Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Ablaß in Deutschland. Vernehmen mit dem Papst aufrecht zu erhalten. Einerder angesehensten deutschen Reichsfürsten, der Erzcanzler von Germanien, Churfürst Albrecht von Mainz, geborner Markgraf von Brandenburg, war so stark in das Interesse gezogen als möglich: ein Theil des Ertrages war für sei- nen eignen Vortheil bestimmt. Von den drei Commissionen nemlich, in welche die Wir erinnern uns, welche Kosten die so oft wieder- 1 Dessen Unterbevollmächtigter war Samson, von dem es in
einer Flugschrift von 1521 heißt: er habe den Bauern "Baßporten geben in den Hymel durch ein Tollmetschen, von welchem Kaufmann- schatz hatt er gut silberin Platten gefiret gen Mailand." Ablaß in Deutſchland. Vernehmen mit dem Papſt aufrecht zu erhalten. Einerder angeſehenſten deutſchen Reichsfürſten, der Erzcanzler von Germanien, Churfürſt Albrecht von Mainz, geborner Markgraf von Brandenburg, war ſo ſtark in das Intereſſe gezogen als möglich: ein Theil des Ertrages war für ſei- nen eignen Vortheil beſtimmt. Von den drei Commiſſionen nemlich, in welche die Wir erinnern uns, welche Koſten die ſo oft wieder- 1 Deſſen Unterbevollmaͤchtigter war Samſon, von dem es in
einer Flugſchrift von 1521 heißt: er habe den Bauern „Baßporten geben in den Hymel durch ein Tollmetſchen, von welchem Kaufmann- ſchatz hatt er gut ſilberin Platten gefiret gen Mailand.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0327" n="309"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Ablaß in Deutſchland</hi>.</fw><lb/> Vernehmen mit dem Papſt aufrecht zu erhalten. Einer<lb/> der angeſehenſten deutſchen Reichsfürſten, der Erzcanzler<lb/> von Germanien, Churfürſt Albrecht von Mainz, geborner<lb/> Markgraf von Brandenburg, war ſo ſtark in das Intereſſe<lb/> gezogen als möglich: ein Theil des Ertrages war für ſei-<lb/> nen eignen Vortheil beſtimmt.</p><lb/> <p>Von den drei Commiſſionen nemlich, in welche die<lb/> deutſchen Gebiete getheilt waren, umfaßte die eine, welche ein<lb/> Mitglied der römiſchen Prälatur Arcimbold verwaltete, den<lb/> größten Theil der ober- und niederdeutſchen Diöceſen; die<lb/> andre, welche nur Öſtreich und die Schweiz begriff, fiel<lb/> den Unterbeamten des Franciscanergenerals Chriſtoph Nu-<lb/> mai von Forli anheim; <note place="foot" n="1">Deſſen Unterbevollmaͤchtigter war Samſon, von dem es in<lb/> einer Flugſchrift von 1521 heißt: er habe den Bauern „Baßporten<lb/> geben in den Hymel durch ein Tollmetſchen, von welchem Kaufmann-<lb/> ſchatz hatt er gut ſilberin Platten gefiret gen Mailand.“</note> die dritte hatte der Churfürſt von<lb/> Mainz ſelbſt übernommen, in ſeinen eignen großen erzbi-<lb/> ſchöflichen Provinzen, Mainz und Magdeburg, und zwar<lb/> auf folgende Veranlaſſung.</p><lb/> <p>Wir erinnern uns, welche Koſten die ſo oft wieder-<lb/> kehrenden Vacanzen dem Erzſtift Mainz verurſacht hatten.<lb/> Im Jahr 1513 wählte das Capitel den Markgrafen Albrecht<lb/> auch deshalb, weil er dem Stifte mit den Koſten des Pal-<lb/> liums nicht beſchwerlich zu werden verſprach. Allein auch<lb/> er wäre nicht fähig geweſen ſie aus eignen Mitteln zu be-<lb/> ſtreiten. Man traf die Auskunft, daß er zu Befriedigung<lb/> des römiſchen Hofes 30000 G. bei dem Hauſe der Fugger<lb/> in Augsburg aufnahm, und um dieſe zurückzahlen zu kön-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [309/0327]
Ablaß in Deutſchland.
Vernehmen mit dem Papſt aufrecht zu erhalten. Einer
der angeſehenſten deutſchen Reichsfürſten, der Erzcanzler
von Germanien, Churfürſt Albrecht von Mainz, geborner
Markgraf von Brandenburg, war ſo ſtark in das Intereſſe
gezogen als möglich: ein Theil des Ertrages war für ſei-
nen eignen Vortheil beſtimmt.
Von den drei Commiſſionen nemlich, in welche die
deutſchen Gebiete getheilt waren, umfaßte die eine, welche ein
Mitglied der römiſchen Prälatur Arcimbold verwaltete, den
größten Theil der ober- und niederdeutſchen Diöceſen; die
andre, welche nur Öſtreich und die Schweiz begriff, fiel
den Unterbeamten des Franciscanergenerals Chriſtoph Nu-
mai von Forli anheim; 1 die dritte hatte der Churfürſt von
Mainz ſelbſt übernommen, in ſeinen eignen großen erzbi-
ſchöflichen Provinzen, Mainz und Magdeburg, und zwar
auf folgende Veranlaſſung.
Wir erinnern uns, welche Koſten die ſo oft wieder-
kehrenden Vacanzen dem Erzſtift Mainz verurſacht hatten.
Im Jahr 1513 wählte das Capitel den Markgrafen Albrecht
auch deshalb, weil er dem Stifte mit den Koſten des Pal-
liums nicht beſchwerlich zu werden verſprach. Allein auch
er wäre nicht fähig geweſen ſie aus eignen Mitteln zu be-
ſtreiten. Man traf die Auskunft, daß er zu Befriedigung
des römiſchen Hofes 30000 G. bei dem Hauſe der Fugger
in Augsburg aufnahm, und um dieſe zurückzahlen zu kön-
1 Deſſen Unterbevollmaͤchtigter war Samſon, von dem es in
einer Flugſchrift von 1521 heißt: er habe den Bauern „Baßporten
geben in den Hymel durch ein Tollmetſchen, von welchem Kaufmann-
ſchatz hatt er gut ſilberin Platten gefiret gen Mailand.“
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