Ranke, Leopold von: Die römischen Päpste. Bd. 3. Berlin, 1836.Königin Christine von Schweden. an sich. Wie dieß geschah, ist schon an sich, und danninsbesondere für uns der Betrachtung werth. Gehn wir von der Stellung aus, welche die junge Kö- Nach dem Tode Gustav Adolfs war auch in Schwe- Nun ward dieser Antrag zwar verworfen: man hul- Diese junge Fürstin aber war nicht gemeint die kö- 1) La vie de la reine Christine faite par elle-meme bei Arcken-
holtz Memoires pour servir a l'histoire de Christine Tom. III, p. 41: On m'a voulu persuader qu'on mit en deliberation en certaines assemblees particulieres s'il falloit se mettre en li- berte, n'ayant qu'un enfant en tete, dont il etoit aise de se defaire, et de s'eriger en republique. Vergl. die Note von Arckenholtz. Koͤnigin Chriſtine von Schweden. an ſich. Wie dieß geſchah, iſt ſchon an ſich, und danninsbeſondere fuͤr uns der Betrachtung werth. Gehn wir von der Stellung aus, welche die junge Koͤ- Nach dem Tode Guſtav Adolfs war auch in Schwe- Nun ward dieſer Antrag zwar verworfen: man hul- Dieſe junge Fuͤrſtin aber war nicht gemeint die koͤ- 1) La vie de la reine Christine faite par elle-même bei Arcken-
holtz Mémoires pour servir à l’histoire de Christine Tom. III, p. 41: On m’a voulu persuader qu’on mit en déliberation en certaines assemblées particulières s’il falloit se mettre en li- berté, n’ayant qu’un enfant en tête, dont il étoit aisé de se défaire, et de s’ériger en république. Vergl. die Note von Arckenholtz. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0091" n="79"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Koͤnigin Chriſtine von Schweden</hi>.</fw><lb/> an ſich. Wie dieß geſchah, iſt ſchon an ſich, und dann<lb/> insbeſondere fuͤr uns der Betrachtung werth.</p><lb/> <p>Gehn wir von der Stellung aus, welche die junge Koͤ-<lb/> nigin in ihrem Lande einnahm.</p><lb/> <p>Nach dem Tode Guſtav Adolfs war auch in Schwe-<lb/> den, wie 1619 in Oeſtreich, 1640 in Portugal, und in<lb/> dieſer Epoche an ſo vielen andern Orten einen Augenblick<lb/> die Rede davon, ob man ſich nicht von der koͤniglichen<lb/> Gewalt frei machen und als Republik conſtituiren ſolle <note place="foot" n="1)"><hi rendition="#aq">La vie de la reine Christine faite par elle-même</hi> bei Arcken-<lb/> holtz <hi rendition="#aq">Mémoires pour servir à l’histoire de Christine Tom. III,<lb/> p. 41: On m’a voulu persuader qu’on mit en déliberation en<lb/> certaines assemblées particulières s’il falloit se mettre en li-<lb/> berté, n’ayant qu’un enfant en tête, dont il étoit aisé de se<lb/> défaire, et de s’ériger en république.</hi> Vergl. die Note von<lb/> Arckenholtz.</note>.</p><lb/> <p>Nun ward dieſer Antrag zwar verworfen: man hul-<lb/> digte der Tochter des verſtorbenen Koͤnigs; aber daß dieß<lb/> ein Kind von ſechs Jahren war, daß es Niemand von koͤ-<lb/> niglichem Geſchlechte gab der die Zuͤgel haͤtte ergreifen koͤn-<lb/> nen, bewirkte doch, daß die Gewalt in die Haͤnde einiger<lb/> Wenigen kam. Die antimonarchiſchen Tendenzen jener Zeit<lb/> fanden in Schweden Anklang und Billigung: ſchon das<lb/> Verfahren des langen Parlamentes in England, noch viel<lb/> mehr aber die Bewegungen der Fronde, da ſie um ſo viel<lb/> entſchiedener ariſtokratiſch waren. „Ich bemerke wohl,“<lb/> ſagte Chriſtina einſtmals ſelbſt in dem Senate, „man wuͤnſcht<lb/> hier, daß Schweden ein Wahlreich oder eine Ariſtokratie<lb/> werde.“</p><lb/> <p>Dieſe junge Fuͤrſtin aber war nicht gemeint die koͤ-<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [79/0091]
Koͤnigin Chriſtine von Schweden.
an ſich. Wie dieß geſchah, iſt ſchon an ſich, und dann
insbeſondere fuͤr uns der Betrachtung werth.
Gehn wir von der Stellung aus, welche die junge Koͤ-
nigin in ihrem Lande einnahm.
Nach dem Tode Guſtav Adolfs war auch in Schwe-
den, wie 1619 in Oeſtreich, 1640 in Portugal, und in
dieſer Epoche an ſo vielen andern Orten einen Augenblick
die Rede davon, ob man ſich nicht von der koͤniglichen
Gewalt frei machen und als Republik conſtituiren ſolle 1).
Nun ward dieſer Antrag zwar verworfen: man hul-
digte der Tochter des verſtorbenen Koͤnigs; aber daß dieß
ein Kind von ſechs Jahren war, daß es Niemand von koͤ-
niglichem Geſchlechte gab der die Zuͤgel haͤtte ergreifen koͤn-
nen, bewirkte doch, daß die Gewalt in die Haͤnde einiger
Wenigen kam. Die antimonarchiſchen Tendenzen jener Zeit
fanden in Schweden Anklang und Billigung: ſchon das
Verfahren des langen Parlamentes in England, noch viel
mehr aber die Bewegungen der Fronde, da ſie um ſo viel
entſchiedener ariſtokratiſch waren. „Ich bemerke wohl,“
ſagte Chriſtina einſtmals ſelbſt in dem Senate, „man wuͤnſcht
hier, daß Schweden ein Wahlreich oder eine Ariſtokratie
werde.“
Dieſe junge Fuͤrſtin aber war nicht gemeint die koͤ-
1) La vie de la reine Christine faite par elle-même bei Arcken-
holtz Mémoires pour servir à l’histoire de Christine Tom. III,
p. 41: On m’a voulu persuader qu’on mit en déliberation en
certaines assemblées particulières s’il falloit se mettre en li-
berté, n’ayant qu’un enfant en tête, dont il étoit aisé de se
défaire, et de s’ériger en république. Vergl. die Note von
Arckenholtz.
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