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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.

Und indem erhob sich schon jene französisch gesinnte
Opposition, die von dem verstorbenen Kaiser niedergehal-
ten war, zu offener Gewaltthat. Unmittelbar von den Ex-
sequien Maximilians hinwegeilend machte Ulrich von Wir-
tenberg einen Angriff auf Reutlingen, wo ihm einer sei-
ner Vögte erschlagen worden, nahm die Stadt ein, und
brachte mit französischem Geld 1 ein stattliches Heer zu-
sammen, mit dem er sich an alle seinen Feinden nament-
lich den Herzogen von Baiern zu rächen gedachte; er un-
terhandelte mit den Schweizern und hoffte sie wider den
schwäbischen Bund in die Waffen zu bringen. Etwas spä-
ter, eben in der Charwoche erhob sich auch der Bischof
von Hildesheim, unter Anrufung der Jungfrau Maria,
und verhängte über das Land seiner braunschweigischen
Feinde furchtbare Verwüstung. Der Herzog von Lüne-
burg, der auch von Frankreich Geld empfangen, stand ihm
zur Seite, warb allenthalben Freunde, und rüstete sich auf
das stattlichste; der Herzog von Geldern hatte ihm Hülfe
zuzusenden versprochen.

Auch mit andern Kriegshäuptern unterhandelten die
Franzosen: in Oberdeutschland unter andern mit Sickin-
gen, in Niederdeutschland mit Heinrich von Meklenburg.
Der letztere sollte sich verpflichten, mit seinen Mannschaf-
ten nach geschehener Wahl auf Trierschem Gebiete in Co-
blenz sich einzufinden, um die Pension zu verdienen, die
ihm der König gewährte. 2


1 Franz hat sich später beklagt, daß Ulrich die Summe ange-
geben die er empfangen. Vgl. Sattler II, 92. Ein Schreiben bei
Sanuto 27 April 1519. S. M. Xma era quello che dava danari
al duca di Virtenberg, accio tenesse la guerra in Germania.
2 Rudloff Neuere Geschichte von Meklenburg I, p. 50. Auch
Zweites Buch. Zweites Capitel.

Und indem erhob ſich ſchon jene franzöſiſch geſinnte
Oppoſition, die von dem verſtorbenen Kaiſer niedergehal-
ten war, zu offener Gewaltthat. Unmittelbar von den Ex-
ſequien Maximilians hinwegeilend machte Ulrich von Wir-
tenberg einen Angriff auf Reutlingen, wo ihm einer ſei-
ner Vögte erſchlagen worden, nahm die Stadt ein, und
brachte mit franzöſiſchem Geld 1 ein ſtattliches Heer zu-
ſammen, mit dem er ſich an alle ſeinen Feinden nament-
lich den Herzogen von Baiern zu rächen gedachte; er un-
terhandelte mit den Schweizern und hoffte ſie wider den
ſchwäbiſchen Bund in die Waffen zu bringen. Etwas ſpä-
ter, eben in der Charwoche erhob ſich auch der Biſchof
von Hildesheim, unter Anrufung der Jungfrau Maria,
und verhängte über das Land ſeiner braunſchweigiſchen
Feinde furchtbare Verwüſtung. Der Herzog von Lüne-
burg, der auch von Frankreich Geld empfangen, ſtand ihm
zur Seite, warb allenthalben Freunde, und rüſtete ſich auf
das ſtattlichſte; der Herzog von Geldern hatte ihm Hülfe
zuzuſenden verſprochen.

Auch mit andern Kriegshäuptern unterhandelten die
Franzoſen: in Oberdeutſchland unter andern mit Sickin-
gen, in Niederdeutſchland mit Heinrich von Meklenburg.
Der letztere ſollte ſich verpflichten, mit ſeinen Mannſchaf-
ten nach geſchehener Wahl auf Trierſchem Gebiete in Co-
blenz ſich einzufinden, um die Penſion zu verdienen, die
ihm der König gewährte. 2


1 Franz hat ſich ſpaͤter beklagt, daß Ulrich die Summe ange-
geben die er empfangen. Vgl. Sattler II, 92. Ein Schreiben bei
Sanuto 27 April 1519. S. M. Xma era quello che dava danari
al duca di Virtenberg, accio tenesse la guerra in Germania.
2 Rudloff Neuere Geſchichte von Meklenburg I, p. 50. Auch
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[364/0382] Zweites Buch. Zweites Capitel. Und indem erhob ſich ſchon jene franzöſiſch geſinnte Oppoſition, die von dem verſtorbenen Kaiſer niedergehal- ten war, zu offener Gewaltthat. Unmittelbar von den Ex- ſequien Maximilians hinwegeilend machte Ulrich von Wir- tenberg einen Angriff auf Reutlingen, wo ihm einer ſei- ner Vögte erſchlagen worden, nahm die Stadt ein, und brachte mit franzöſiſchem Geld 1 ein ſtattliches Heer zu- ſammen, mit dem er ſich an alle ſeinen Feinden nament- lich den Herzogen von Baiern zu rächen gedachte; er un- terhandelte mit den Schweizern und hoffte ſie wider den ſchwäbiſchen Bund in die Waffen zu bringen. Etwas ſpä- ter, eben in der Charwoche erhob ſich auch der Biſchof von Hildesheim, unter Anrufung der Jungfrau Maria, und verhängte über das Land ſeiner braunſchweigiſchen Feinde furchtbare Verwüſtung. Der Herzog von Lüne- burg, der auch von Frankreich Geld empfangen, ſtand ihm zur Seite, warb allenthalben Freunde, und rüſtete ſich auf das ſtattlichſte; der Herzog von Geldern hatte ihm Hülfe zuzuſenden verſprochen. Auch mit andern Kriegshäuptern unterhandelten die Franzoſen: in Oberdeutſchland unter andern mit Sickin- gen, in Niederdeutſchland mit Heinrich von Meklenburg. Der letztere ſollte ſich verpflichten, mit ſeinen Mannſchaf- ten nach geſchehener Wahl auf Trierſchem Gebiete in Co- blenz ſich einzufinden, um die Penſion zu verdienen, die ihm der König gewährte. 2 1 Franz hat ſich ſpaͤter beklagt, daß Ulrich die Summe ange- geben die er empfangen. Vgl. Sattler II, 92. Ein Schreiben bei Sanuto 27 April 1519. S. M. Xma era quello che dava danari al duca di Virtenberg, accio tenesse la guerra in Germania. 2 Rudloff Neuere Geſchichte von Meklenburg I, p. 50. Auch

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/382>, abgerufen am 25.11.2024.