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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Reichstag zu Mainz 1517.
sie erhoben;" die Abgeordneten von Speier fügten hinzu,
die Sickingenschen seyen des Vorhabens, den Spitalhof
von Speier zu verbrennen; Mühlhausen beschwerte sich zu-
gleich im Namen von Nordhausen und Goßlar, daß es
Schirmgeld zahle und doch nicht beschirmt werde; Lübek
zählte alle die Unbill auf, die es von dem König von Dä-
nemark, Edeln und Unedeln erfahre, von dem Reich könne
es keine Hülfe erlangen und sey doch seinerseits von dem-
selben so hoch belastet, es müsse sein Geld zum Kammer-
gericht geben, das immer zu Nachtheil, niemals zu Nutzen
der Stadt urtheile. Andre Städte verschwiegen ihre Be-
schwerden, weil sie sahen, daß das doch nichts helfe. In-
dessen hielten die Ritter Versammlungen zu Friedberg, Geln-
hausen, Bingen und Wimpfen, und der Kaiser schickte Ab-
geordnete zu ihnen um sie zu beruhigen. Auf dem Reichs-
tag selbst erschien Anna von Braunschweig, verwitwete
Landgräfin von Hessen mit den bittersten Klagen: in Hes-
sen könne sie kein Recht bekommen, vergeblich ziehe sie
dem Kaiser und dem Kammergericht nach; ihr Witthum
Melsungen sey zergangen; mit einer Magd müsse sie durch
das Land ziehn, wie eine Zigeunerin, ihre Kleinodien ja
ihre Kleider versetzen; sie könne ihre Schulden nicht mehr
bezahlen, sie werde noch betteln gehn müssen.

"Summa Summarum," schreibt der Frankfurter Ge-
sandte, "hier ist nichts als Klage und Gebrechen: höchlich
ist zu besorgen, daß dafür kein Rath gefunden wird." 1

Auf das dringendeste wendeten sich die Stände an den
Kaiser; sie beschwuren ihn, um Gottes und der Gerech-
tigkeit, seiner selber, des heiligen Reiches, der deutschen

1 Philipp Fürstenberg 26 Juli. Im 32sten Band der Frankf.

Reichstag zu Mainz 1517.
ſie erhoben;“ die Abgeordneten von Speier fügten hinzu,
die Sickingenſchen ſeyen des Vorhabens, den Spitalhof
von Speier zu verbrennen; Mühlhauſen beſchwerte ſich zu-
gleich im Namen von Nordhauſen und Goßlar, daß es
Schirmgeld zahle und doch nicht beſchirmt werde; Lübek
zählte alle die Unbill auf, die es von dem König von Dä-
nemark, Edeln und Unedeln erfahre, von dem Reich könne
es keine Hülfe erlangen und ſey doch ſeinerſeits von dem-
ſelben ſo hoch belaſtet, es müſſe ſein Geld zum Kammer-
gericht geben, das immer zu Nachtheil, niemals zu Nutzen
der Stadt urtheile. Andre Städte verſchwiegen ihre Be-
ſchwerden, weil ſie ſahen, daß das doch nichts helfe. In-
deſſen hielten die Ritter Verſammlungen zu Friedberg, Geln-
hauſen, Bingen und Wimpfen, und der Kaiſer ſchickte Ab-
geordnete zu ihnen um ſie zu beruhigen. Auf dem Reichs-
tag ſelbſt erſchien Anna von Braunſchweig, verwitwete
Landgräfin von Heſſen mit den bitterſten Klagen: in Heſ-
ſen könne ſie kein Recht bekommen, vergeblich ziehe ſie
dem Kaiſer und dem Kammergericht nach; ihr Witthum
Melſungen ſey zergangen; mit einer Magd müſſe ſie durch
das Land ziehn, wie eine Zigeunerin, ihre Kleinodien ja
ihre Kleider verſetzen; ſie könne ihre Schulden nicht mehr
bezahlen, ſie werde noch betteln gehn müſſen.

„Summa Summarum,“ ſchreibt der Frankfurter Ge-
ſandte, „hier iſt nichts als Klage und Gebrechen: höchlich
iſt zu beſorgen, daß dafür kein Rath gefunden wird.“ 1

Auf das dringendeſte wendeten ſich die Stände an den
Kaiſer; ſie beſchwuren ihn, um Gottes und der Gerech-
tigkeit, ſeiner ſelber, des heiligen Reiches, der deutſchen

1 Philipp Fuͤrſtenberg 26 Juli. Im 32ſten Band der Frankf.
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[221/0239] Reichstag zu Mainz 1517. ſie erhoben;“ die Abgeordneten von Speier fügten hinzu, die Sickingenſchen ſeyen des Vorhabens, den Spitalhof von Speier zu verbrennen; Mühlhauſen beſchwerte ſich zu- gleich im Namen von Nordhauſen und Goßlar, daß es Schirmgeld zahle und doch nicht beſchirmt werde; Lübek zählte alle die Unbill auf, die es von dem König von Dä- nemark, Edeln und Unedeln erfahre, von dem Reich könne es keine Hülfe erlangen und ſey doch ſeinerſeits von dem- ſelben ſo hoch belaſtet, es müſſe ſein Geld zum Kammer- gericht geben, das immer zu Nachtheil, niemals zu Nutzen der Stadt urtheile. Andre Städte verſchwiegen ihre Be- ſchwerden, weil ſie ſahen, daß das doch nichts helfe. In- deſſen hielten die Ritter Verſammlungen zu Friedberg, Geln- hauſen, Bingen und Wimpfen, und der Kaiſer ſchickte Ab- geordnete zu ihnen um ſie zu beruhigen. Auf dem Reichs- tag ſelbſt erſchien Anna von Braunſchweig, verwitwete Landgräfin von Heſſen mit den bitterſten Klagen: in Heſ- ſen könne ſie kein Recht bekommen, vergeblich ziehe ſie dem Kaiſer und dem Kammergericht nach; ihr Witthum Melſungen ſey zergangen; mit einer Magd müſſe ſie durch das Land ziehn, wie eine Zigeunerin, ihre Kleinodien ja ihre Kleider verſetzen; ſie könne ihre Schulden nicht mehr bezahlen, ſie werde noch betteln gehn müſſen. „Summa Summarum,“ ſchreibt der Frankfurter Ge- ſandte, „hier iſt nichts als Klage und Gebrechen: höchlich iſt zu beſorgen, daß dafür kein Rath gefunden wird.“ 1 Auf das dringendeſte wendeten ſich die Stände an den Kaiſer; ſie beſchwuren ihn, um Gottes und der Gerech- tigkeit, ſeiner ſelber, des heiligen Reiches, der deutſchen 1 Philipp Fuͤrſtenberg 26 Juli. Im 32ſten Band der Frankf.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/239>, abgerufen am 24.11.2024.