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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.

Maximilian führte hierauf seinen venezianischen Krieg
noch ein paar Jahr fort; unter mannichfaltigem Glückes-
wechsel, in immer neue Verwickelungen der europäischen
Politik verflochten; in dem Gewebe des Weltgeschickes je-
ner Zeit schlug auch er einen Faden ein; alle seine Ver-
suche aber das Reich zur bessern Theilnahme herbeizu-
ziehen waren vergebens; weder die Städte, noch auch nur
die Juden in den Städten gaben seinen Geldforderungen
Gehör; von seinen Aufgeboten mußte er selber wieder ent-
lassen, weil doch die Meisten nicht Folge leisteten; schon
genug wenn nur die ihm zuletzt in Augsburg bewilligte
Hülfe einkam. Daß man eine Stadt nach der andern auf-
gab, und die Hofnung einiger Erleichterung der Reichs-
lasten verlor, war von alle dem zum Theil der Erfolg,
zum Theil wieder die Ursache.

Im April 1512 versammelte sich endlich aufs neue
ein Reichstag: anfangs zu Trier, von wo er seine Sitzun-
gen später nach Cölln verlegte. 1

Der Kaiser begann damit seinen Vorschlag auf eine
progressive Matrikel zu erneuern und um gute Antwort zu
bitten. Die Fürsten entgegneten, bei ihren Landschaften
und Unterthanen sey dieser Vorschlag nicht durchzubringen:
er möge ihnen andre Mittel und Wege angeben. Maxi-
milian entgegnete, dann möge man wenigstens auf die Be-
schlüsse des Jahres 1500 zurückkommen, und ihm den vier-

1 Die Acten dieses Reichstags finden sich in ziemlicher Voll-
ständigkeit im 31sten Bande der Frankfurter Sammlung. Die Schrei-
ben des Frankfurter Abgeordneten, Jacob Heller, vom 4ten Mai bis
29 Juni sind aus Trier, eines vom 12 Juli aus Cölln datirt; im
29sten Band.
Erſtes Buch.

Maximilian führte hierauf ſeinen venezianiſchen Krieg
noch ein paar Jahr fort; unter mannichfaltigem Glückes-
wechſel, in immer neue Verwickelungen der europäiſchen
Politik verflochten; in dem Gewebe des Weltgeſchickes je-
ner Zeit ſchlug auch er einen Faden ein; alle ſeine Ver-
ſuche aber das Reich zur beſſern Theilnahme herbeizu-
ziehen waren vergebens; weder die Städte, noch auch nur
die Juden in den Städten gaben ſeinen Geldforderungen
Gehör; von ſeinen Aufgeboten mußte er ſelber wieder ent-
laſſen, weil doch die Meiſten nicht Folge leiſteten; ſchon
genug wenn nur die ihm zuletzt in Augsburg bewilligte
Hülfe einkam. Daß man eine Stadt nach der andern auf-
gab, und die Hofnung einiger Erleichterung der Reichs-
laſten verlor, war von alle dem zum Theil der Erfolg,
zum Theil wieder die Urſache.

Im April 1512 verſammelte ſich endlich aufs neue
ein Reichstag: anfangs zu Trier, von wo er ſeine Sitzun-
gen ſpäter nach Cölln verlegte. 1

Der Kaiſer begann damit ſeinen Vorſchlag auf eine
progreſſive Matrikel zu erneuern und um gute Antwort zu
bitten. Die Fürſten entgegneten, bei ihren Landſchaften
und Unterthanen ſey dieſer Vorſchlag nicht durchzubringen:
er möge ihnen andre Mittel und Wege angeben. Maxi-
milian entgegnete, dann möge man wenigſtens auf die Be-
ſchlüſſe des Jahres 1500 zurückkommen, und ihm den vier-

1 Die Acten dieſes Reichstags finden ſich in ziemlicher Voll-
ſtaͤndigkeit im 31ſten Bande der Frankfurter Sammlung. Die Schrei-
ben des Frankfurter Abgeordneten, Jacob Heller, vom 4ten Mai bis
29 Juni ſind aus Trier, eines vom 12 Juli aus Coͤlln datirt; im
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[196/0214] Erſtes Buch. Maximilian führte hierauf ſeinen venezianiſchen Krieg noch ein paar Jahr fort; unter mannichfaltigem Glückes- wechſel, in immer neue Verwickelungen der europäiſchen Politik verflochten; in dem Gewebe des Weltgeſchickes je- ner Zeit ſchlug auch er einen Faden ein; alle ſeine Ver- ſuche aber das Reich zur beſſern Theilnahme herbeizu- ziehen waren vergebens; weder die Städte, noch auch nur die Juden in den Städten gaben ſeinen Geldforderungen Gehör; von ſeinen Aufgeboten mußte er ſelber wieder ent- laſſen, weil doch die Meiſten nicht Folge leiſteten; ſchon genug wenn nur die ihm zuletzt in Augsburg bewilligte Hülfe einkam. Daß man eine Stadt nach der andern auf- gab, und die Hofnung einiger Erleichterung der Reichs- laſten verlor, war von alle dem zum Theil der Erfolg, zum Theil wieder die Urſache. Im April 1512 verſammelte ſich endlich aufs neue ein Reichstag: anfangs zu Trier, von wo er ſeine Sitzun- gen ſpäter nach Cölln verlegte. 1 Der Kaiſer begann damit ſeinen Vorſchlag auf eine progreſſive Matrikel zu erneuern und um gute Antwort zu bitten. Die Fürſten entgegneten, bei ihren Landſchaften und Unterthanen ſey dieſer Vorſchlag nicht durchzubringen: er möge ihnen andre Mittel und Wege angeben. Maxi- milian entgegnete, dann möge man wenigſtens auf die Be- ſchlüſſe des Jahres 1500 zurückkommen, und ihm den vier- 1 Die Acten dieſes Reichstags finden ſich in ziemlicher Voll- ſtaͤndigkeit im 31ſten Bande der Frankfurter Sammlung. Die Schrei- ben des Frankfurter Abgeordneten, Jacob Heller, vom 4ten Mai bis 29 Juni ſind aus Trier, eines vom 12 Juli aus Coͤlln datirt; im 29ſten Band.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/214>, abgerufen am 24.11.2024.