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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
Steuern, um die Schulden der Fürsten zu tilgen. 1 An
andern macht sich die Verwaltung bemerklich: einzelne Na-
men treten hervor, wie Georg Gossenbrod in Tirol, der von
Maximilian zum Regimentsherrn gemacht über alle landes-
herrlichen Rechte strenge Buch hielt, -- Wallner in Steier-
mark, -- jenes Meßners zu Altöttingen Sohn in Baiern,
der den Landshuter Schatz gesammelt, -- der Landschreiber
Prucker in Onolzbach, der über 30 Jahre die geheime Canzley
und die Cameralverwaltung daselbst leitete. Noch nahmen
diese mächtigen Beamten jedoch selten ein gutes Ende: wir
finden sie häufig vor Gericht gezogen, gestraft; jenen Wall-
ner sah man einst an der Thüre seines Hauses aufgehängt,
in das er früher Fürsten Grafen oder Doctoren zu Gaste
geladen: von Gossenbrod wird behauptet, man habe ihn mit
Gift ums Leben gebracht: 2 Wolfgang von Kolberg, zum
Grafen erhoben, starb doch im Gefängniß: Prucker mußte
sich auf eine Propstei in Plassenburg zurückziehen. 3 Um
den Willkührlichkeiten der verhaßten Räthe ihres Herzogs
ein Ende zu machen, erzwangen sich die Wirtenberger den
Tübinger Vertrag im J. 1514. Hie und da schreiten die
Fürsten zu offenem Krieg, um ihre Landeshoheit auszubrei-
ten. Im Jahr 1511 fallen Braunschweig Lüneburg Bre-
men Minden und Cleve mit vereinigten Kräften in die
Grafschaft Hoya ein, die ihnen keinen Widerstand leisten
kann. Im Jahr 1514 wenden sich Braunschweig Lüne-
burg Calenberg Oldenburg und Herzog Georg von Sach-

1 Buchholz Gesch. der Mark III, 363. Lang I, p. 111.
2 Nachricht des handschriftlichen Fugger.
3 Lang I, p. 147.

Erſtes Buch.
Steuern, um die Schulden der Fürſten zu tilgen. 1 An
andern macht ſich die Verwaltung bemerklich: einzelne Na-
men treten hervor, wie Georg Goſſenbrod in Tirol, der von
Maximilian zum Regimentsherrn gemacht über alle landes-
herrlichen Rechte ſtrenge Buch hielt, — Wallner in Steier-
mark, — jenes Meßners zu Altöttingen Sohn in Baiern,
der den Landshuter Schatz geſammelt, — der Landſchreiber
Prucker in Onolzbach, der über 30 Jahre die geheime Canzley
und die Cameralverwaltung daſelbſt leitete. Noch nahmen
dieſe mächtigen Beamten jedoch ſelten ein gutes Ende: wir
finden ſie häufig vor Gericht gezogen, geſtraft; jenen Wall-
ner ſah man einſt an der Thüre ſeines Hauſes aufgehängt,
in das er früher Fürſten Grafen oder Doctoren zu Gaſte
geladen: von Goſſenbrod wird behauptet, man habe ihn mit
Gift ums Leben gebracht: 2 Wolfgang von Kolberg, zum
Grafen erhoben, ſtarb doch im Gefängniß: Prucker mußte
ſich auf eine Propſtei in Plaſſenburg zurückziehen. 3 Um
den Willkührlichkeiten der verhaßten Räthe ihres Herzogs
ein Ende zu machen, erzwangen ſich die Wirtenberger den
Tübinger Vertrag im J. 1514. Hie und da ſchreiten die
Fürſten zu offenem Krieg, um ihre Landeshoheit auszubrei-
ten. Im Jahr 1511 fallen Braunſchweig Lüneburg Bre-
men Minden und Cleve mit vereinigten Kräften in die
Grafſchaft Hoya ein, die ihnen keinen Widerſtand leiſten
kann. Im Jahr 1514 wenden ſich Braunſchweig Lüne-
burg Calenberg Oldenburg und Herzog Georg von Sach-

1 Buchholz Geſch. der Mark III, 363. Lang I, p. 111.
2 Nachricht des handſchriftlichen Fugger.
3 Lang I, p. 147.
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[204/0222] Erſtes Buch. Steuern, um die Schulden der Fürſten zu tilgen. 1 An andern macht ſich die Verwaltung bemerklich: einzelne Na- men treten hervor, wie Georg Goſſenbrod in Tirol, der von Maximilian zum Regimentsherrn gemacht über alle landes- herrlichen Rechte ſtrenge Buch hielt, — Wallner in Steier- mark, — jenes Meßners zu Altöttingen Sohn in Baiern, der den Landshuter Schatz geſammelt, — der Landſchreiber Prucker in Onolzbach, der über 30 Jahre die geheime Canzley und die Cameralverwaltung daſelbſt leitete. Noch nahmen dieſe mächtigen Beamten jedoch ſelten ein gutes Ende: wir finden ſie häufig vor Gericht gezogen, geſtraft; jenen Wall- ner ſah man einſt an der Thüre ſeines Hauſes aufgehängt, in das er früher Fürſten Grafen oder Doctoren zu Gaſte geladen: von Goſſenbrod wird behauptet, man habe ihn mit Gift ums Leben gebracht: 2 Wolfgang von Kolberg, zum Grafen erhoben, ſtarb doch im Gefängniß: Prucker mußte ſich auf eine Propſtei in Plaſſenburg zurückziehen. 3 Um den Willkührlichkeiten der verhaßten Räthe ihres Herzogs ein Ende zu machen, erzwangen ſich die Wirtenberger den Tübinger Vertrag im J. 1514. Hie und da ſchreiten die Fürſten zu offenem Krieg, um ihre Landeshoheit auszubrei- ten. Im Jahr 1511 fallen Braunſchweig Lüneburg Bre- men Minden und Cleve mit vereinigten Kräften in die Grafſchaft Hoya ein, die ihnen keinen Widerſtand leiſten kann. Im Jahr 1514 wenden ſich Braunſchweig Lüne- burg Calenberg Oldenburg und Herzog Georg von Sach- 1 Buchholz Geſch. der Mark III, 363. Lang I, p. 111. 2 Nachricht des handſchriftlichen Fugger. 3 Lang I, p. 147.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/222>, abgerufen am 21.11.2024.