Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Innere Gährung. ten machten auch die nürnbergischen Reisigen einen glück-lichen Fang. Weh dem Edelmann, der in ihre Hände ge- rieth! Keine Fürbitte weder der Verwandten noch benach- barter Fürsten konnte ihn retten: der Rath hatte immer die Entschuldigung, daß die Bürgerschaft die Bestrafung der Übelthäter schlechterdings fordere. Vergebens sah der Gefangene nach dem Wald, ob nicht seine Verbündeten kommen würden, ihn zu retten: wir finden bei Berlichin- gen, wie sehr die fehdelustigsten Nachbarn doch die Thürme von Nürnberg fürchteten. Das edle Blut schützte nicht vor peinlicher Frage noch vor dem Beile des Henkers. 1 Zuweilen traten wohl Handelsbedrängnisse ein, z. B. 1 Die Chronik Müllners ist voll von Erzählungen dieser Art. 14*
Innere Gaͤhrung. ten machten auch die nürnbergiſchen Reiſigen einen glück-lichen Fang. Weh dem Edelmann, der in ihre Hände ge- rieth! Keine Fürbitte weder der Verwandten noch benach- barter Fürſten konnte ihn retten: der Rath hatte immer die Entſchuldigung, daß die Bürgerſchaft die Beſtrafung der Übelthäter ſchlechterdings fordere. Vergebens ſah der Gefangene nach dem Wald, ob nicht ſeine Verbündeten kommen würden, ihn zu retten: wir finden bei Berlichin- gen, wie ſehr die fehdeluſtigſten Nachbarn doch die Thürme von Nürnberg fürchteten. Das edle Blut ſchützte nicht vor peinlicher Frage noch vor dem Beile des Henkers. 1 Zuweilen traten wohl Handelsbedrängniſſe ein, z. B. 1 Die Chronik Muͤllners iſt voll von Erzaͤhlungen dieſer Art. 14*
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Innere Gaͤhrung.
ten machten auch die nürnbergiſchen Reiſigen einen glück-
lichen Fang. Weh dem Edelmann, der in ihre Hände ge-
rieth! Keine Fürbitte weder der Verwandten noch benach-
barter Fürſten konnte ihn retten: der Rath hatte immer
die Entſchuldigung, daß die Bürgerſchaft die Beſtrafung
der Übelthäter ſchlechterdings fordere. Vergebens ſah der
Gefangene nach dem Wald, ob nicht ſeine Verbündeten
kommen würden, ihn zu retten: wir finden bei Berlichin-
gen, wie ſehr die fehdeluſtigſten Nachbarn doch die Thürme
von Nürnberg fürchteten. Das edle Blut ſchützte nicht vor
peinlicher Frage noch vor dem Beile des Henkers. 1
Zuweilen traten wohl Handelsbedrängniſſe ein, z. B.
im venezianiſchen Kriege, deren man ſich im Binnenlande
nicht ſo kräftig erwehren konnte, wie die Hanſeaten zur
See: aber man kam auf andre Weiſe darüber hinweg. Im
Grunde hätte nun gar kein Verkehr mit Venedig Statt
finden ſollen, und die Scala, welche die Achtserklärung
ausgebracht, hielten die Güter die dieſe Straße nahmen
oftmals auf; allein nur um ſich die Freigebung derſelben
abkaufen zu laſſen. Ich finde daß man auch dem Kaiſer
einſt für 200 Saumlaſt Waaren 3000 Duc. Tranſito zah-
len mußte: die Tiroler Regierung hatte förmlich einen Com-
miſſarius in Augsburg aufgeſtellt, um für dieſe Sendun-
gen, für welche ſie dann auch Bürgſchaft leiſtete, regelmä-
ßige Gebühren einzuziehen. Die Städte ſchickten ſich in
die Zeit: ſchon genug, daß ſie ihren Handel nicht unter-
gehen ließen. Nach einer andern Seite hin hatte ihnen
indeſſen die durch das Haus Öſtreich vermittelte Verbin-
1 Die Chronik Muͤllners iſt voll von Erzaͤhlungen dieſer Art.
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