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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Erstes Buch.
gesinnten Partei unter den Fürsten waren die Ritter ver-
bündet.

III. Von allen Seiten waren da die Städte bedrängt,
von der Reichsgewalt, die ihnen immer stärkere Lasten auf-
legte, von diesen Rittern, von den Fürsten, welche 1512
sogar die alte Frage über die Pfahlbürger rege machten.
Aber sie wehrten sich auf das tapferste. Wie manchen
räuberischen Edelmann hat Lübek von seinem Hofe weg-
geholt. Gegen Ende des funfzehnten Jahrhunderts hat
es ein Bündniß mit benachbarten mittelbaren Städten ge-
schlossen ausdrücklich zu dem Zweck, die Landesherrschaf-
ten ihre bisherigen Befugnisse nicht überschreiten zu lassen.
Dem König Johann von Dänemark half es nichts, daß
Kaiser Maximilian seine Bestrebungen eine Zeitlang begün-
stigte. Im Jahre 1509 griffen ihn die hansischen Städte,
nicht einmal alle, auf seinen Inseln an, eroberten seine
Schiffe in Helsingör, führten seine Glocken fort, um sie
in ihren Capellen aufzuhängen, und blieben auf der offnen
See vollkommen Meister. Ein lübekisches Schiff, in der
Schlacht bei Bornholm von drei dänischen geentert, er-
wehrt sich zweier von ihnen und bemächtigt sich des drit-
ten; im Jahr 1511 kehrt die Lübeker Flotte mit einer Beute
von 18 holländischen Schiffen nach der Trave zurück. 1

Und einen nicht minder freudigen Widerstand leisteten
die oberländischen Städte, in so fern sie nicht durch den
schwäbischen Bund geschützt waren, ihren Feinden. Wie
trefflich war Nürnberg gerüstet! Jeden erlittenen Schaden
suchte es in dem Gebiete der Gegner zu rächen; nicht sel-

1 Becker Geschichte von Lübek I, p. 488.

Erſtes Buch.
geſinnten Partei unter den Fürſten waren die Ritter ver-
bündet.

III. Von allen Seiten waren da die Städte bedrängt,
von der Reichsgewalt, die ihnen immer ſtärkere Laſten auf-
legte, von dieſen Rittern, von den Fürſten, welche 1512
ſogar die alte Frage über die Pfahlbürger rege machten.
Aber ſie wehrten ſich auf das tapferſte. Wie manchen
räuberiſchen Edelmann hat Lübek von ſeinem Hofe weg-
geholt. Gegen Ende des funfzehnten Jahrhunderts hat
es ein Bündniß mit benachbarten mittelbaren Städten ge-
ſchloſſen ausdrücklich zu dem Zweck, die Landesherrſchaf-
ten ihre bisherigen Befugniſſe nicht überſchreiten zu laſſen.
Dem König Johann von Dänemark half es nichts, daß
Kaiſer Maximilian ſeine Beſtrebungen eine Zeitlang begün-
ſtigte. Im Jahre 1509 griffen ihn die hanſiſchen Städte,
nicht einmal alle, auf ſeinen Inſeln an, eroberten ſeine
Schiffe in Helſingör, führten ſeine Glocken fort, um ſie
in ihren Capellen aufzuhängen, und blieben auf der offnen
See vollkommen Meiſter. Ein lübekiſches Schiff, in der
Schlacht bei Bornholm von drei däniſchen geentert, er-
wehrt ſich zweier von ihnen und bemächtigt ſich des drit-
ten; im Jahr 1511 kehrt die Lübeker Flotte mit einer Beute
von 18 holländiſchen Schiffen nach der Trave zurück. 1

Und einen nicht minder freudigen Widerſtand leiſteten
die oberländiſchen Städte, in ſo fern ſie nicht durch den
ſchwäbiſchen Bund geſchützt waren, ihren Feinden. Wie
trefflich war Nürnberg gerüſtet! Jeden erlittenen Schaden
ſuchte es in dem Gebiete der Gegner zu rächen; nicht ſel-

1 Becker Geſchichte von Luͤbek I, p. 488.
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[210/0228] Erſtes Buch. geſinnten Partei unter den Fürſten waren die Ritter ver- bündet. III. Von allen Seiten waren da die Städte bedrängt, von der Reichsgewalt, die ihnen immer ſtärkere Laſten auf- legte, von dieſen Rittern, von den Fürſten, welche 1512 ſogar die alte Frage über die Pfahlbürger rege machten. Aber ſie wehrten ſich auf das tapferſte. Wie manchen räuberiſchen Edelmann hat Lübek von ſeinem Hofe weg- geholt. Gegen Ende des funfzehnten Jahrhunderts hat es ein Bündniß mit benachbarten mittelbaren Städten ge- ſchloſſen ausdrücklich zu dem Zweck, die Landesherrſchaf- ten ihre bisherigen Befugniſſe nicht überſchreiten zu laſſen. Dem König Johann von Dänemark half es nichts, daß Kaiſer Maximilian ſeine Beſtrebungen eine Zeitlang begün- ſtigte. Im Jahre 1509 griffen ihn die hanſiſchen Städte, nicht einmal alle, auf ſeinen Inſeln an, eroberten ſeine Schiffe in Helſingör, führten ſeine Glocken fort, um ſie in ihren Capellen aufzuhängen, und blieben auf der offnen See vollkommen Meiſter. Ein lübekiſches Schiff, in der Schlacht bei Bornholm von drei däniſchen geentert, er- wehrt ſich zweier von ihnen und bemächtigt ſich des drit- ten; im Jahr 1511 kehrt die Lübeker Flotte mit einer Beute von 18 holländiſchen Schiffen nach der Trave zurück. 1 Und einen nicht minder freudigen Widerſtand leiſteten die oberländiſchen Städte, in ſo fern ſie nicht durch den ſchwäbiſchen Bund geſchützt waren, ihren Feinden. Wie trefflich war Nürnberg gerüſtet! Jeden erlittenen Schaden ſuchte es in dem Gebiete der Gegner zu rächen; nicht ſel- 1 Becker Geſchichte von Luͤbek I, p. 488.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/228>, abgerufen am 21.11.2024.