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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Verhältnisse deutscher Fürsten.
dieser zurückkam, ließ sich alles zu offener Fehde an, deren
Ausbruch nur noch von dem in der Mitte dieser Irrun-
gen ziemlich unparteiisch dastehenden, oder vielmehr mit
beiden Seiten verbündeten Meklenburg verhindert wurde.

Schon an diesem Beispiel zeigt sich, daß es wenig Unter-
schied machte, ob man geistlicher oder weltlicher Fürst war.

Denn schon lange wurden die höhern geistlichen Stel-
len nicht mehr nach geistlichem Verdienst, sondern nach den
Wünschen der vorwaltenden Fürsten, vor allem des Kaisers,
oder nach der Convenienz des benachbarten Adels der in
den Capiteln saß vertheilt; ja es war wie wir sahen schon
seit dem vorigen Jahrhundert eine Maxime des römischen
Hofes, seinen Einfluß zur Beförderung der jüngern Söhne
aus fürstlichen Häusern zu verwenden. 1 Im Anfang des
sechszehnten Jahrhunderts war man damit in nicht weni-
gen Stiftern zu Stande gekommen. In Niederdeutschland
wetteiferten Braunschweig und Lauenburg vorzüglich auch
in dieser Beziehung. Das Haus Braunschweig zu Wol-
fenbüttel und Grubenhagen hatte das Erzbisthum Bremen,
die Bisthümer Minden, Verden, Osnabrück und Pader-
born; das Haus Lauenburg hatte Münster und Hildesheim
an sich gebracht. Wir sahen, wie reichlich Brandenburg be-
dacht war. Lothringische Prinzen finden wir als Bischöfe
in Metz Toul und Verdun: die Pfalz besaß Freisingen, Re-
gensburg, Speier, Naumburg, wozu später noch Utrecht kam;
Baiern erlangte Passau. Im Jahre 1516 postulirte das
Capitel von Schwerin den Prinzen Magnus von Meklen-

1 Vgl. S. 61. Äneas Sylvius Epistola ad Martinum Maier
p.
679.

Verhaͤltniſſe deutſcher Fuͤrſten.
dieſer zurückkam, ließ ſich alles zu offener Fehde an, deren
Ausbruch nur noch von dem in der Mitte dieſer Irrun-
gen ziemlich unparteiiſch daſtehenden, oder vielmehr mit
beiden Seiten verbündeten Meklenburg verhindert wurde.

Schon an dieſem Beiſpiel zeigt ſich, daß es wenig Unter-
ſchied machte, ob man geiſtlicher oder weltlicher Fürſt war.

Denn ſchon lange wurden die höhern geiſtlichen Stel-
len nicht mehr nach geiſtlichem Verdienſt, ſondern nach den
Wünſchen der vorwaltenden Fürſten, vor allem des Kaiſers,
oder nach der Convenienz des benachbarten Adels der in
den Capiteln ſaß vertheilt; ja es war wie wir ſahen ſchon
ſeit dem vorigen Jahrhundert eine Maxime des römiſchen
Hofes, ſeinen Einfluß zur Beförderung der jüngern Söhne
aus fürſtlichen Häuſern zu verwenden. 1 Im Anfang des
ſechszehnten Jahrhunderts war man damit in nicht weni-
gen Stiftern zu Stande gekommen. In Niederdeutſchland
wetteiferten Braunſchweig und Lauenburg vorzüglich auch
in dieſer Beziehung. Das Haus Braunſchweig zu Wol-
fenbüttel und Grubenhagen hatte das Erzbisthum Bremen,
die Bisthümer Minden, Verden, Osnabrück und Pader-
born; das Haus Lauenburg hatte Münſter und Hildesheim
an ſich gebracht. Wir ſahen, wie reichlich Brandenburg be-
dacht war. Lothringiſche Prinzen finden wir als Biſchöfe
in Metz Toul und Verdun: die Pfalz beſaß Freiſingen, Re-
gensburg, Speier, Naumburg, wozu ſpäter noch Utrecht kam;
Baiern erlangte Paſſau. Im Jahre 1516 poſtulirte das
Capitel von Schwerin den Prinzen Magnus von Meklen-

1 Vgl. S. 61. Aͤneas Sylvius Epistola ad Martinum Maier
p.
679.
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[347/0365] Verhaͤltniſſe deutſcher Fuͤrſten. dieſer zurückkam, ließ ſich alles zu offener Fehde an, deren Ausbruch nur noch von dem in der Mitte dieſer Irrun- gen ziemlich unparteiiſch daſtehenden, oder vielmehr mit beiden Seiten verbündeten Meklenburg verhindert wurde. Schon an dieſem Beiſpiel zeigt ſich, daß es wenig Unter- ſchied machte, ob man geiſtlicher oder weltlicher Fürſt war. Denn ſchon lange wurden die höhern geiſtlichen Stel- len nicht mehr nach geiſtlichem Verdienſt, ſondern nach den Wünſchen der vorwaltenden Fürſten, vor allem des Kaiſers, oder nach der Convenienz des benachbarten Adels der in den Capiteln ſaß vertheilt; ja es war wie wir ſahen ſchon ſeit dem vorigen Jahrhundert eine Maxime des römiſchen Hofes, ſeinen Einfluß zur Beförderung der jüngern Söhne aus fürſtlichen Häuſern zu verwenden. 1 Im Anfang des ſechszehnten Jahrhunderts war man damit in nicht weni- gen Stiftern zu Stande gekommen. In Niederdeutſchland wetteiferten Braunſchweig und Lauenburg vorzüglich auch in dieſer Beziehung. Das Haus Braunſchweig zu Wol- fenbüttel und Grubenhagen hatte das Erzbisthum Bremen, die Bisthümer Minden, Verden, Osnabrück und Pader- born; das Haus Lauenburg hatte Münſter und Hildesheim an ſich gebracht. Wir ſahen, wie reichlich Brandenburg be- dacht war. Lothringiſche Prinzen finden wir als Biſchöfe in Metz Toul und Verdun: die Pfalz beſaß Freiſingen, Re- gensburg, Speier, Naumburg, wozu ſpäter noch Utrecht kam; Baiern erlangte Paſſau. Im Jahre 1516 poſtulirte das Capitel von Schwerin den Prinzen Magnus von Meklen- 1 Vgl. S. 61. Aͤneas Sylvius Epistola ad Martinum Maier p. 679.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/365>, abgerufen am 22.11.2024.