Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.Kaiserwahl von 1519. len plündernd in das Lüneburgische Gebiet. Auf ihremWeg sah man auf einmal funfzig Dörfer brennen, sie schon- ten keine Kirche: an ihres Vetters Schloß zerstörten sie das eigne welfische Wappen: reiche Beute führten sie mit sich fort. "Sie waren von stolzem Muthe," sagt ein gleich- zeitiges Lied, "sie hatten Silber und rothes Gold: giengen in Sammt mit goldnen Ketten: sie führten zweitausend Wagen mit sich." Höhnisch forderten sie den Herzog von Lüneburg zur Schlacht heraus; der wartete noch immer auf ihm von Geldern zugesagte Hülfe. Hatten die Franzosen durch die Begünstigung des in- Denn eben unter diesen Eindrücken erneuerten nun die Gegen Ende April war ein spanischer Geschäftsträger Ranke d. Gesch. I. 24
Kaiſerwahl von 1519. len plündernd in das Lüneburgiſche Gebiet. Auf ihremWeg ſah man auf einmal funfzig Dörfer brennen, ſie ſchon- ten keine Kirche: an ihres Vetters Schloß zerſtörten ſie das eigne welfiſche Wappen: reiche Beute führten ſie mit ſich fort. „Sie waren von ſtolzem Muthe,“ ſagt ein gleich- zeitiges Lied, „ſie hatten Silber und rothes Gold: giengen in Sammt mit goldnen Ketten: ſie führten zweitauſend Wagen mit ſich.“ Höhniſch forderten ſie den Herzog von Lüneburg zur Schlacht heraus; der wartete noch immer auf ihm von Geldern zugeſagte Hülfe. Hatten die Franzoſen durch die Begünſtigung des in- Denn eben unter dieſen Eindrücken erneuerten nun die Gegen Ende April war ein ſpaniſcher Geſchäftsträger Ranke d. Geſch. I. 24
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Kaiſerwahl von 1519.
len plündernd in das Lüneburgiſche Gebiet. Auf ihrem
Weg ſah man auf einmal funfzig Dörfer brennen, ſie ſchon-
ten keine Kirche: an ihres Vetters Schloß zerſtörten ſie
das eigne welfiſche Wappen: reiche Beute führten ſie mit
ſich fort. „Sie waren von ſtolzem Muthe,“ ſagt ein gleich-
zeitiges Lied, „ſie hatten Silber und rothes Gold: giengen
in Sammt mit goldnen Ketten: ſie führten zweitauſend
Wagen mit ſich.“ Höhniſch forderten ſie den Herzog von
Lüneburg zur Schlacht heraus; der wartete noch immer
auf ihm von Geldern zugeſagte Hülfe.
Hatten die Franzoſen durch die Begünſtigung des in-
nern Krieges ihre Zwecke zu befördern gedacht, ſo ſahen
ſie ſich vollkommen getäuſcht. Dieſe Fehden nahmen, und
zwar in den entſcheidenden Momenten, eine Wendung zu
Gunſten Öſtreichs.
Denn eben unter dieſen Eindrücken erneuerten nun die
Bevollmächtigten ihre Unterhandlungen mit den Churfür-
ſten auf das eifrigſte.
Gegen Ende April war ein ſpaniſcher Geſchäftsträger
eingetroffen, der dem Erzbiſchof von Mainz die Gewährung
aller Forderungen überbrachte, die er aufgeſtellt hatte. Sehr
merkwürdige Zugeſtändniſſe wurden ihm gemacht: volle
Gewalt über die Reichscanzlei; der kaiſerliche Schutz in
den Streitſachen des Stiftes mit Sachſen über Erfurt,
mit Heſſen über einen neuen Zoll; Fürſprache bei dem
Papſt, daß er auch noch ein viertes Bisthum in Deutſch-
land annehmen dürfen, ja ſogar Legat des apoſtoliſchen
Stuhles im Reiche werden ſolle. Überdieß wurden die
ihm zugeſagten Jahrgelder durch beſondre Verſchreibun-
Ranke d. Geſch. I. 24
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