Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Zweites Buch. Zweites Capitel. Maximilian war unaufhörlich bemüht, diese Einwen- Das war ihm jedoch nicht bestimmt. Er erkrankte 1 Maximilian forderte sogar, der Papst selbst solle nach Trient
kommen und ihn krönen. Er führte an, daß er ja auch zu Franz I nach Bologna gekommen sey. Aber der Cerimonienmeister hielt eine Krönung außerhalb Roms überhaupt für unstatthaft. Wären selbst Papst und Kaiser in Einer Provinz, so dürfe der Papst den Kaiser daselbst nicht krönen, er müsse ihn lieber allein nach Rom ziehen und dort von einem Cardinal krönen lassen. Paris de Grassis bei Hofs- mann p. 425. Zweites Buch. Zweites Capitel. Maximilian war unaufhörlich bemüht, dieſe Einwen- Das war ihm jedoch nicht beſtimmt. Er erkrankte 1 Maximilian forderte ſogar, der Papſt ſelbſt ſolle nach Trient
kommen und ihn kroͤnen. Er fuͤhrte an, daß er ja auch zu Franz I nach Bologna gekommen ſey. Aber der Cerimonienmeiſter hielt eine Kroͤnung außerhalb Roms uͤberhaupt fuͤr unſtatthaft. Waͤren ſelbſt Papſt und Kaiſer in Einer Provinz, ſo duͤrfe der Papſt den Kaiſer daſelbſt nicht kroͤnen, er muͤſſe ihn lieber allein nach Rom ziehen und dort von einem Cardinal kroͤnen laſſen. Paris de Graſſis bei Hofſ- mann p. 425. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0376" n="358"/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Zweites Buch. Zweites Capitel</hi>.</fw><lb/> <p>Maximilian war unaufhörlich bemüht, dieſe Einwen-<lb/> dungen und ihre tiefern Gründe zu beſeitigen. Mit dem<lb/> römiſchen Hof ward wie über die Herausſendung der<lb/> Krone, <note place="foot" n="1">Maximilian forderte ſogar, der Papſt ſelbſt ſolle nach Trient<lb/> kommen und ihn kroͤnen. Er fuͤhrte an, daß er ja auch zu Franz <hi rendition="#aq">I</hi><lb/> nach Bologna gekommen ſey. Aber der Cerimonienmeiſter hielt eine<lb/> Kroͤnung außerhalb Roms uͤberhaupt fuͤr unſtatthaft. Waͤren ſelbſt<lb/> Papſt und Kaiſer in Einer Provinz, ſo duͤrfe der Papſt den Kaiſer<lb/> daſelbſt nicht kroͤnen, er muͤſſe ihn lieber allein nach Rom ziehen und<lb/> dort von einem Cardinal kroͤnen laſſen. Paris de Graſſis bei Hofſ-<lb/> mann <hi rendition="#aq">p.</hi> 425.</note> ſo über die Zurücknahme jener Conſtitution leb-<lb/> haft unterhandelt. Die ſonderbarſten Pläne kamen zum<lb/> Vorſchein. Maximilian dachte einmal zu abdiciren, um<lb/> das eine, und den Reſt ſeiner Tage in Neapel zuzubrin-<lb/> gen, wohl nicht ohne durch die Krone dieſes Landes für<lb/> ſeine Verzichtleiſtungen entſchädigt zu werden, um das an-<lb/> dre jener Hinderniſſe wegzuräumen. Die Ärzte hatten ihm<lb/> ohnehin geſagt, daß er in Neapel wieder geſund werden<lb/> könne. Die deutſchen Unterhandlungen dachte er auf einer<lb/> Zuſammenkunft die im nächſten März in Frankfurt Statt<lb/> finden ſolle, zu beendigen. Auf das dringendſte ließ er<lb/> Churf. Friedrich bitten, ja nicht auszubleiben: er ſelbſt ge-<lb/> denke ſich bald nach Neujahr zu erheben.</p><lb/> <p>Das war ihm jedoch nicht beſtimmt. Er erkrankte<lb/> noch auf der Reiſe in ſeine Erblande, zu Wels. Alle Tage<lb/> der Krankheit füllte er noch aus mit Fortſetzung der Un-<lb/> terhandlungen über die Succeſſion: die ſchlafloſen Nächte<lb/> ließ er ſich dann die Stammgeſchichte ſeiner Altvordern<lb/> vorleſen; Vergangenheit und Zukunft ſeines Hauſes beſchäf-<lb/> tigten ihn, als er ſtarb: 12 Jan. 1519.</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [358/0376]
Zweites Buch. Zweites Capitel.
Maximilian war unaufhörlich bemüht, dieſe Einwen-
dungen und ihre tiefern Gründe zu beſeitigen. Mit dem
römiſchen Hof ward wie über die Herausſendung der
Krone, 1 ſo über die Zurücknahme jener Conſtitution leb-
haft unterhandelt. Die ſonderbarſten Pläne kamen zum
Vorſchein. Maximilian dachte einmal zu abdiciren, um
das eine, und den Reſt ſeiner Tage in Neapel zuzubrin-
gen, wohl nicht ohne durch die Krone dieſes Landes für
ſeine Verzichtleiſtungen entſchädigt zu werden, um das an-
dre jener Hinderniſſe wegzuräumen. Die Ärzte hatten ihm
ohnehin geſagt, daß er in Neapel wieder geſund werden
könne. Die deutſchen Unterhandlungen dachte er auf einer
Zuſammenkunft die im nächſten März in Frankfurt Statt
finden ſolle, zu beendigen. Auf das dringendſte ließ er
Churf. Friedrich bitten, ja nicht auszubleiben: er ſelbſt ge-
denke ſich bald nach Neujahr zu erheben.
Das war ihm jedoch nicht beſtimmt. Er erkrankte
noch auf der Reiſe in ſeine Erblande, zu Wels. Alle Tage
der Krankheit füllte er noch aus mit Fortſetzung der Un-
terhandlungen über die Succeſſion: die ſchlafloſen Nächte
ließ er ſich dann die Stammgeſchichte ſeiner Altvordern
vorleſen; Vergangenheit und Zukunft ſeines Hauſes beſchäf-
tigten ihn, als er ſtarb: 12 Jan. 1519.
1 Maximilian forderte ſogar, der Papſt ſelbſt ſolle nach Trient
kommen und ihn kroͤnen. Er fuͤhrte an, daß er ja auch zu Franz I
nach Bologna gekommen ſey. Aber der Cerimonienmeiſter hielt eine
Kroͤnung außerhalb Roms uͤberhaupt fuͤr unſtatthaft. Waͤren ſelbſt
Papſt und Kaiſer in Einer Provinz, ſo duͤrfe der Papſt den Kaiſer
daſelbſt nicht kroͤnen, er muͤſſe ihn lieber allein nach Rom ziehen und
dort von einem Cardinal kroͤnen laſſen. Paris de Graſſis bei Hofſ-
mann p. 425.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |