Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Erstes Buch. ten gegenüber, eine dritte Genossenschaft, welche an demBundesrath gleichmäßig Antheil nahm, sich dem Ausspruch der Schiedsrichter unterwarf und für den Fall eines Krie- ges ihren Theil an der beschlossenen Hülfe ins Feld zu stellen versprach. Eben hier, wo so vorzugsweise der Heerd der alten Entzweiungen gewesen, bildete sich eine festge- schlossene Vereinigung von Ständen, welche den Ideen des Landfriedens und des Reiches eine großartige Repräsenta- tion gab, zunächst hauptsächlich darum, um dem Um-sich- greifen der Baiern Widerstand zu leisten. Herzog Albrecht hielt sich nichts desto minder in trotziger Absonderung, und auch der Kaiser, auf den neuen Bund vertrauend, wollte von keiner Aussöhnung hören, ehe nicht der Stolz des Her- zogs gedemüthigt worden. Es kam endlich so weit daß man zu den Waffen griff. Im Frühjahr 1492 sammelten sich die Schaaren des Bundes und des Reiches auf dem Lechfeld. Friedrich von Brandenburg, dem lange "das Wamms heiß war wider Baiern" führte das Reichsban- ner: Maximilian selbst war zugegen. Albrecht in diesem Augenblicke von seinen Verwandten verlassen, mit seiner Ritterschaft in Fehde, fühlte daß er eine so überlegene Macht nicht bestehen konnte; er gab die Opposition auf, die er bisher behauptet, bequemte sich Regensburg herauszugeben, und auf alle Ansprüche aus den Verschreibungen Siegmunds Verzicht zu leisten. Nach und nach ward dann auch der alte Kaiser begütigt, und hieß seinen Eidam, seine Enke- linnen bei sich willkommen. Albrecht fand es nach einiger Zeit rathsam selbst in den schwäbischen Bund zu treten. Wir sehen: die Regierung Friedrichs III war mit Erſtes Buch. ten gegenüber, eine dritte Genoſſenſchaft, welche an demBundesrath gleichmäßig Antheil nahm, ſich dem Ausſpruch der Schiedsrichter unterwarf und für den Fall eines Krie- ges ihren Theil an der beſchloſſenen Hülfe ins Feld zu ſtellen verſprach. Eben hier, wo ſo vorzugsweiſe der Heerd der alten Entzweiungen geweſen, bildete ſich eine feſtge- ſchloſſene Vereinigung von Ständen, welche den Ideen des Landfriedens und des Reiches eine großartige Repräſenta- tion gab, zunächſt hauptſächlich darum, um dem Um-ſich- greifen der Baiern Widerſtand zu leiſten. Herzog Albrecht hielt ſich nichts deſto minder in trotziger Abſonderung, und auch der Kaiſer, auf den neuen Bund vertrauend, wollte von keiner Ausſöhnung hören, ehe nicht der Stolz des Her- zogs gedemüthigt worden. Es kam endlich ſo weit daß man zu den Waffen griff. Im Frühjahr 1492 ſammelten ſich die Schaaren des Bundes und des Reiches auf dem Lechfeld. Friedrich von Brandenburg, dem lange „das Wamms heiß war wider Baiern“ führte das Reichsban- ner: Maximilian ſelbſt war zugegen. Albrecht in dieſem Augenblicke von ſeinen Verwandten verlaſſen, mit ſeiner Ritterſchaft in Fehde, fühlte daß er eine ſo überlegene Macht nicht beſtehen konnte; er gab die Oppoſition auf, die er bisher behauptet, bequemte ſich Regensburg herauszugeben, und auf alle Anſprüche aus den Verſchreibungen Siegmunds Verzicht zu leiſten. Nach und nach ward dann auch der alte Kaiſer begütigt, und hieß ſeinen Eidam, ſeine Enke- linnen bei ſich willkommen. Albrecht fand es nach einiger Zeit rathſam ſelbſt in den ſchwäbiſchen Bund zu treten. 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Erſtes Buch.
ten gegenüber, eine dritte Genoſſenſchaft, welche an dem
Bundesrath gleichmäßig Antheil nahm, ſich dem Ausſpruch
der Schiedsrichter unterwarf und für den Fall eines Krie-
ges ihren Theil an der beſchloſſenen Hülfe ins Feld zu
ſtellen verſprach. Eben hier, wo ſo vorzugsweiſe der Heerd
der alten Entzweiungen geweſen, bildete ſich eine feſtge-
ſchloſſene Vereinigung von Ständen, welche den Ideen des
Landfriedens und des Reiches eine großartige Repräſenta-
tion gab, zunächſt hauptſächlich darum, um dem Um-ſich-
greifen der Baiern Widerſtand zu leiſten. Herzog Albrecht
hielt ſich nichts deſto minder in trotziger Abſonderung, und
auch der Kaiſer, auf den neuen Bund vertrauend, wollte
von keiner Ausſöhnung hören, ehe nicht der Stolz des Her-
zogs gedemüthigt worden. Es kam endlich ſo weit daß
man zu den Waffen griff. Im Frühjahr 1492 ſammelten
ſich die Schaaren des Bundes und des Reiches auf dem
Lechfeld. Friedrich von Brandenburg, dem lange „das
Wamms heiß war wider Baiern“ führte das Reichsban-
ner: Maximilian ſelbſt war zugegen. Albrecht in dieſem
Augenblicke von ſeinen Verwandten verlaſſen, mit ſeiner
Ritterſchaft in Fehde, fühlte daß er eine ſo überlegene Macht
nicht beſtehen konnte; er gab die Oppoſition auf, die er
bisher behauptet, bequemte ſich Regensburg herauszugeben,
und auf alle Anſprüche aus den Verſchreibungen Siegmunds
Verzicht zu leiſten. Nach und nach ward dann auch der
alte Kaiſer begütigt, und hieß ſeinen Eidam, ſeine Enke-
linnen bei ſich willkommen. Albrecht fand es nach einiger
Zeit rathſam ſelbſt in den ſchwäbiſchen Bund zu treten.
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