Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Erstes Buch. Unmuth und Verdruß war er nach Deutschland zurück-geeilt. Hier fand er die Finanzen seiner Erblande durch seinen Kriegszug erschöpft und zerrüttet, das Reich ihm gegenüber in einer trotzigen Haltung und Abgeschlossenheit, und immer schlechtere Nachrichten suchten ihn heim. Als Ludwig XII 1498 den französischen Thron bestieg, hatte Maximilian gehofft, daß in Frankreich Verwirrungen ent- stehen und seine Bundesgenossen ihn zu einem neuen An- griff unterstützen würden. Es erfolgte aber das Gegen- theil. Ludwig erwarb sich in Frankreich durch friedlich- verständige Einrichtungen ein Ansehn, wie es noch nie ein König besessen; der italienische Bund suchte ein Abkommen mit demselben zu treffen; was aber das Unerwartetste war, der eigene Sohn des römischen Königs, Erzherzog Philipp, von seinen niederländischen Räthen dazu vermocht, gieng ohne Rücksicht auf seinen Vater, einen Vertrag mit Frank- reich ein, in welchem er gegen die Zurückgabe einiger Plätze alle seine burgundischen Ansprüche, so lange Lud- wig XII lebe, ruhen zu lassen, sie nur im Wege der Güte und des Rechtes niemals dem der Gewalt durchzusetzen ver- sprach. Maximilian vernahm dieß, als er sich schon auf- gemacht, den Krieg zu beginnen; in der heftigsten Stim- mung, suchte er im Juny 1498 die Reichsversammlung auf, die er nun nicht mehr entbehren konnte. Die Versammlung hatte ihre Sitzungen, wie beschlos- Kö- 1 Verhandlung der Stennde des heil. Rychs uf dem kön. Tage
zu Worms. Tom. XVII der Fr. A. Man sieht daraus unter an- Erſtes Buch. Unmuth und Verdruß war er nach Deutſchland zurück-geeilt. Hier fand er die Finanzen ſeiner Erblande durch ſeinen Kriegszug erſchöpft und zerrüttet, das Reich ihm gegenüber in einer trotzigen Haltung und Abgeſchloſſenheit, und immer ſchlechtere Nachrichten ſuchten ihn heim. Als Ludwig XII 1498 den franzöſiſchen Thron beſtieg, hatte Maximilian gehofft, daß in Frankreich Verwirrungen ent- ſtehen und ſeine Bundesgenoſſen ihn zu einem neuen An- griff unterſtützen würden. Es erfolgte aber das Gegen- theil. Ludwig erwarb ſich in Frankreich durch friedlich- verſtändige Einrichtungen ein Anſehn, wie es noch nie ein König beſeſſen; der italieniſche Bund ſuchte ein Abkommen mit demſelben zu treffen; was aber das Unerwartetſte war, der eigene Sohn des römiſchen Königs, Erzherzog Philipp, von ſeinen niederländiſchen Räthen dazu vermocht, gieng ohne Rückſicht auf ſeinen Vater, einen Vertrag mit Frank- reich ein, in welchem er gegen die Zurückgabe einiger Plätze alle ſeine burgundiſchen Anſprüche, ſo lange Lud- wig XII lebe, ruhen zu laſſen, ſie nur im Wege der Güte und des Rechtes niemals dem der Gewalt durchzuſetzen ver- ſprach. Maximilian vernahm dieß, als er ſich ſchon auf- gemacht, den Krieg zu beginnen; in der heftigſten Stim- mung, ſuchte er im Juny 1498 die Reichsverſammlung auf, die er nun nicht mehr entbehren konnte. Die Verſammlung hatte ihre Sitzungen, wie beſchloſ- Kö- 1 Verhandlung der Stennde des heil. Rychs uf dem koͤn. Tage
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Erſtes Buch.
Unmuth und Verdruß war er nach Deutſchland zurück-
geeilt. Hier fand er die Finanzen ſeiner Erblande durch
ſeinen Kriegszug erſchöpft und zerrüttet, das Reich ihm
gegenüber in einer trotzigen Haltung und Abgeſchloſſenheit,
und immer ſchlechtere Nachrichten ſuchten ihn heim. Als
Ludwig XII 1498 den franzöſiſchen Thron beſtieg, hatte
Maximilian gehofft, daß in Frankreich Verwirrungen ent-
ſtehen und ſeine Bundesgenoſſen ihn zu einem neuen An-
griff unterſtützen würden. Es erfolgte aber das Gegen-
theil. Ludwig erwarb ſich in Frankreich durch friedlich-
verſtändige Einrichtungen ein Anſehn, wie es noch nie ein
König beſeſſen; der italieniſche Bund ſuchte ein Abkommen
mit demſelben zu treffen; was aber das Unerwartetſte war,
der eigene Sohn des römiſchen Königs, Erzherzog Philipp,
von ſeinen niederländiſchen Räthen dazu vermocht, gieng
ohne Rückſicht auf ſeinen Vater, einen Vertrag mit Frank-
reich ein, in welchem er gegen die Zurückgabe einiger
Plätze alle ſeine burgundiſchen Anſprüche, ſo lange Lud-
wig XII lebe, ruhen zu laſſen, ſie nur im Wege der Güte
und des Rechtes niemals dem der Gewalt durchzuſetzen ver-
ſprach. Maximilian vernahm dieß, als er ſich ſchon auf-
gemacht, den Krieg zu beginnen; in der heftigſten Stim-
mung, ſuchte er im Juny 1498 die Reichsverſammlung
auf, die er nun nicht mehr entbehren konnte.
Die Verſammlung hatte ihre Sitzungen, wie beſchloſ-
ſen, in Worms eröffnet, 1 aber ſie darnach auf Bitten des
Kö-
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