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Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839.

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Zweites Buch. Zweites Capitel.
Nation fanden, hatte sein Ansehn noch vermehrt. Die
moralische Autorität, die Beistimmung der öffentlichen Mei-
nung hieng von dieser Stimme ab: man mußte alles ver-
suchen, sie zu gewinnen.

Der Churfürst selbst war und blieb unzugänglich. Er
wollte von keinen Versprechungen hören: er verbot seinen
Dienern Geschenke zu nehmen: er verwies nur immer auf
den Wahltag, wo er mit seiner Stimme, die er bis dahin
frei haben wolle, hervortreten werde.

Indessen es ist wohl auf Erden keine Stellung die
nicht auf irgend einer Seite zugänglich wäre. Die Ab-
geordneten entschlossen sich einen Schritt zu thun, der wenn
er ausgeführt ward allerdings allen Widerwillen heben
mußte, der sich zwischen Sachsen und Ostreich angesam-
melt hatte. Sie boten dem Bruder des Churfürsten, Her-
zog Johann, die Erzherzogin Catharina, Schwester des Kö-
nigs Carl, für seinen Sohn, den Erben der Churwürde,
Johann Friedrich an.

Herzog Johann antwortete auf den Antrag: der Kö-
nig werde seine Schwester höhern Ortes anbringen können.
Die Gesandten erwiederten: der König wünsche nur die
alte Verwandtschaft beider Häuser zu erneuen. Auf das
geschickteste und schmeichelhafteste widerlegten sie seine Be-
scheidenheit, indem sie daran erinnerten daß die Schwe-
ster Kaiser Friedrichs die Großmutter der Herzoge von
Sachsen gewesen sey. 1

Churfürst Friedrich nahm an diesen Verhandlungen
keinen Antheil, aber er ließ sie geschehen; die Gesandten

1 Müller Geschichte der Protestation p. 689.

Zweites Buch. Zweites Capitel.
Nation fanden, hatte ſein Anſehn noch vermehrt. Die
moraliſche Autorität, die Beiſtimmung der öffentlichen Mei-
nung hieng von dieſer Stimme ab: man mußte alles ver-
ſuchen, ſie zu gewinnen.

Der Churfürſt ſelbſt war und blieb unzugänglich. Er
wollte von keinen Verſprechungen hören: er verbot ſeinen
Dienern Geſchenke zu nehmen: er verwies nur immer auf
den Wahltag, wo er mit ſeiner Stimme, die er bis dahin
frei haben wolle, hervortreten werde.

Indeſſen es iſt wohl auf Erden keine Stellung die
nicht auf irgend einer Seite zugänglich wäre. Die Ab-
geordneten entſchloſſen ſich einen Schritt zu thun, der wenn
er ausgeführt ward allerdings allen Widerwillen heben
mußte, der ſich zwiſchen Sachſen und Oſtreich angeſam-
melt hatte. Sie boten dem Bruder des Churfürſten, Her-
zog Johann, die Erzherzogin Catharina, Schweſter des Kö-
nigs Carl, für ſeinen Sohn, den Erben der Churwürde,
Johann Friedrich an.

Herzog Johann antwortete auf den Antrag: der Kö-
nig werde ſeine Schweſter höhern Ortes anbringen können.
Die Geſandten erwiederten: der König wünſche nur die
alte Verwandtſchaft beider Häuſer zu erneuen. Auf das
geſchickteſte und ſchmeichelhafteſte widerlegten ſie ſeine Be-
ſcheidenheit, indem ſie daran erinnerten daß die Schwe-
ſter Kaiſer Friedrichs die Großmutter der Herzoge von
Sachſen geweſen ſey. 1

Churfürſt Friedrich nahm an dieſen Verhandlungen
keinen Antheil, aber er ließ ſie geſchehen; die Geſandten

1 Muͤller Geſchichte der Proteſtation p. 689.
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[372/0390] Zweites Buch. Zweites Capitel. Nation fanden, hatte ſein Anſehn noch vermehrt. Die moraliſche Autorität, die Beiſtimmung der öffentlichen Mei- nung hieng von dieſer Stimme ab: man mußte alles ver- ſuchen, ſie zu gewinnen. Der Churfürſt ſelbſt war und blieb unzugänglich. Er wollte von keinen Verſprechungen hören: er verbot ſeinen Dienern Geſchenke zu nehmen: er verwies nur immer auf den Wahltag, wo er mit ſeiner Stimme, die er bis dahin frei haben wolle, hervortreten werde. Indeſſen es iſt wohl auf Erden keine Stellung die nicht auf irgend einer Seite zugänglich wäre. Die Ab- geordneten entſchloſſen ſich einen Schritt zu thun, der wenn er ausgeführt ward allerdings allen Widerwillen heben mußte, der ſich zwiſchen Sachſen und Oſtreich angeſam- melt hatte. Sie boten dem Bruder des Churfürſten, Her- zog Johann, die Erzherzogin Catharina, Schweſter des Kö- nigs Carl, für ſeinen Sohn, den Erben der Churwürde, Johann Friedrich an. Herzog Johann antwortete auf den Antrag: der Kö- nig werde ſeine Schweſter höhern Ortes anbringen können. Die Geſandten erwiederten: der König wünſche nur die alte Verwandtſchaft beider Häuſer zu erneuen. Auf das geſchickteſte und ſchmeichelhafteſte widerlegten ſie ſeine Be- ſcheidenheit, indem ſie daran erinnerten daß die Schwe- ſter Kaiſer Friedrichs die Großmutter der Herzoge von Sachſen geweſen ſey. 1 Churfürſt Friedrich nahm an dieſen Verhandlungen keinen Antheil, aber er ließ ſie geſchehen; die Geſandten 1 Muͤller Geſchichte der Proteſtation p. 689.

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Zitationshilfe: Ranke, Leopold von: Deutsche Geschichte im Zeitalter der Reformation. Bd. 1. Berlin, 1839, S. 372. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ranke_reformation01_1839/390>, abgerufen am 22.11.2024.