Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Zweites Buch. Zweites Capitel. tage, sagt er selbst, habe er gearbeitet sein Haus groß zumachen; alle seine Mühe würde jedoch verloren seyn, wenn er nicht auch dieses letzte Ziel erreiche. 1 Dazu bedurfte er aber vor allen Dingen der Unterstützung der geist- lichen Gewalt. Denn so weit hatten sich die Gemüther noch nicht von den Ideen des Mittelalters losgerissen, daß man nicht außer dem kaiserlichen Titel den Maximilian führte, doch auch den Act der Krönung noch immer für nothwendig gehalten hätte, um in ihm die volle Würde eines Kaisers anzuerkennen. Bei dem Vorhaben, seinen Enkel zum römischen König zu erheben, stieß Maximilian vor allem auf die Einwendung, daß er ja selbst noch nicht gekrönt sey. Er faßte die Idee, sich wenn nicht in Rom, doch wenigstens mit der ächten Krone eines rö- mischen Kaisers krönen, dieselbe sich zu dem Ende über die Alpen zusenden zu lassen, und eröffnete hierüber Unterhand- lungen mit dem römischen Hof. Man sieht, wie sehr er hiedurch in die Nothwendigkeit gerieth ihn nicht allein zu schonen, sondern sich um seine Gunst zu bemühen. Auch noch von einer andern Seite her näherten sich 1 Schreiben vom 24sten Mai 1518.
Zweites Buch. Zweites Capitel. tage, ſagt er ſelbſt, habe er gearbeitet ſein Haus groß zumachen; alle ſeine Mühe würde jedoch verloren ſeyn, wenn er nicht auch dieſes letzte Ziel erreiche. 1 Dazu bedurfte er aber vor allen Dingen der Unterſtützung der geiſt- lichen Gewalt. Denn ſo weit hatten ſich die Gemüther noch nicht von den Ideen des Mittelalters losgeriſſen, daß man nicht außer dem kaiſerlichen Titel den Maximilian führte, doch auch den Act der Krönung noch immer für nothwendig gehalten hätte, um in ihm die volle Würde eines Kaiſers anzuerkennen. Bei dem Vorhaben, ſeinen Enkel zum römiſchen König zu erheben, ſtieß Maximilian vor allem auf die Einwendung, daß er ja ſelbſt noch nicht gekrönt ſey. Er faßte die Idee, ſich wenn nicht in Rom, doch wenigſtens mit der ächten Krone eines rö- miſchen Kaiſers krönen, dieſelbe ſich zu dem Ende über die Alpen zuſenden zu laſſen, und eröffnete hierüber Unterhand- lungen mit dem römiſchen Hof. Man ſieht, wie ſehr er hiedurch in die Nothwendigkeit gerieth ihn nicht allein zu ſchonen, ſondern ſich um ſeine Gunſt zu bemühen. Auch noch von einer andern Seite her näherten ſich 1 Schreiben vom 24ſten Mai 1518.
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Zweites Buch. Zweites Capitel.
tage, ſagt er ſelbſt, habe er gearbeitet ſein Haus groß zu
machen; alle ſeine Mühe würde jedoch verloren ſeyn, wenn
er nicht auch dieſes letzte Ziel erreiche. 1 Dazu bedurfte
er aber vor allen Dingen der Unterſtützung der geiſt-
lichen Gewalt. Denn ſo weit hatten ſich die Gemüther
noch nicht von den Ideen des Mittelalters losgeriſſen, daß
man nicht außer dem kaiſerlichen Titel den Maximilian
führte, doch auch den Act der Krönung noch immer für
nothwendig gehalten hätte, um in ihm die volle Würde
eines Kaiſers anzuerkennen. Bei dem Vorhaben, ſeinen
Enkel zum römiſchen König zu erheben, ſtieß Maximilian
vor allem auf die Einwendung, daß er ja ſelbſt noch
nicht gekrönt ſey. Er faßte die Idee, ſich wenn nicht
in Rom, doch wenigſtens mit der ächten Krone eines rö-
miſchen Kaiſers krönen, dieſelbe ſich zu dem Ende über die
Alpen zuſenden zu laſſen, und eröffnete hierüber Unterhand-
lungen mit dem römiſchen Hof. Man ſieht, wie ſehr er
hiedurch in die Nothwendigkeit gerieth ihn nicht allein zu
ſchonen, ſondern ſich um ſeine Gunſt zu bemühen.
Auch noch von einer andern Seite her näherten ſich
einander Kaiſer und Papſt. Wir gedachten jener Bewilli-
gung eines Zehnten zu einem Türkenkrieg, welche ſich das
Lateranconcilium noch vor ſeinem Schluſſe abgewinnen laſ-
ſen. Es iſt ſehr bezeichnend, daß während ganz Europa
darüber in Erſtaunen gerieth, ſich dagegenſetzte, Maximi-
lian darauf eingieng. Auch er nemlich wünſchte nichts
mehr, als endlich einmal wieder eine größere Reichsſteuer
auszubringen; wir wiſſen jedoch, welche mächtige Oppo-
1 Schreiben vom 24ſten Mai 1518.
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