Beredtsamkeit, Uebun- gen geistiger Gewandtheit, die in einem engen Kreise von Gedanken stehn blieben, und doch viele schöne Kräfte ver- brauchten. Und nicht allein mit Büchern, sondern auch mit Kunstwerken alter und neuer Zeit, mit Antiquitäten mancherlei Art, Bildsäulen, Reliefs und Inscriptionen muß- ten die Palläste geschmückt seyn. In unserer Epoche wa- ren die Häuser Cesi, Giustiniani, Strozzi, Massimi, die Gärten der Mattei am berühmtesten; an die sich Samm- lungen wie die Kirchersche bei den Jesuiten zu nicht ge- ringerer Bewunderung der Mitwelt anreihten. Noch war es mehr Curiosität, antiquarische Gelehrsamkeit, was zu den Sammlungen veranlaßte, als Sinn für die Formen oder tieferes Verständniß. Es ist merkwürdig, daß man im Grunde noch immer darüber dachte wie Sixtus V. Den Resten des Alterthums war man noch weit entfernt die Aufmerksamkeit und schonende Sorgfalt zu widmen welche sie späterhin gefunden haben. Was darf man erwarten, wenn sich unter andern Privilegien der Borghesen eins fin- det, welches besagt, daß sie durch keinerlei Art von Zer- störung in Strafe verfallen seyn sollen. Man sollte kaum glauben, was man sich im siebzehnten Jahrhundert noch erlaubt hat. Die Thermen des Constantin unter andern hatten sich durch so viel wechselnde Zeiträume noch immer ziemlich in Stand erhalten, und gewiß hätte schon das Verdienst ihres Erbauers um die Herrschaft der christlichen Kirche sie beschützen sollen; jedoch unter Paul V. wurden Bauwerke der Paͤpſte. ten, die Jungfraͤulichen, die Phantaſtiſchen, die Einfoͤrmi-gen, und welche ſonderbare Namen ſie ſich ſonſt gaben, beſchaͤftigten ſich nur mit Poeſie und Beredtſamkeit, Uebun- gen geiſtiger Gewandtheit, die in einem engen Kreiſe von Gedanken ſtehn blieben, und doch viele ſchoͤne Kraͤfte ver- brauchten. Und nicht allein mit Buͤchern, ſondern auch mit Kunſtwerken alter und neuer Zeit, mit Antiquitaͤten mancherlei Art, Bildſaͤulen, Reliefs und Inſcriptionen muß- ten die Pallaͤſte geſchmuͤckt ſeyn. In unſerer Epoche wa- ren die Haͤuſer Ceſi, Giuſtiniani, Strozzi, Maſſimi, die Gaͤrten der Mattei am beruͤhmteſten; an die ſich Samm- lungen wie die Kircherſche bei den Jeſuiten zu nicht ge- ringerer Bewunderung der Mitwelt anreihten. Noch war es mehr Curioſitaͤt, antiquariſche Gelehrſamkeit, was zu den Sammlungen veranlaßte, als Sinn fuͤr die Formen oder tieferes Verſtaͤndniß. Es iſt merkwuͤrdig, daß man im Grunde noch immer daruͤber dachte wie Sixtus V. Den Reſten des Alterthums war man noch weit entfernt die Aufmerkſamkeit und ſchonende Sorgfalt zu widmen welche ſie ſpaͤterhin gefunden haben. Was darf man erwarten, wenn ſich unter andern Privilegien der Borgheſen eins fin- det, welches beſagt, daß ſie durch keinerlei Art von Zer- ſtoͤrung in Strafe verfallen ſeyn ſollen. Man ſollte kaum glauben, was man ſich im ſiebzehnten Jahrhundert noch erlaubt hat. Die Thermen des Conſtantin unter andern hatten ſich durch ſo viel wechſelnde Zeitraͤume noch immer ziemlich in Stand erhalten, und gewiß haͤtte ſchon das Verdienſt ihres Erbauers um die Herrſchaft der chriſtlichen Kirche ſie beſchuͤtzen ſollen; jedoch unter Paul V. wurden <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0087" n="75"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Bauwerke der Paͤpſte</hi>.</fw><lb/> ten, die Jungfraͤulichen, die Phantaſtiſchen, die Einfoͤrmi-<lb/> gen, und welche ſonderbare Namen ſie ſich ſonſt gaben,<lb/> beſchaͤftigten ſich nur mit Poeſie und Beredtſamkeit, Uebun-<lb/> gen geiſtiger Gewandtheit, die in einem engen Kreiſe von<lb/> Gedanken ſtehn blieben, und doch viele ſchoͤne Kraͤfte ver-<lb/> brauchten. Und nicht allein mit Buͤchern, ſondern auch<lb/> mit Kunſtwerken alter und neuer Zeit, mit Antiquitaͤten<lb/> mancherlei Art, Bildſaͤulen, Reliefs und Inſcriptionen muß-<lb/> ten die Pallaͤſte geſchmuͤckt ſeyn. 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Bauwerke der Paͤpſte.
ten, die Jungfraͤulichen, die Phantaſtiſchen, die Einfoͤrmi-
gen, und welche ſonderbare Namen ſie ſich ſonſt gaben,
beſchaͤftigten ſich nur mit Poeſie und Beredtſamkeit, Uebun-
gen geiſtiger Gewandtheit, die in einem engen Kreiſe von
Gedanken ſtehn blieben, und doch viele ſchoͤne Kraͤfte ver-
brauchten. Und nicht allein mit Buͤchern, ſondern auch
mit Kunſtwerken alter und neuer Zeit, mit Antiquitaͤten
mancherlei Art, Bildſaͤulen, Reliefs und Inſcriptionen muß-
ten die Pallaͤſte geſchmuͤckt ſeyn. In unſerer Epoche wa-
ren die Haͤuſer Ceſi, Giuſtiniani, Strozzi, Maſſimi, die
Gaͤrten der Mattei am beruͤhmteſten; an die ſich Samm-
lungen wie die Kircherſche bei den Jeſuiten zu nicht ge-
ringerer Bewunderung der Mitwelt anreihten. Noch war
es mehr Curioſitaͤt, antiquariſche Gelehrſamkeit, was zu den
Sammlungen veranlaßte, als Sinn fuͤr die Formen oder
tieferes Verſtaͤndniß. Es iſt merkwuͤrdig, daß man im
Grunde noch immer daruͤber dachte wie Sixtus V. Den
Reſten des Alterthums war man noch weit entfernt die
Aufmerkſamkeit und ſchonende Sorgfalt zu widmen welche
ſie ſpaͤterhin gefunden haben. Was darf man erwarten,
wenn ſich unter andern Privilegien der Borgheſen eins fin-
det, welches beſagt, daß ſie durch keinerlei Art von Zer-
ſtoͤrung in Strafe verfallen ſeyn ſollen. Man ſollte kaum
glauben, was man ſich im ſiebzehnten Jahrhundert noch
erlaubt hat. Die Thermen des Conſtantin unter andern
hatten ſich durch ſo viel wechſelnde Zeitraͤume noch immer
ziemlich in Stand erhalten, und gewiß haͤtte ſchon das
Verdienſt ihres Erbauers um die Herrſchaft der chriſtlichen
Kirche ſie beſchuͤtzen ſollen; jedoch unter Paul V. wurden
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